Kunden haben Krefelder Hafen wiederentdeckt
Thyssens Stahlcenter ist „ein dicker Fisch“. Der Kohleanleger für das Kraftwerk wäre noch einer.
Krefeld. Die Wirtschaft hat den Krefelder Rheinhafen wieder auf dem Zettel. So fasst Geschäftsführer Rainer Schäfer die Stimmung bei der Hafengesellschaft zusammen. Die Wirtschaftskrise hatte auch in der neuen Gesellschaft für Rückschläge gesorgt, aber es geht wieder bergauf.
Dazu haben außer der wirtschaftlichen Erholung vor allem zwei Faktoren beigetragen: die Wiederaufnahme des vollen Container-Betriebs und die Ansiedlung des Thyssen-Stahl-Centers, das im letzten Quartal diesen Jahres auch auf Vollbetrieb gehen will.
Das Unternehmen hält zudem eine Erweiterungsfläche für die bis zu doppelte Größe vor. Gleichzeitig stellt der Hafen sich damit breiter auf, ist nicht mehr so abhängig von branchenspezifischen Entwicklungen.
Ein weiterer "big shot" (Schäfer) für den Hafen wäre der Kohleanleger. Die Pläne für die Errichtung haben ausgelegen. Neun Einwendungen sind bei der Bezirksregierung eingegangen. Im September werden die Pläne gemeinsam mit denen für das Kraftwerk erörtert.
Von der geplanten Investition im Chemiepark hängt viel ab: "Wir gehen davon aus, dass positiv entschieden wird", sagt Schäfer. Die Anlieferung des Brennmaterials für das Kraftwerk würde dem Hafen zwei Millionen Tonnen Kohle bringen.
"Das ist vergleichbar mit der Menge, die der gesamte Chemiepark umschlägt", erläutert Schäfer. Zudem gäbe es einen langfristigen Vertrag, was dem Hafen nachhaltig zu schwarzen Zahlen verhelfen würde.
Dass es wieder aufwärts geht, zeigen die Zahlen. Über 30 Prozent hat der Hafen bei den Schiffsgüterumschlägen zugelegt und damit die Einbrüche annähernd wieder ausgeglichen. Echte Zuwächse gibt es bei der Eisenbahn, die um 11 Prozent zugelegt hat.
Und auch im Containerbereich liege man deutlich über den Zahlen von 2009. Das hängt unter anderem mit der Verbindung nach Malmö zusammen. Die Güterzüge fahren fünfmal pro Woche.
"Vor diesem Hintergrund war unsere Entscheidung, kein Personal zu entlassen und Investitionen nicht zu kappen, völlig richtig", sagt Schäfer. Das Risiko, das man eingegangen ist, zahle sich jetzt aus. Das Ziel, den Krefelder Hafen aus den roten Zahlen herauszuführen, rückt näher - wenn nicht im nächsten Jahr, dann 2012. Man habe in zahlreichen Gesprächen gespürt, dass die Kunden Krefeld wiederentdeckt haben.
Dabei hat der Krefelder Hafen etwas zu bieten, was bei den Konkurrenten mittlerweile knapp wird: Flächen. Zwar gibt es auch Einschränkungen - zum Beispiel der Zugang zum Wasser bei den Grundstücken südlich der Bataverstraße. Oder bei den Verhandlungen mit der Firma Klösters über die Nutzung ihres Grundstücks: "Die 80.000 Quadratmeter östlich vom Wendebecken sind ein Sahnestück", sagt Schäfer. Aber die Gespräche darüber habe man leider ergebnislos abgebrochen.
Noch stärker als bisher will man auf Synergien setzen. So habe man die Zusammenarbeit mit den SWK intensiviert, indem man den Schluff-Betrieb übernommen hat.
Gleichzeitig hat man damit einen Wettbewerber aus Krefeld verdrängt, die Niag. Industrie- und Hafenbahn sollen zusammengeführt werden und noch mehr außerhalb des Hafens fahren - damit die Wirtschaft ihn im Blick behält...