Medizintechnik hilft nach schwerem Unfall
Prothesen und Orthesen aus Krefeld fördern die Lebensqualität von Patienten.
Krefeld. Schlosser Wolfgang Tempel hat sich mit seinem Gabelstapler im Außengelände festgefahren. Von einem anderen Stapler lässt er sich und sein Fahrzeug per Kette herausziehen. Beim Lösen der Kette rutschen die Stapler ineinander - und der damals 48-Jährige gerät dazwischen. Es beginnt eine kaum fassbare Leidensgeschichte.
"Ich hatte ein Polytrauma mit lebensbedrohlichen Verletzungen", berichtet er. "Rechtes Bein und Kniescheibe zertrümmert, Becken und Kreuzbein gebrochen. Ich lag 78 Tage im Koma und musste etwa 60 Operationen überstehen." Dazwischen wurde er durch Folgeerkrankungen immer wieder aus der Bahn geworfen - physisch wie psychisch.
Jetzt, neun Jahre danach, ist er weitgehend schmerzfrei und kann wieder gehen, draußen mit Gehhilfen, zuhause sogar ohne. Zu verdanken habe er das, sagt er, zu einem großen Teil Jörg Leisten, Orthopädie-Schuhmachermeister und gemeinsam mit Firmengründer Richard Roth Geschäftsführer von "Medical Friends" in Traar.
Bei dem Fachunternehmen für Orthopädie-Technik und medizintechnische Dienstleistungen ist Tempel Stammkunde und lässt sich für die "Spitz-Klumpfuß-Stellung" seiner Füße Spezialschuhe fertigen.
Am Anfang hat Leisten für den Patienten nur eine Lagerungsschiene fertigen können, dann eine Art Turnschuh und erst später orthopädische Schuhe, die immer wieder nachjustiert werden müssen. "Dies ist mein komplexester Fall", gesteht der Fachmann. Und sagt: "Mit Hilfe der modernen Orthopädietechnik können wir unseren Kunden viel Lebensqualität geben."
Ein solcher Schuh entsteht in Handarbeit. "Zunächst fertigen wir einen Leisten, der bei einem Fachunternehmen nach unseren Vorgaben gedrechselt wird. Den Schaft liefern Krefelder Unternehmen", erläutert Leisten. "Man kann etwa 40 Arbeitsstunden für einen Schuh ansetzen." Sein Aufgabenbereich ist die individuelle Anfertigung von orthopädischen Maßschuhen. Sein Kollege und Orthopädietechnikermeister Andreas Rößler stellt vorzugsweise Bein- und Fußprothesen als "Ersatz-Körperteil" her sowie Orthesen, eine Art Schiene oder Korsett als "körperunterstützendes Teil". Sie bestehen aus hochwertigem Material wie Karbon.
Zuvor wird ein Gipsabdruck genommen und nach diesem Muster gefertigt. Bei Diabetes-Patienten sind - je nach Grad des Krankheitsfortschritts - beide Meister und ihre Kenntnisse gefragt. "Unsere Stärke ist, dass wir seit 2008 als einziges Krefelder Sanitätshaus mit der Orthopädie- und der Orthopädieschuh-Technik beide Dienstleistungen unter einem Dach haben", beschreibt Roth das Konzept.
"Wir beschäftigen inzwischen 11 Mitarbeiter und wollen weiter wachsen." Das zertifizierte Unternehmen bringt dafür beste Voraussetzungen mit.