Thyssen-Krupp Nirosta will junge Mitarbeiter an Bord halten
Klaus-Peter Hennig beschreibt ein einmaliges Projekt bei Thyssen-Krupp Nirosta zur Sicherung von Fachkräften.
Krefeld. Die Appelle der Arbeitsmarktexperten werden immer dringender: "Viele Betriebe leiden heute schon unter dem Fachkräftemangel", heißt es. Diesem Mangel, bedingt durch den demografischen Wandel, wirkt die Firma Thyssen-Krupp Nirosta (TKN), Sitz in Krefeld an der Oberschlesienstraße, entgegen - durch ein besonderes Konzept. Die WZ sprach darüber mit dem TKN-Personalvorstand Klaus-Peter Hennig.
Klaus-Peter Hennig: In einem deutschlandweit einmaligen Projekt qualifizieren wir 150 frisch ausgebildete Facharbeiter in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit in einem zwölfmonatigen Zertifikatslehrgang zu "Qualitätstechnikern". Diese Fachkräfte können aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Gesamtsituation zurzeit nicht in unseren Betrieben eingesetzt werden. Sie erhalten für den Zeitraum der Qualifizierung Kurzarbeitergeld, das von uns auf 90 Prozent der Bezüge aufgestockt wird. Im Rahmen der Qualifizierung erwerben sie zum einen theoretisches Grundwissen und werden zum anderen durch einen direkten Wissenstransfer beim "Training on the Job" praktisch qualifiziert. Entscheidend ist, dass gut ausgebildete junge Mitarbeiter "an Bord bleiben", Erfahrungswissen gesichert und übertragen wird.
Klaus-Peter Hennig, TKN-Personalvorstand
Hennig: Thyssen-Krupp Nirosta versucht, die fertig ausgebildeten jungen Fachkräfte zu halten. Schließlich kostet eine Ausbildung 60 000 bis 80 000 Euro. Mit dieser Zukunftsinvestition müssen wir sehr sorgsam umgehen. Wir müssen schon heute wissen, welche Qualifikationen wir in unseren Werken in zehn Jahren benötigen und unsere Nachwuchspolitik darauf abstimmen.
Hennig: Im laufenden Ausbildungsjahr starteten 82 junge Männer und Frauen ihre Berufsausbildung an den Standorten Bochum, Düsseldorf-Benrath, Dillenburg, Dahlerbrück und Krefeld, davon 38 in Krefeld. Insgesamt befinden sich damit bei der Nirosta-Gruppe 326 junge Menschen in Ausbildung, das entspricht einer Ausbildungsquote von 7,2 Prozent. Besonders erfreulich ist, dass die Zahl der jungen Frauen, die sich für eine gewerblich-technische Ausbildung entschieden haben, in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen ist.
TKN gibt Bewerbern aller Schulformen eine gleichberechtigte Chance auf einen Ausbildungsplatz: Mehr als 60 Prozent der Auszubildenden starten mit Haupt- oder Realschulabschluss. Hier liegt auch ein Schwerpunkt des Engagements unseres Unternehmens. Durch Kooperationen und gemeinsame Projekte mit Schulen an allen Standorten fördert Thyssen-Krupp Nirosta aktiv die Berufsorientierung von Jugendlichen der achten bis zehnten Klassen.
Hennig: Wir haben das erklärte Ziel, die Beschäftigung für die Mitarbeiter der Thyssen-Krupp Nirosta im Unternehmen bzw. auch für den externen Arbeitsmarkt zu sichern. Vergessen darf man dabei nicht, dass die Auswirkungen des demografischen Wandels natürlich alle Unternehmen in Deutschland betreffen. Die Ausbildungspolitik der Thyssen-Krupp Nirosta trägt dem Rechnung. Der Schwerpunkt liegt auf der Verjüngung der Belegschaft und dem Aufbau unseres "strategischen Personalpools" als Personalreserve.
Wir stellen uns der Herausforderung mit dem Projekt "JAN - Jung und Alt für Nirosta". Ziel ist, eine ausgewogene Altersstruktur im Unternehmen langfristig zu sichern und den demografischen Wandel mit all seinen Konsequenzen zu begleiten. Unternehmen, die - wie Thyssen-Krupp Nirosta - frühzeitig auf die demografischen Entwicklungen in unserem Lande und in unseren Betrieben reagieren, besitzen morgen einen Wettbewerbsvorteil.
Hennig: Der erste Preis im Wettbewerb "Wir wollen: Wirtschaft für Schule in NRW 2009" - und dieser Preis macht uns sehr stolz. Dabei wurde die Thyssen-Krupp Nirosta geehrt, weil sie sich bei ihrer Partnerschaft mit der Theodor-Heuss-Hauptschule dafür einsetzt, Schüler mit Zuwanderungsgeschichte beim Übergang in Ausbildung und Beruf zu unterstützen. In einem Gemeinschaftsprojekt wurde eine "Lernwerkstatt Metall" gegründet.
Zwei Jahre lang haben die Jugendlichen dort die Möglichkeit, Einblicke in den Beruf des Industriemechanikers zu erhalten. Zusätzlich hat die Schule die Lehrpläne geändert, damit die Schüler in Deutsch und Mathematik projektbegleitend arbeiten können. Fakt ist, dass die Lernwerkstatt die Chancen der Schulabgänger beim Eintritt in den Arbeitsmarkt verbessert. Die Ehrung unterstreicht, dass wir mit unserem Engagement auf dem richtigen Weg sind und dies auch über die Grenzen von Krefeld hinweg Anerkennung findet.