Wortgefecht zum Stellenabbau in Krefeld
Unternehmen und Gewerkschaft diskutieren über den Arbeitsmarkt.
Krefeld. „Ein halbes Jahr früher wäre mir lieber gewesen“, seufzt Hartmut Schmitz. Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Niederrhein macht den Auftakt zum „Krefelder Dialog“ der CDU-Ratsfraktion. Sie ist diesmal mit „Arbeit und Wirtschaft. Situation, Herausforderungen und Perspektiven“ betitelt. Rund 60 Zuhörer sind gespannt auf den Schlagabtausch zwischen Schmitz und dem DGB-Vorsitzenden Ralf Köpke.
Die zwei Stunden in der Volkshochschule sind interessant, streckenweise sogar packend, und bewegen sich thematisch zwischen den Berliner Koalitionsverhandlungen („Mindestlohn 8,50 Euro“) und hausgemachten Problemen.
Ein halbes Jahr früher und Schmitz hätte nicht die harten Hypotheken des Abbaus von Industriearbeitsplätzen bei Outokumpu/Thyssen, Voith-Paper, Siemens und Toshiba in die Bütt nehmen müssen. Zumal Köpke ihn auch noch mit ähnlichen Entwicklungen bei Bayer, Schmolz und Bickenbach, Air Liquid und Lanxess konfrontiert. Köpke: „Krefeld hatte mal 88 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, heute sind es noch 83 000.“ Minuspunkte verbucht der Gewerkschafter allerdings mit einem Trommelfeuer aus Zahlen und Fakten in einem fast 20-minütigen Exkurs. In dem kommt er von Minijobbern, über Leiharbeit zu den 3,5 Millionen Euro, die die Kommune pro Jahr für die Aufstocker ausgeben muss.
Schmitz‘ Konter ist moderat: „Wir streiten über den Weg, nicht über das Ziel. Der regionale Arbeitsmarkt bleibt stabil.“ Zudem baue Siemens nicht nur Stellen ab, sondern schaffe auch welche, wenngleich in Nürnberg.
Auch in einigen Bereichen von Krefeld seien neue Stellen entstanden, führt Schmitz an. In Fichtenhain, am Nauenweg, im Gewerbegebiet Uerdingen und anderswo. Schmitz: „Krefeld ist in seiner Substanz nicht gefährdet.“
Breiten Raum in der Diskussion nehmen zudem die Themen Demografie und Ausbildung ein. Schmitz stellt fest: „20 Prozent der Schulabgänger sind nicht ausbildungsfähig oder -willig.“ Auch qualifizierte Zuwanderer könnten nicht den künftigen Bedarf an Fachkräften decken.
Dagegen spricht sich Ingo Zielonkowsky als Leiter der Arbeitsagentur für eine Erhöhung der Ausbildungsbereitschaft der Unternehmer aus. Köpke fordert das auch und spricht von einem „massiven Rückgang“ der Ausbildungsplätze.