120 Minuten Lustspiel auf Weltklasseniveau
Das Ensemble des Kommödchens spielte in Erkrath groß auf.
Schon im Vorfeld hatten die Erkrather sämtliche Tickets für eines der seltenen Heimspiele des Kommödchen Ensembles aufgekauft. Jawohl, diese humorige Startruppe nach Düsseldorf zu verorten, entlarvt bloß die Unkundigen. Denn an die Landpomeranze Erkrath haben die Kommödianten ihr Heimatherz verloren.
Das K-Ensemble wurde schließlich vor knapp 20 Jahren mit dem Mittelzentrumsgleichnis „Die letzten Tage von Erkrath“ aus der Taufe gehoben. Einer von drei Autoren war seinerzeit Martin Maier-Bode, der nun selbst und leibhaftig die Bühne der Stadthalle bespielte. Mit ihrem neusten Programm „Deutschland gucken“ lieferte die aktuell als Viererkette auflaufende Besetzung erneut ein beherztes Bekenntnis zur Peripherie.
Der Plot öffnete sich vor der Glotze eines Wohnzimmers; kurz vor der Länderspielübertragung. Maier-Bode verkörperte den durchschnittlichen deutschen Wurstbrutzler, dessen Märchenwunder im letzten Fußballsommer wahr wurde. Ihm zur Seite stand als verbitterter Gegenentwurf Daniel Graf, dessen Charakter das Leben hart gemacht hat. Für ihn schwebt das Raumschiff Bundesrepublik überhoch, so dass es in Zukunft nur noch abwärts gehen kann.
Den Richterspruch in diesem Wettstreit zwischen Optimist und Pessimist konnte schließlich nur ein Überwesen sprechen. Unter dem zottigen Raubtierkostüm von Pu durften die Zuschauer den energetischen Slapsticker Heiko Seidel vermuten. Wie aus dem Stehgreif monologisierte er als charismatischer Erklärbär ein humanistisches Manifest gegen die Natur und für mehr Kultur. Auf die lokalpolitische Realität heruntergebrochen, würde Bär Pu wohl die letzten Freiflächen im Neanderland zubauen; allerdings mit Kabarettbühnen. Vorgeschlagen für die Verleihung der nächsten Erkrather Tapferkeitsmedaille wird die arg geplagte Maike Kühl. Trotzig gegen ihre Erkältung anwirbelnd und von ihrem Mikrofon treulos im Stich gelassen, brachte sie den mit einigen Hundertschaften besetzten Saal durch fließendes Wirtschaftschinesisch zum Lachbeben. Dieses Lustspiel verlief über 120 Minuten fast durchgängig auf Weltklassenivau.