Aus Pfarrers Garten direkt auf den Tisch

Als Pfarrer Günter Ernst sein Haus bezog, wuchsen im Garten 60 Fichten. Heute ist es ein blühendes Paradies und eine Vorratskammer für die Pfarrhausküche.

Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. Schon etliche Besucher haben sich am frühen Nachmittag eingefunden, sitzen auf der geräumigen Terrasse bei Kaffee und Kuchen und genießen die Aussicht auf den weitläufigen Garten, der sich hinter dem Pfarrhaus erstreckt. Hier hat sich Pfarrer Günter Ernst ein eigenes kleines Paradies erschaffen, das er gerne mit anderen teilt. So beteiligt er sich mit seinem Garten immer an der Aktion „Offene Gartenpforte“. „Er hatte genaue Vorstellungen“, erinnert sich Garten- und Landschaftsgärtner Marten Wirtz zurück.

Marten Wirtz, Landschaftsgärtner

Denn bevor das Stück Boden zu einem blühenden Refugium wurde, war es ein Fichtenwald. Ganze 60 Bäume wuchsen hier. „Es war ganz dunkel“, erzählt Elisabeth Bayer, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, „und es gab keine Blumen.“ Das hat Pfarrer Ernst, der 1999 in das Pfarrhaus einzog, schnell geändert. „Wir haben es als Baufeld angetroffen“, sagt Marten Wirtz, „mit den ganzen Wurzeln.“ Zuerst galt es, die Wege anzulegen. „Es sollte alles symmetrisch sein.“ Wandelt man die Wege durch die blühenden Beete, fühlt man sich unwillkürlich in einen englischen Garten versetzt. Hohe Stauden, in der Mitte des Gartens ein blühender Rosenbaum und gegenüber der Terrasse eine strahlend weiße Bank, alles von einer schützenden Hecke umgeben.

„Es war von Anfang an sein Wille, dass er die Innenbeete selbst übernimmt“, erklärt Marten Wirtz. So hat Günter Ernst nicht nur viel Wert auf ein Rosenbeet mit duftenden alten Sorten gelegt, sondern genauso auf Gemüse- und Kräuterbeete. „Der Pastor ist ein Selbstversorger“, weiß auch der Landschaftsgärtner. In einer Nische wachsen alle möglichen Beeren — Himbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren. Ein Zwetschgenbaum und ein Kirschbaum sowie etliche Spalier-Birnenbäume wurden gepflanzt. „Das Einzige, was vom ursprünglichen Garten noch übrig ist, sind die alten Obstbäume“, sagt Wirtz. Das sind zwei Apfelbäume und ein Renekloden-Baum, der zuckersüße Früchte trägt.

„Wir haben schon angefangen zu ernten“, verrät Wirtz. Und alles, was an Gemüse und Früchten so anfällt, das landet dann bei Elisabeth Adelskamp in der Küche. Die Haushälterin des Pastors verarbeitet alles zu leckeren Mahlzeiten. „Wir essen fast den ganzen Winter unser eigenes Gemüse“, erzählt sie. In der Erntezeit friert sie es ein. Ob Bohnen oder Möhren, Erbsen, Porree, Sellerie oder Kohl. Aber auch Kartoffeln wachsen in Pfarrers Ernsts Garten.

„Die letzte Ernte hat bis ins Frühjahr gereicht“, erzählt Elisabeth Adelskamp. „In diesem Jahr wird es nicht so viel werden.“ Dazu war der Sommer einfach zu trocken. Der Salat kommt frisch auf den Tisch. Und Wildkräuter finden ebenfalls Verwendung, auch wenn sie manchmal lästig werden können. „Der Giersch überwuchert uns“, meint die Haushälterin, „aber im Frühjahr gibt es den als Spinat.“ Mit einem verschmitzten Lächeln fügt sie noch hinzu: „Das ist die Rache des Gärtners, den Giersch zu essen.“

Wie lecker die Früchte des eigenen Gartens sind, konnten jetzt auch die Besucher der offenen Gartenpforte erleben, denn Elisabeth Adelskamp hat eine leckere Torte gebacken „mit Himbeeren aus Pastors Garten“.