Der Pfarrer segnet auch Nattern

Alle zwei Jahre lädt die katholische Kirchengemeinde zu einem besonderen Gottesdienst inklusive Haustieren ein.

Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. „Wau“ ist ein braver Hund. Denn im Gegensatz zu vereinzelten anderen Hunden benimmt sich das zottelige Tier an diesem Sonntagmorgen in diesem ganz besonderen Gottesdienst artig, ist still, rührt sich nicht vom Fleck. Er wird auch nicht kläffen oder eventuell das Beinchen an der Gebetsbank heben. Das liegt aber nicht daran, dass „Wau“ besser erzogen wäre als zum Beispiel der kleine Chihuahua drei Reihen weiter. Es liegt daran, dass „Wau“ ein Plüschhund ist.

Aus Fleisch und Blut sind dagegen Leia und Luke und sie sind alles andere als Angsthasen. Neugierig schnuppern die beiden Widderkaninchen den Kirchenboden ab, machen Männchen und lassen sich entspannt von Besitzerin Emma kraulen. Die Neunjährige hat beiden Tieren ein Geschirr mit Leine angezogen. „Leia ist schon mal weggehoppelt. Es war sehr anstrengend, sie wieder einzufangen.“

Nun sitzt Emma mit ihren beiden Haustieren in der ersten Reihe direkt vor dem Altar, auf dem Pfarrer Christoph Biskupek treffende und liebevolle Worte für die oft besten Freunde des Menschen findet. „Wir sind alle Geschöpfe Gottes, wir alle sollten in Frieden miteinander leben. Tiere sind oft Teil der Familie, für Euch Kinder wie Geschwister, wir dürfen sie nie wie ein Spielzeug behandeln, denn Tiere haben eine Seele.“ Cockerspaniel Pelle ist extrem aufgeregt, immer wieder springt er an seiner Besitzerin hoch, fiept, all die fremden Gerüche, das seltsame Gebäude, das ungewohnte Verhalten der Menschen und dann noch: der Gesang. „Bitte singt sehr, sehr leise, so leise Ihr könnt“, rät Pfarrer Biskupek, „die Tiere haben sonst Angst, das wollen wir ja nicht.“ Laudato si klingt ja auch in ruhiger Version schön. Ein älterer Hund schnarcht tief vor sich hin, ein Plüschaffe hockt regungslos auf der Gebetsbank. Und Hausratte Luca sitzt entspannt in ihrer Kiste, Schildkröte Kleopatra sowieso. „Lieber Gott, lass uns immer gut für unsere Tiere sorgen.“

„Wir wollen gut zu allen Tieren sein, auch zu unseren Nutztieren“, bitten die Messdiener, bevor Pfarrer Biskupek jedem Tier den Segen spendet. Blue und Max sitzen brav auf dem Schoß von Leandra und Jonathan, als der Geistliche zu ihnen kommt und den beiden Kaninchen das Weihwasser an die Nasen träufelt. Joel aus Solingen hat ein ganz besonderes Tier dabei. „Ist das eine Blindschleiche?“, möchte der Pastor wissen. „Nein, eine Strumpfbandnatter und sie heißt Züngel“, spricht der Achtjährige in das hingehaltene Mikrofon. „Ein treffender Name“, findet Biskupek und wendet sich dem aufgedrehten Cockerspaniel zu. „Pelle“ ist irritiert von dem fremden Mann in der dunklen Robe, leckt dann aber doch ergeben das Wasser von dessen Fingern.

Nachdem auch Kuschelhund Wau, Meerschweinchen Blume und alle anderen Tiere ihren Segen erhalten haben, entlässt der Priester alle mit warmen Worten.