Die Polizei überwacht Rocker und Clans
Im Sommer 2016 kam es in Hochdahl zweimal zu Massenschlägereien.Die Polizei befürchtet, dass rund um Erkrath eine Subkultur entsteht. Rocker und libanesische Großfamilien ignorieren die Gesetze und leben nach eigenen Regeln.
Erkrath. In den vergangenen Monaten hat die Polizei im Kreis Mettmann eine Ermittlungskommission gebildet, die sich verstärkt um Rockerkriminalität und libanesische Familienclans kümmert. Denn eins haben Rocker und Familienclans gemeinsam: „Wir haben es hier mit Leuten zu tun, die die deutsche Rechtsordnung nicht akzeptieren und meinen, nach ihren eigenen Gesetzen leben zu müssen“, sagte der Leitende Polizeidirektor im Kreis Mettmann, Manfred Frorath, jetzt bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik.
Gerade aus diesen Gruppen heraus gebe es eine Zunahme von Aggressionen gegenüber Polizisten. Die Täter haben offenbar überhaupt keinen Respekt vor Polizeibeamten, weil sie sie deren Aufgaben nicht akzeptierten. Kreisdirektor Martin Richter sagte: „In diesen Gruppen sind Vertreter des Staates nicht willkommen, sondern ein Feindbild“. Polizisten im Dienst würden sogar mit Sätzen wie „Wir wissen, wo Dein Kind in den Kindergarten geht, bedroht“, so Richter.
Für Frorath ist aber auch klar, worum es bei den Konflikten, die teils in Massenschlägereien ausarten, eigentlich geht. „Im Hintergrund vermuten wir territoriale Macht- und finanzielle Besitzansprüche“, so Frorath. Was damit genau gemeint ist, lässt der Polizeidirektor offen. Es ist aber kein Geheimnis, dass Drogen- und Waffenhandel und nicht zuletzt Prostitution die wirtschaftliche Grundlage der Hells Angels bilden. Offenbar gebe es innerhalb dieser Gruppen „Richtungsschwierigkeiten“, die zu einer Gewaltspirale führen.
Die Polizei geht offenbar davon aus, dass die Streitigkeiten noch nicht beendet sind. Mit massiver Präsenz und Groß-Razzien will man gegen Rocker und Familienclans vorgehen. Im Dezember durchsuchte die Polizei mit mehr als 300 Beamten 22 Wohnungen, Geschäftsobjekte und das Vereinsheim der Rockergruppierung Hells Angels in Haan. Beteiligt an den Einsätzen in Erkrath, Düsseldorf und Heiligenhaus sowie in Solingen waren Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) und der Bereitschaftspolizei.
Bei den Durchsuchungen wurden Betäubungsmittel, verbotene Substanzen und weitere verbotene Gegenstände gefunden. Ob das Gebäude in Haan noch als Vereinsheim genutzt wird, ist derzeit unklar. Der plakativ angebrachte Schriftzug ist verschwunden. Ebenfalls nicht mehr zu finden sind Bilder und Videos der „Brigade 81“ aus Hilden. Die Gruppe galt als Unterstützer der Hells Angels und war auf der Beerdigung eines Hells-Angels-Mitglieds in Gießen gesichtet worden.
Im August 2016 hatte eine Massenschlägerei zweier miteinander verfeindeter libanesischer Großfamilien auf dem Hochdahler Markt in Erkrath für viel Aufsehen gesorgt. Eine der libanesischen Familien hatte offenbar Hells-Angels-Mitglieder und Sympathisanten in ihren Reihen. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt seitdem gegen 17 Täter, die unter anderen auch die als erstes am Tatort eintreffenden Polizisten mit Knüppeln ins Gesicht geschlagen und schwer verletzt haben. Die Polizei sprach im August von einer „ungeahnten Dimension der Gewalt“, drei Beamte mussten ins Krankenhaus. Die Polizei musste bis in die späten Nachtstunden eine Hundertschaft in Hochdahl einsetzen, damit der Konflikt zwischen den offenbar rivalisierenden Gruppen nicht noch einmal eskaliert. Wenige Wochen später kam es in der Sandheide erneut zu einer Schlägerei. Wieder waren Libanesen und Rocker beteiligt, erneut waren starke Polizeikräfte im Einsatz.
Erst vor wenigen Wochen nahmen Mitglieder eines Sondereinsatzkommandos (SEK) einen Mann in seiner Hochdahler Wohnung fest. Nachbarn berichteten von einem lauten Knall und mehreren Polizisten, die gegen 4.30 Uhr am frühen Morgen gewaltsam die Tür öffneten und in die Wohnung stürmten. Ob und was in der Wohnung an Beweismaterial gefunden wurde, ob der Beschuldigte vernommen wurde oder sogar in Haft sitzt, wurde nicht bekannt gegeben.