Kreis Mettmann Großeinsatz gegen Erkrather "Hells Angels" in ganz NRW
Düsseldorf. Bei einem Großeinsatz mit mehr als 700 Polizisten sind in Nordrhein-Westfalen am Morgen Wohnungen und Geschäfte im Rockermilieu durchsucht worden.
An der Buddestraße und an der Straße Mittelorbroich beschlagnahmten die Beamten laut Polizei zwei Motorräder der Marke Harley Davidson, Kutten der verbotenen Gruppierung sowie Aufkleber, Aufnäher und T-Shirts mit dem Emblem der Gruppe. In Erkrath gab es Polizeieinsätze am Hochdahler Markt und der Sandheider Straße. An der Straße Trills wurde in den Gebäuden eines Garagenhofs zwei Motorräder sichergestellt. In Wuppertal haben Polizeibeamte ein Haus an der Schützenstraße in Barmen durchsucht, in dem sich eine Shisha-Bar befindet.
Die Durchsuchungen fanden in darüberhinaus in Wülfrath, Düsseldorf, Ratingen, Köln, Leverkusen, Bergheim, Neuss, Pulheim, Kevelaer, Goch, Rösrath, Heiligenhaus und Warendorf statt. Auch Spezialeinsatzkommandos, Einsatzhundertschaften, „szenekundige Ermittler“ sowie Spezialisten aus den Gebieten der organisierten Kriminalität und der Steuerfahndung sowie zahlreiche Diensthunde waren im Einsatz. Das Vereinsvermögen wurde beschlagnahmt. Nach Angaben eines Polizeisprechers in Essen beschlagnahmten die Beamten unter anderem Motorräder und Bargeld als Teile des Vereinsvermögens, außerdem Rockerkutten und IT-Technik. Die Razzia nehme nach seinen bisherigen Informationen einen „störungsfreien Verlauf“, sagte er. Von etwaigen Festnahmen sei ihm zunächst nichts bekannt. Die Maßnahmen liefen aber noch.
Hintergrund ist ein Verbot einer im Großraum Erkrath aktiven Gruppe der Hells Angels und deren Teilorganisation Clan 81 Germany durch das Innenministerium, wie die Polizei in Essen mitteilte. In 16 Städten waren die Beamten im Einsatz, rund 50 Objekte wurden den Angaben nach durchsucht. Ziel sei es, die Verbotsverfügung durchzusetzen. Wegen der „Gefährlichkeit einiger Rocker“ setzte die Polizei an einigen Objekten auch Spezialeinsatzkommandos ein. Außerdem waren Einsatzhundertschaften, szenekundige Ermittler und zahlreiche Diensthunde vor Ort.
Das nordrhein-westfälische Innenministerium gab das Verbot der Erkrather Ortsgruppe Hells Angels MC Concrete und der Unterstützerorganisation am Mittwochmorgen bekannt. Zweck und Tätigkeit des Rockerclubs und seiner Mitglieder verstießen gegen Strafgesetze, hieß es in der Begründung. „Der Rechtsstaat nimmt nicht hin, dass Parallelgesellschaften wuchern, in denen seine Autorität und das Gewaltmonopol missachtet werden“, erklärte der NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) laut Mitteilung. Deshalb sei das Verbot ein wichtiges Signal.
Bei dem Polizeieinsatz soll auch Vereinsvermögen beschlagnahmt werden, sagte Lars Lindemann, Sprecher der Polizei Essen. In Erkrath seien etwa Motorräder sichergestellt worden. Seit Mittwochmorgen um 6 Uhr laufe die Aktion. „Es ist noch deutlich zu früh, da eine Bilanz zu ziehen“, sagte Lindemann weiter. Er geht davon aus, dass sich der Einsatz noch bis in den Nachmittag ziehen werde. „Aktuell gehe ich von einem störungsfreien Verlauf aus.“ Zu möglichen Festnahmen konnte die Polizei noch keine Angaben machen.
„Die Mitglieder des Vereins sind nachweislich kriminell. Ihr Alltag besteht aus Gewalt, Waffen, Drogen und Zwangsprostitution“, erklärte Innenminister Reul. Die Menschen versetze das in Angst und Schrecken. Das Verbot sei Bestandteil einer Null-Toleranz-Strategie der neuen Landesregierung gegen kriminelle Rockerbanden. Das Innenministerium beobachtete die Hells-Angels-Gruppe nach eigenen Angaben schon länger. Zu dem Verbot sei es nun gekommen, weil inzwischen ausreichend Erkenntnisse dafür vorhanden seien, sagte eine Ministeriumssprecherin.
Die Hells Angels gelten als mächtigster und mitgliederstärkster Rockerclub der Welt. Die „Höllenengel“ wurden 1948 von Kriegsveteranen in Kalifornien gegründet, der Name stammt von einer Bomberstaffel. Aus der Gruppe von Harley-Davidson-Fans wurde eine straff geführte Organisation mit Mitgliedern in rund 30 Ländern. Der erste deutsche Ableger entstand 1973. dpa/hoss/ull