Eine Wohnanlage ohne Barrieren
Die Eigentümer an der Eichenstraße haben ordentlich Geld in die Hand genommen. Die Wohnanlage wird barrierefrei.
Erkrath. „Als ich vor 20 Jahren in die erste Etage zog, hätte ich nie gedacht, dass ich dort heute schon einen Aufzug brauche“, erzählt Erhard Koch, Beiratsmitglied der Eigentümergemeinschaft Eichenstraße 5-19. Aufgrund einer Lungenerkrankung ist er froh, dass das Hochhaus Nummer 19 seit Kurzem zwei Fahrstühle hat, mit denen man alle Etagen erreichen kann: Einer fährt die Volletagen, einer die Halbetagen an. In Haus Nummer 5 werden die alten Aufzüge gerade umgebaut, denn bisher konnte man — wie in Nummer 19 — nur die Vollgeschosse direkt mit dem Aufzug erreichen. Wer im Halbgeschoss wohnt, musste zumindest eine halbe Etage die Treppe nehmen.
Linda Tartsch, Bewohnerin
Linda Tartsch ist 84 Jahre alt und wohnt seit 1968 in der Anlage. Auch sie freut sich auf den Aufzug. „Ich geh’ mit meinem Wägelchen immer noch in der Bergstraße einkaufen. Bald kann ich dann einfach vom Fahrstuhl aus durchrollen, ohne die Einkäufe eine halbe Etage hoch tragen zu müssen“, sagt sie. Der Umbau wird ihr helfen, in ihrer Wohnung noch längere Zeit allein zurecht zu kommen — beruhigend, findet sie und denkt an ihre Tante in Berlin: Die ist nämlich 107 geworden!
Die Wohnanlage verfügt über 148 Wohnungen, die Privateigentümern gehören und vielfach auch von diesen selbst genutzt werden. Alle Meinungen unter einen Hut zu bekommen, ist (nicht nur) in Eigentümergemeinschaften in der Regel alles andere als einfach. Dass in der Eichenstraße alle an einem Strang gezogen haben, imponiert auch Marion Kremerius, Behindertenbeauftragte der Stadt Erkrath.
„Eine Modernisierung bedarf der Zustimmung von zwei Dritteln der Eigentümer“, erklärt Hausverwalter Frank Weiser von der Sapientis GmbH: „Das war hier kein Problem, da alle eingesehen haben, dass dies eine Aufwertung für die Immobilie ist. Die Eigentümer können jetzt auch andere Mieterkreise erschließen.“ Denn seniorengerechtes Wohnen wird gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung immer wichtiger. Zunächst hatten die Eigentümer geplant, nur einen der alten, störanfälligen Aufzüge zu sanieren und den anderen stillzulegen, bis auch für dessen Sanierung genug Geld in der Kasse sei, so Weiser, der die Idee zu dem nun durchgeführten Umbau der Aufzuganlagen hatte.
„Durch die barrierefreie Erschließung der Halbgeschosse konnten wir Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen.“ Voraussetzung dafür war der Einbau von besonders großen Bedienelementen und die Einhaltung von Mindestmaßen für Türbreite und Innenkabine. Dass die moderne Fahrstuhlkabine in den engen alten Schacht passt und Personen auch auf den Halbgeschossen ein- und aussteigen können, dafür sorgt Ulrich Manzke mit seinem Aufzugsdienst. Im Hochhaus Nummer 5 hat er noch einiges zu tun: „Ursprünglich liefen die Gegengewichte auf der Rückseite mit, so dass wir gar keinen Ausgang auf den Halbgeschossen hätten bauen können“, erklärt er und zeigt, dass er die Gewichte nun auf die Seiten verlagert hat. Die Fertigstellung ist im Juli geplant.
Neue Beleuchtung und ein Treppenhausanstrich mit einem Farbkonzept, das laut Marion Kremerius auch Bewohnern mit Demenz entgegen kommt, gehören ebenfalls zu den vielfältigen Modernisierungsmaßnahmen, für die die Eigentümergemeinschaft rund 550 000 Euro investiert. Dass man nun vom Parkplatz aus problemlos in den Aufzug und aus dem Aufzug in die Wohnung „rollen“ kann, gefällt übrigens nicht nur den älteren und gehbehinderten Bewohnern. Auch Mieter Andreas Bähr weiß als Tauchlehrer diesen Vorteil zu schätzen: Er muss in Haus Nummer 19 nun endlich sein gut 40 Kilogramm schweres Equipment keinen Meter und keine Stufe mehr schleppen.