Er verleiht Planeten eine Stimme

Volker Rapp hat Oden an die acht Planeten unseres Sonnensystems geschrieben. Per Keyboard wird der Laptop zum Klangkörper.

Foto: Köhlen

Erkrath. Volker Rapp hatte in jungen Jahren ein Schlüsselerlebnis: Er besuchte zusammen mit seinen Eltern das Planetarium in Bochum. Unter der Kuppel hatte Rapp nicht nur zum ersten Mal einen künstlichen Sternenhimmel erblickt, sondern auch seine Begeisterung für Fotografie und Projektionstechnik wurde dort geweckt. Nimmt man die Musik hinzu — Rapp lernte früh Gitarre und Akkordeon — dann wird verständlich, warum Anfang März im Stellarium Erkrath die sogenannten „Planet-Arien“ uraufgeführt wurden.

„Das machte ich aus Lokalpatriotismus heraus“, scherzt Rapp. „Schon 2013 hatte ich den Plan, eine CD zu produzieren, auf der ich die acht Planeten unseres Sonnensystems in einzelnen Musikstücken interpretiere. Und da ich mich mit der Gegend rund um das Neandertal verbunden fühle, lag das Stellarium Hochdahl zwecks Uraufführung auf der Hand.“

Mit Peter Richter, dem Vorsitzenden der Sternwarte Neanderhöhe, führte der Musiker bereits seit 2005 Zwiesprache, „ob es denn nicht mal Zeit wäre, nach elf Jahren ein zweites Konzert mit neuer Musik in der Hochdahler Kuppel zu geben“, erklärt Rapp. 1994 hatte er dort ein Programm basierend auf „Die sieben Säulen der Weisheit“ aufgeführt, einem literarischen Werk von Lawrence von Arabien. Rapp erinnert sich: „Damals spielte ich Musik über die Sternengucker im alten Ägypten sowie im antiken Griechenland.“

Rapps aktuelle Planet-Arien sind Musikstücke, die man gut mit Begriffen wie „spacig“ oder „kosmisch“ beschreiben kann. Vom Merkur bis zum Neptun hat Rapp jedes Stück rein elektronisch komponiert. Dazu benutzte er einen Laptop und ein Keyboard. „Ich habe bis zu zwölf Spuren durchorchestriert“, stellt Rapp fest. „Und die Mehrheit der Arien entstand in einem einzigen Workout.“

Herausgekommen ist ein Album mit acht Stücken, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jeder Planet unseres Sonnensystems erweckt im Kopf eines jeden Menschen gewisse Vorstellungen — Volker Rapp hat die seinigen auf CD gepresst. Er betitelt die Stücke schlicht mit „Aria alpha“ (Merkur), „Aria delta“ (Mars) oder „Aria sigma“ (Saturn). Gesang taucht nur in „Aria chi“ auf, der Erde. Rapp singt „aus dem Bauch heraus, so wie wir Menschen unentwegt Signale von der Erde ins Weltall senden“.

Elektronisch verzerrt und grotesk — so klingt Rapps Stimme. Keiner der Wortfetzen hat eine Bedeutung, aber zusammen wollen sie Sinnbild sein für den einzigen bewohnten Planeten unseres Sonnensystems. Für 2018 sind keine weiteren Konzerte in Hochdahl geplant, da der Veranstaltungskalender des Stellarium keine weiteren Kapazitäten mehr bietet.

„Ich habe aber deutschlandweit Anfragen an Planetarien verschickt“, sagt Rapp. Er strebt Konzerte in Münster, Recklinghausen und Bochum an. Oder in Solingen, wo sich ein Planetarium im Bau befindet. Aber auch über Nordrhein-Westfalen hinaus, in Berlin, Mannheim oder Stuttgart, erhofft Rapp seine kosmischen Stücke aufzuführen.

Falls es dazu kommen sollte, greift er auf ein größeres Repertoire zurück: Die Planet-Arien Nummer zwei und drei hat er im Kasten. Dass Pluto nicht mehr als neunter Planet gezählt wird, kam dem Musiker beim Komponieren entgegen: „Wenn man die Zahl Acht auf die Seite kippt, sieht sie so aus wie das Zeichen für Unendlichkeit.“