Erkrath Jetzt werden die ersten Bäume gefällt
Erkrath. · Neun Riesen sollen ab 25. Februar weichen, um ein neues Gewerbegebiet an der Neanderhöhe vorzubereiten. Naturschützer sind strikt dagegen. Sie haben die Bäume aus Protest mit Trauerflor versehen.
Für weithin sichtbare Proteste sorgte die für den heutigen Dienstag geplante Fällung von neun Bäumen an der Hochdahler Straße. Wie die Stadt per Pressemitteilung in der vergangenen Woche erklärte, sollen Bäume fallen, um ein Gewerbe-Baugebiet auf der Neanderhöhe zu erschließen.
Das gefällt nicht allen. Nachdem sich gegen das Vorhaben bereits die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einem offenen Brief an die Stadtverwaltung gewandt hatten, haben in der Nacht zum vergangenen Samstag nun auch die Mitglieder der Naturschutzgemeinschaft Neanderhöhe, kurz NSG, ihren Einwand gut sichtbar in Szene gesetzt. Die Bäume tragen schwarz In einer Stellungnahme heißt es daz: „Um auf die geplante Fällung von neun Bäumen auf der Neanderhöhe aufmerksam zu machen, hat die Naturschutzgemeinschaft Neandertal Trauerflore um das dort befindliche Bauschild und einige der Bäume gelegt.“
Wie schon Peter Knitsch und Sabine Börner, die Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, in einem Schreiben anmerkten, wollen auch die Mitglieder der Naturschutzgemeinschaft ihrer Befürchtung Ausdruck verleihen: „Die Stadt versucht hier Fakten zu schaffen und dem Bürgerprotest gegen die Bebauung die Grundlage zu entziehen.“ Auch der Zeitpunkt für die Durchführung der Maßnahme wird kritisiert: „Die Fällung hätte man problemlos verschieben können, denn nach eigener Aussage der Verwaltung gebe es aktuell noch keine konkreten Interessenten an dem Baugrund. Außerdem sei der Beginn der Erschließungsarbeiten seitens der Stadtverwaltung frühestens für September 2020 geplant“, heißt es im Schreiben der Naturschützer.
Bezweifelt wird die Notwendigkeit, gleich neun Bäume für die vorbereitenden Aufgaben, nämlich das Anlegen eine Baustraße und die Verlegung eines Kanals, fällen zu müssen. So werde der „Allleecharakter der Hochdahler Straße völlig zerstört“. Die Naturschützer sind sicher, mit ihrem Protest und der Beurteilung der Situation nicht alleine zu sein.
Ebenso wie mit ihrer Unterschrift unter das 2019 durchgeführte und dann wegen Formfehlern abgelehnte Bürgerbegehren hatten sich mehr als 3500 Erkrather gegen die Bebauung der Neanderhöhe ausgesprochen. Bürgermeister Christoph Schultz hatte das Bürgerbegehren zunächst überschlägig durch die Juristen der Verwaltung prüfen lassen und für zulässig erklärt. Eine durch die Stadt in Auftrag gegebene, gründliche juristische Prüfung durch eine externe Kanzlei erklärte die zugrunde liegende Fragestellung dann jedoch für unzulässig, da sie „eine verdeckte planerische Einwirkung auf Konzept und Inhalt des Bebauungsplans“ habe.
Abgesagter Vortrag über Mitspracherecht wird nachgeholt
Wenig Vertrauensfördernd dürfte in dieser Gemengelage die Absage eines von der VHS Erkrath geplanten Vortrages zum Thema „Grenzen und Möglichkeiten von Bürgermitsprache“, den Alexander Trennheuser vom Verein „Mehr Demokratie NRW“ halten sollte, im vergangenen Dezember gewesen sein. Eine Mitarbeiterin sei „fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der Kurs wegen zu geringer Teilnahme abgesagt wurde“, erklärte Stadtsprecherin Maria Steinmetz auf Anfrage dazu.
Im Herbst sollen „zu dem Thema mehrere Referenten eingeladen werden, so dass die Veranstaltung auch in größeren Räumen stattfindet“, wie es in der Antwort der Stadt weiter heißt. In ihrem aktuellen Schreiben wirft die die NSG der „Stadtverwaltung rund um Bürgermeister Schultz“ vor: „Es werden möglichst still und leise Beschlüsse gefasst, um dann die Bürgerschaft vor vollendete Tatsachen zu stellen.“ Gegen diese „Intransparenz“ wolle man vorgehen: „Wir werden dafür sorgen, dass die Taktik der Stadt nicht aufgeht. Wir werden weiter gegen die Bebauung protestieren. Wenn der Bürgermeister im Herbst wiedergewählt werden will, muss er verstehen, dass man die Interessen der Bürgerinnen und Bürger nicht einfach ignorieren kann.“
Bereits vor zehn Jahren sei schon einmal der Versuch seitens der Stadt vorgenommen worden, die Fläche, die an das weltberühmte, unter Schutz stehende Neandertal grenze, zu bebauen. Damals ist der Vorstoß am heftigen Widerstand der aufgebrachten Bürger
gescheitert.