Erkrath Abstand halten ist Gebot der Stunde
Erkrath. · Christian Rahn versorgt die Mitarbeiter von Supermärkten derzeit mit Kleidungsstücken mit wichtiger Botschaft.
Von Susann Krüll
Nicht nur ein Acrylschutz trennt bei Rewe Stockhausen an der Kasse Kassierer und Kunden. Um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, markieren längst auch rote Aufkleber am Boden vor den Kassen in den Märkten in Erkrath und Unterfeldhaus den Sicherheitsabstand, den die Kunden einhalten müssen. Abstand halten ist das eine – aber auch solidarisches Einkaufen ist derzeit angesagt, damit andere nicht vor leeren Regalen stehen.
Als eine Frau an der Kasse vier Pakete Mehl auf das Band legt, weist die Kassiererin sie dann auch höflich darauf hin, dass sie nur maximal zwei Pakete kaufen dürfe. Weitere Verhaltensregeln finden sich auf Schildern an den Eingängen. „Auch wir haben die Abgabe von Mehl, Konserven, Toilettenpapier und Küchenrollen beschränkt. Da haben wir uns mit dem Kollegen Erik Stockhausen von Rewe abgesprochen“, berichtet Christoph Windges.
Auch bei Gregor Jeken, dem Chef der Stadtwerke Erkrath, sei nur ein Anruf nötig gewesen und er habe sofort Schutzgitter zugesagt, falls die Zugangskontrolle zu den Märkten einmal so geregelt werden müsse. Bisher ist dafür ein Türsteher zuständig und die Kunden halten den Abstand selbstständig oder auf Bitten hin ein. Auch im Edeka-Markt steht ein Aufsteller im Eingangsbereich mit Verhaltensregeln.
„Wichtig ist, dass wir uns alle daran halten, möglichst dem anderen nicht zu nahe zu kommen. Der Sicherheitsabstand schützt uns alle, nicht nur unsere Angestellten“, betont Windges. Hilfe, wie man höflich, aber auch deutlich auf den Abstand hinweist, kommt von unerwarteter Seite: „Mein Sohn jobbt in einem Getränkemarkt und hatte am Freitag ein mulmiges Gefühl dabei, zur Arbeit zu gehen. Ich habe ihm dann zugeredet, denn ich finde es ganz wichtig, was jetzt in Lebensmittel- und Getränkemärkten oder in Bäckereien geleistet wird“, erzählt Christian Rahn. Die Idee: Um die Mitarbeiter vor Kunden zu schützen, die ihnen dennoch zu nahe kommen, sollen sie einheitliche Shirts mit genau dieser Botschaft als Aufdruck tragen.
Bedruckte Shirts sollen Umsatzeinbußen abmildern
Sein Chef fand die Idee super. „Denn eine visuelle Botschaft versteht nun wirklich jeder“, meint Christian Rahn, der in Haan in seiner Agentur für Textilveredelung und Technik sonst Trikots für Sportvereine bedruckt. „Meinem Partner und mir ist unser Ursprungsgeschäft ja auch erstmal weggebrochen. Wir sind dann kurzerhand in Vorleistung getreten und haben 300 Shirts bedruckt“, erzählt der Geschäftsmann, der neben dem Chef des Getränkemarkts auch in Erik Stockhausen und Christoph Windges Abnehmer fand. „Wir verkaufen die Shirts für 9,50 Euro das Stück. Das deckt gerade den Einkauf, den Druck und einen kleinen Gewinn. Auch wir möchten noch länger unsere Mitarbeiter und die laufenden Kosten eigenständig bezahlen können“, sagt Rahn.
Hilfe unter den Kaufleuten gab es vor dem Wochenende am Hochdahler Markt: Edeka Windges half der Markt-Apotheke mit Mehrweg-Kästen aus, die als provisorische Abstandsbarriere dienen, bis der bestellte Acrylschutz montiert werden kann. Schreiner Hartmut Schrader hat im Edeka am Samstagabend die letzte Acryl-Scheibe montiert. Alle Kassen und auch die Post- und die Lotto-Annahme haben einen Schutz erhalten.
Eine Sonntagsöffnung kommt für Windges nicht infrage: „Einen Tag in der Woche brauchen meine Mitarbeiter und ich zum Ausspannen. Die Arbeitsbelastung ist zurzeit so groß. Noch einen Arbeitstag mehr kann ich nicht verantworten.“