Gefahrenabwehr gefordert Hochwasser-Opfer machen Druck bei Politik und Stadt

Erkrath · Sie haben im Juli 2021 teils bis zu den Schultern im Wasser gestanden und wollen das auf keinen Fall noch einmal erleben. Doch was hat die Stadt bisher für den Schutz vor neuerlichen Überflutungen getan?

Unter anderem an der Freiheitstraße sollten Sandsäcke bei der Überflutung im Juli 2021 noch Schlimmeres verhindern.

Foto: Markus Steinacker

Zu wenig, sagen betroffene Bürger aus Alt-Erkrath, und teilen diese Einschätzung mit den Grünen, die das Thema jetzt wieder auf die politische Tagesordnung gebracht haben.

Im Umweltausschuss hatte die Partei nach dem aktuellen Sachstand gefragt, da eine vorangegangene Informationsveranstaltung der Stadt zu Erkrath-Nord offenbar von vielen Besuchern als unbefriedigend empfunden wurde. „Die Hochwassergefahr steigt durch zunehmende Flächenversiegelung, wie sie für Erkrath-Nord durch den Neubau des Gymnasiums ansteht. Wie sehen die nächsten Schritte aus?“, wollten die Grünen wissen.

Von erforderlichen zusätzlichen Schutzmaßnahmen entlang der Düssel und an anderen betroffenen Stellen in Sandheide/Hochdahl fehle auch nach zwei Jahren noch jede Spur. Doch die Stadt dämpfte die Hoffnung auf schnelle und handfeste Maßnahmen. Hochwasserschutz sei ein laufendes, langjähriges Projekt, sagte Kristian Kuylaars, der bei der Stadt den Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz leitet, und betonte, die Verwaltung sei mit Nachdruck dran am Thema. Das größte Problem wären fehlende Retentionsflächen. Damit sind tiefer liegende Flächen neben einem fließenden Gewässer gemeint, die als Überflutungsfläche genutzt werden können.

Laut Kuylaars führt die Stadt derzeit Gespräche mit diversen Eigentümern geeigneter Flächen und will parallel auch den aus ihrer Sicht geeigneten Fraunhofer Steinbruch fachlich begutachten lassen – ohne Gutachten könne es keine Planung geben.

Die Stadt ist auf der Suche
nach neuen Retentionsflächen

Doch Teile der Politik bezweifelten, dass der unter Naturschutz stehende Steinbruch, in dem unter anderem seltene Orchideen wachsen, überhaupt infrage kommt. „Das mal einfach zu fluten, ist wohl nicht verantwortbar“, meinte Bernhard Osterwind (BmU). Es werde sehr schwer sein, die Wassermengen aufzufangen, die bei Starkregen allein schon aus Mettmann nach Erkrath gespült würden.

Die Grünen drängten darauf, dass die Stadt einen konkreten Maßnahmen- und Zeitplan zum Hochwasserschutz vorlegt und prüft, inwieweit sich Schwammstadt-Prinzipien auf Erkrath anwenden lassen. Dazu gehören dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, Entsiegelung von Flächen, Anlage von zusätzlichen Grünflächen und (Baum-)Rigolen (zusätzlichen Versickerungsflächen), Regenwasserzisternen und größeren Retentionsräumen an Gewässern sowie mehr Gründächer und Fassadenbegrünung.

Dies sei geboten, da es Erkrath an freien Flächen fehle und die Bebauung im Bereich der Düssel viel zu eng wäre. Anwohner, die als Gäste in den Ausschuss gekommen waren, nutzen ebenfalls die Gelegenheit, noch einmal Druck zu machen. Sie haben die kostenlose Starkregenberatung der Stadt durchlaufen und bereits einige Pumpen in den Kellern – und fordern jetzt, dass auch die Stadt ihre Hausaufgaben erledigt, dies sei Teil der allgemeinen Daseinsvorsorge, zu der die Stadt verpflichtet sei. Die Bürger richteten zudem einen Appell an die Politik.

„Wir vermissen in der Runde hier Emotionalität und Engagement bei diesem wichtigen Thema. Es gehört zu den Aufgaben der Politik, für Gefahrenabwehr zu sorgen. Bitte machen Sie das auch. Erkrath hatte Glück, dass es 2021 keine Toten gab“, sagte ein Anwohner der Heinrichstraße zu dem Thema und verwies auf die Nachbarstadt Düsseldorf, in der bereits konkrete Maßnahmen zum Hochwasserschutz ergriffen worden wären und fertig Konzepte auf dem Tisch lägen. Eine Bewohnerin der Bachstraße sagte: Wenn die Stadt keine Rückhalteflächen habe, solle sie aufhören, weitere zu versiegeln, dies verlange auch das städtische Klimaschutzkonzept.

Doch in derselben Sitzung wurde bereits das nächste Bauprojekt vorangebracht: Auf einem bislang ungenutzten Grundstück an der Prof.-Sudhoff-Straße in Hochdahl sollen vier Einfamilienhäuser entstehen, westlich des alten Bahnhofsgebäudes.

(hup)