Flüchtlinge einigen sich auf Regelwerk
Eine Charta bildet den Rahmen für das Zusammenleben.
Erkrath. Das, was in allen Haus- und Wohngemeinschaften von Kabul über Casablanca bis Erkrath gilt, wurde jetzt in einer Charta für Erkrather Flüchtlingsunterkünfte festgehalten. Es sind Regeln, Grundgesetz-Zitate und Empfehlungen für das Zusammenleben der sehr unterschiedlichen Flüchtlingsfamilien. Der Interkulturelle Berater der Stadt Erkrath, Mohammed Assila, hat sich mit dem ehrenamtlichen Mitarbeiter der Stadt, Karl-Heinz Ott, und anderen Bürgern und städtischen Flüchtlingsbeauftragten zusammengesetzt, um diese Charta zu verfassen — in Deutsch, Englisch, Arabisch, Französisch, Farsi (Iranisch) und Serbo-Kroatisch.
Träger des Projektes ist der Freundeskreis der Flüchtlinge in Erkrath, der beim Begegnungsabend durch Dieter Thelen und Monika Funk vertreten war. Vorgestellt wurde die Charta am Montagabend in der Flüchtlingsunterkunft am Steinhof 12. In dem hellen und freundlichen Gebäude, das eigentlich ein Hotel werden sollte und jetzt 60 Personen — ausschließlich Familien — zur Verfügung steht, kamen die Hausbewohner und städtische Flüchtlingsbeauftragte zusammen. Neugierig auf das, was auf sie zukommt, hatten sich die Familien in der geräumigen Küche versammelt. Mohammed Assila, der selbst marokkanische Wurzeln hat, führte freundlich und kompetent durch den Abend.
In drei Gruppen stellten Integrationsbotschafter aus anderen Flüchtlingsunterkünften die Charta vor. Marco Markowitsch von der Unterkunft an der Hochdahler Straße klärte seine Gruppe in englischer Sprache auf. Botschafter Soroush Farshbof tat das gleiche in Farsi. Ziel war neben der Aufklärung, auch für die Steinhof-Bewohner Botschafter zu wählen. Das war schnell geschehen. Zwei Männer und eine Frau waren gewählt. Mohammed Assila erklärte, dass diese Botschafter regelmäßig und fundiert von der Stadt Erkrath informiert und ausgebildet werden. Einer der Schulungskurse heißt „Umgang mit Vielfalt“, ein anderer „Deeskalation und Gruppendynamik“. Das Ziel ist, Auseinandersetzungen schnell und auf Augenhöhe zu klären.
Magdalene Hadasch, die Integrationsbeauftragte der Stadt, und Ursula Moldon von der Volkshochschule Erkrath waren an diesem Abend ebenfalls anwesend, um aufzuklären und zu informieren. Die Flüchtlingsbotschafter sprachen auch Probleme an. So wünschten sich die Steinhof-Bewohner Internet-Anschluss. Der ebenfalls anwesende Fachbereichsleiter im Erkrather Sozialamt, Stefan Freiberg, kannte das Problem bereits und sagte eine baldige Prüfung zu. Im Monat Ramadan komme es immer wieder zu Lärmbelästigungen nach dem Fastenbrechen, was ein Problem für die Kinder ist, die morgens zur Schule müssen. Hausmeister Mahmoud El-Soudani, schon seit zwei Jahren im Dienst der Stadt, versprach Vermittlung. Mit „Liebe, Frieden und Barmherzigkeit“ solle das Zusammenleben doch möglich sein, meinte Mohammed Assila. Einig waren sich die Versammlungsmitglieder vom Steinhof, dass die Charta deutlich macht, dass jeder Flüchtling auch Bürger ist. „Flüchtlinge sind nicht nur Konsumenten“, sagte einer der Botschafter, „sie können auch was“.
Gemeinsam wurde um 21.53 Uhr das Fasten gebrochen, mit Milch, Datteln und vielen guten Speisen.