Hospiz: Rohbau für die neuen Räume steht
Über drei Etagen soll sich der Anbau erstrecken, an dem seit September gewerkelt wird. Jetzt wurde in Hochdahl Richtfest gefeiert.
Erkrath. Es ist eine kleine Geste mit ungewollt großer Wirkung; eine kleine Geste, die den Charakter dessen, worum es generell in der Hospizarbeit geht, vorbildlich widerspiegelt: da schleppen sichtbar erschöpfte Bauarbeiter in Arbeitskleidung bei brüllender Hitze unaufgefordert schwere Stühle nach draußen, während die zahlreichen Besucher den Worten der Redner zu Planung und Ausführung des Anbauprojektes lauschen. An den wenigen Schattenplätzen stehen sie dichtgedrängt, darunter viele alte Menschen, Angehörige ehemaliger Bewohner, viele Ehrenämtler, Anwohner- dankbar nehmen sie die angebotenen Sitzmöglichkeiten an.
Hospizarbeit ist Arbeit für Menschen, von Menschen, es geht um Zuwendung, um Miteinander, um Nächstenliebe. „Ich danke allen, die sich bei diesem Projekt eingebracht haben“, lässt der Vorsitzende des Hospizvereins Hochdahl, Christoph Herwald, die Besucher wissen, er steht auf einem der Baugerüste, so können ihn auch die Menschen in den hinteren Reihen sehen und durch Unterstützung eines Mikrofons hören, „dazu zähle ich vor allem die vielen Spender, aber natürlich auch die Bauarbeiter, die hervorragende Arbeit geleistet und mit ihren Finger- und Fußabdrücken Spuren hinterlassen haben.“ Seit September 2017 wird an dem Anbau gearbeitet, auf drei Etagen bietet er jeweils zukünftig rund 100 Quadratmeter mehr Platz: Ganz oben entstehen zwei helle und große Bewohnerzimmer mit Nasszelle, darunter ein Mehrzweckraum, der für Schulungen und Fortbildungen genutzt werden kann.
Georg Krautwurst, Architekt
Und im Souterrain wird die Spezielle Ambulante Palliativversorgung (SAPV) künftig weitere Büros beziehen. Deren ärztlicher Leiter vom Kreis Mettmann konnte den Förderverein augenscheinlich über eine Spende in Höhe von 25 000 Euro überglücklich machen, sind die Kosten des Projektes doch von den geplanten rund 900 000 Euro auf 1,3 Millionen angestiegen.
„Das 1993 erbaute Hospiz war ursprünglich nicht auf eventuelle Anbauten hin errichtet worden. Bei den Ausschachtungsarbeiten haben wir daher einen Baugrund vorgefunden, der nicht tragfähig war und erst nach Befüllungsarbeiten konnten wir sicher gehen, dass die Stabilität des gesamten Gebäudes gewährleistet ist“, erklärt der Erkrather Planungsarchitekt Georg Krautwurst bei einem kleinen Rundgang durch den Rohbau. Die beiden neuen Zimmer, ausgerichtet zur Waldseite, verfügen über große Fenster und damit freien Blick in die weitläufige Natur.
Robert Bosch, Hospizleiter
Auch für den erfahrenen Architekten ist ein solches Projekt nicht nur eine Herausforderung, sondern eine Herzensangelegenheit. „Mir machen alle Projekte aus dem sozialen Bereich besonders viel Freude. Und die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten war und ist einfach wunderbar“, schwärmt der Erkrather. Hospizleiter Robert Bosch nickt zustimmend. In den kommenden Wochen, erklärt er, sollen auch die anderen acht Bewohnerzimmer und der Empfangsbereich runderneuert werden; alle Arbeiten sollen dann, im Oktober, abgeschlossen sein. „Wir wollen keine A und B Zimmer“, erklärt er diesen Schritt, „bei uns sind alle Bewohner gleich, das ist uns ganz ganz wichtig.“ Ärger oder Beschwerden wegen des Baulärms habe es in all den vergangenen Monaten übrigens nicht gegeben. „Eher im Gegenteil“, erklärt Robert Bosch und schmunzelt „wir haben da einen Bewohner, der schon wesentlich länger als die durchschnittlichen 25 Tage bei uns wohnt. Er war früher selbst Handwerker und hat seine wahre Freude daran, Tag für Tag den Jungs bei der Arbeit zuzuschauen und natürlich gibt’s da auch schon mal den ein oder anderen Expertenkommentar von ihm.“