Internat nutzt moderne Lehrmittel

Das Bergische Internat setzt auf den Spagat zwischen moderne Unterrichtsformen und konservativen Werten. Am Tag der offenen Tür am Samstag stellt sich das Haus vor.

Foto: Achim Blazy

Erkrath. Das Bergische Internat ist eine Privatschule in den historischen Räumlichkeiten des Gut Falkenberg an der Fuhlrottstraße. In diesem Sommer feiert es sein 40-jähriges Bestehen. Lehrer Bernd Kesseler hatte das Internat 1977 im Alter von nur 24 Jahren gegründet und die Leitung bis heute nicht mehr aus der Hand gegeben. Am Samstag können sich interessierte Eltern und ihre Kinder beim „Tag der offenen Tür“ (siehe Info-Box) anschauen, wie der Schulalltag in dieser modernen Ganztagsschule funktioniert.

Bernd Kesseler, Gründer und Leiter des Bergischen Internats

Bernd Kesseler, der sich selbst als „Alt-68er“ bezeichnet, kam damals frisch von der Uni. Statt sich einen Job an einer staatlichen Schule zu suchen, hatte er eine Idee. „Ich war frustriert über die staatlichen Schulen“, erzählt er. Als er mit seiner Frau von Wuppertal nach Hochdahl zog, entdeckte er das Gut Falkenberg eher zufällig und begann, sich nach und nach einzumieten. „Am Anfang hatte ich hier nur zwei Räume für drei Monate zu 100 Mark, wo ich Eltern eingeladen habe“, erinnert sich Bernd Kesseler an die Anfänge des Internats.

Heute besuchen rund 450 Schüler die beiden Standorte in Gut Falkenberg und der Villa Wewersbusch in Velbert-Langenberg. Für 75 Schüler sind in Hochdahl Internatsschlafplätze vorhanden, der Rest besucht den normalen offenen Ganztag.

Das Bergische Internat beschäftigt 17 Lehrer und (neu) drei englische Assistenzlehrer. Es gibt keine Tafeln und keine Bücher mehr. Jeder Schüler arbeitet an seinem eigenen iPad, an der Wand hängen Whiteboard und Beamer. Bernd Kesseler ist von den neuen Medien überzeugt. Und auch sonst ist der Unterricht so modern gestaltet, dass die Schule als Beispielprojekt dient und Lehrer anderer Schulen zur Fortbildung kommen.

Es gibt zwar Klassen, aber keine Unterrichtsstunden mehr, die Arbeit findet projektbezogen in 85-Minuten-Blöcken statt. So heiße es in Mathe schon mal: „Wir gehen jetzt raus und fotografieren Dreiecke.“ So werde Schule für die Kinder erlebbar, und später wird gemeinsam überlegt, wie man die fotografierten Dreiecke berechnen könnte. Der Biologie-Kursus besucht regelmäßig einen Bauernhof und die Englisch-Klasse fünf erstellt bis Jahresende ein eigenes Englischbuch, statt die alten Lehrbücher zu lesen. „Die Kinder sind auch viel draußen“, so Kesseler. So alternativ die Unterrichtsformen scheinen, so konservativ werden Werte wie Anstand und Leistungsbereitschaft verfolgt. „Wir sind keine Eliteschule, aber wir sind Fans von guter Erziehung“, sagt Kesseler. Zigaretten und Drogen sind tabu, bei Mobbing wird gegengesteuert. Seit zwölf Jahren gibt es einheitliche Schuluniformen, mit denen sich die Kinder zurechtgefunden haben. „Früher haben sie sich durch Kleidung statt durch Leistung identifiziert“, kritisiert Kesseler. Das nächste Projekt soll die Umstellung der Verpflegung auf Bio-Produkte bis Sommer sein. Das Bergische Internat führt zur Fachoberschulreife und zum Abitur (G9). Etwa ein Drittel der Schüler wechselt in die gymnasiale Oberstufe, die neuerdings am Standort in Velbert unterrichtet wird.