Papp-Rehe warnen Autofahrer

Jagdaufseher will mit Hilfe einer ungewöhnlichen Aktion Wildunfälle verhindern.

Erkrath. „Bis zu 20 Rehe werden allein auf dem Hubbelrather Weg jedes Jahr überfahren“, sagt Jagdaufseher Winfried Edelmann. Im gesamten Revier Erkrath 1, das sich von Gerresheim bis Kalkofen im Neandertal erstreckt und in Edelmanns Zuständigkeitsbereich fällt, „sind es locker 35 bis 40“.

In der Hoffnung, Autofahrer zu sensibilisieren und derlei Wildunfälle auf ein Minimum zu reduzieren, hat sich Edelmann eine außergewöhnliche Maßnahme einfallen lassen: Seit zwei Wochen prangen an sechs Stellen entlang des Hubbelrather Weges (K 12) lebensechte, wetterfeste Papp-Rehe an Bäumen, um auf die Gefahr, die insbesondere mit Einbruch der Dunkelheit und in der Nacht lauert, aufmerksam zu machen. „Seitdem ist jedenfalls nichts mehr passiert“, sagt Edelmann.

Bislang wiesen zwar Wildwechsel-Warnschilder auf die Gefahren an der Kreisstraße 12 hin — aber oft ohne Erfolg. „Dass ich nachts aus dem Bett geklingelt werde, weil es mal wieder gekracht hat, ist keine Seltenheit“, sagt der Jagdaufseher. „Dabei kann von Glück geredet werden, wenn nichts Schlimmeres passiert.“ Hinzu komme, dass auf dem Hubbelrather Weg eine „unsinnige Tempo- und Überholverbotsregelung“ gelte.

„Teils dürfen zwar nur 60 und 70 Stundenkilometer gefahren werden“, so Edelmann. „Doch aufgehoben wird das Überholverbot ausgerechnet an den Stellen, an denen verstärkter Wildwechsel vorkommt.“

Dabei seien die Autofahrer häufig der Meinung, dass der Jäger den durch die Wildtiere verursachten Schaden an ihrem Fahrzeug ersetzen muss. „Das ist aber nicht der Fall“, so Edelmann. „Wild ist im Sinne des Gesetzes herrenlos.“ Den Schaden trage der Autofahrer selbst — außer er habe natürlich eine Versicherung, die Wildschäden beinhalte.

Und was ist zu tun, wenn ein Reh überfahren wurde? „Zuallererst muss der Kadaver von der Straße geschafft werden“, sagt Winfried Edelmann. „Danach sollte die Polizei abgerufen werden, die wiederum uns Jäger informiert.“

Dass sich das Wild so oft auf die Straßen verirrt, habe im Übrigen nicht nur mit den Wanderungen der Tiere zu tun, so der Fachmann. „Gerade an den Fahrbahnrändern und den Mittelstreifen werden oft für das Rehwild feinste Leckereien gepflanzt. Die wirken wie ein Magnet auf die Tiere.“ Zudem würden in dieser Jahreszeit die Reh-Mütter ihren Nachwuchs aus dem Vorjahr vertreiben, „der seinerseits auf der Suche nach einer neuen Heimat ist“. Die nächste kritische Phase beginne Ende Juli, Anfang August. „Dann ist Paarung“, so Edelmann. „In dieser Zeit sind die jüngeren, männlichen Rehe auf Brautschau. Vielfach endet sie auf der Straße, weil die ,Angebetete’ auf der anderen Fahrbahnseite wohnt.“