Von der Bücherei in die Politik
Michaele Gincel-Reinhardt wird als Leiterin der Stadtbücherei pensioniert. Sie wird Direktkandidatin der Partei „Die Linke“.
Erkrath. Sympathisiert habe sie schon immer mit der Ideologie der Partei „Die Linke“, sagt Michaele Gincel-Reinhardt. Parteimitglied ist sie jedoch erst seit gut anderthalb Jahren. Seither ging alles sehr schnell: Im August vergangenen Jahres wurde sie Kreissprecherin und im Mai wird sie für ihre Partei als Direktkandidatin (Listenplatz 15) für den Wahlkreis 37 (Erkrath, Haan, Hilden-Nord und Mettmann-Süd) bei der Landtagswahl antreten.
„Die soziale Schere klafft immer weiter auseinander und der Rechtspopulismus wächst“, nennt sie zwei Gründe, die sie dazu bewogen haben, sich nicht mehr nur sozial, sondern auch politisch zu engagieren und ihre Meinung öffentlich zu vertreten: „1968 war ich 16 Jahre alt und bin absolute Pazifistin: Ich lehne jede Form von Gewalt ab“, untermauert sie ihre Einstellung. Auf Bundesebene gelte es daher, die Rüstungsexporte zu reduzieren und auf Kriegseinsätze (auch mit Drohnen) zu verzichten.
Und auch das Landtagswahlprogramm der Linken könne sie voll und ganz unterschreiben, betont sie. Dass ihr dabei die Themen Soziales und Kultur besonders wichtig sind, liegt in der Natur ihrer eigenen Biografie. Bereits aus ihrer früheren Tätigkeit als Erzieherin und ihrem Engagement im Kinderschutzbund Rheinlandpfalz weiß Gincel-Reinhardt, wie schwer gleiche Bildungschancen für Kinder aus sozial benachteiligten Familien zu erreichen sind.
„Es ist ein Skandal, dass Familien mit Kindern ein höheres Armutsrisiko haben als Menschen ohne Kinder. Es ist ein Skandal, dass in unserem Land jedes vierte Kind in Armut aufwachsen muss“, fasst sie zusammen, was sich in unserem Land dringend ändern muss. Gerechte Bezahlung, neue Arbeitszeitmodelle für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ausreichend Ausbildungsplätze gehören ebenfalls dazu. Neben sozialen und bildungspolitischen Themen liegen der langjährigen Leiterin der Erkrather Stadtbücherei vor allem kulturelle Themen am Herzen. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Förderung bisher als freiwillig definierter Leistungen: „VHS, Bibliotheken und Musikschulen beispielsweise sind Brutstätten der Kultur.
Sie leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Die Finanzierung solcher Institutionen muss daher dringend vom Land abgesichert werden. Bisher enthält das Kulturfördergesetz keine finanzielle Verpflichtung dazu.“
Auf lokaler beziehungsweise Kreisebene hält Michaela Gincel-Reinhardt die Zurverfügungstellung bezahlbaren Wohnraums und die Einführung „eines Sozialtickets, das diesen Namen verdient“ im öffentlichen Personennahverkehr für wichtige parteipolitische Ziele.
Ihren neuen Aufgaben räumt Michaele Gincel-Reinhardt schon jetzt viel Zeit ein: Neben Veranstaltungen im eigenen Kreisbüro an der Bahnstraße besucht sie selbst zahlreicher Vorträge und engagiert sich in der Friedenspolitik. Und Michaele Gincel-Reinhard hat ja schließlich auch noch ihre Familie.