„Woodhouse“ begeistern beim Jazzsommer mit langen Soli

Die Besucherzahlen lassen zu wünschen übrig. Wuppertaler Publikum scheute die Anfahrt mit dem Schienenersatzverkehr.

Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Im Lokschuppen wurde es gestern knarzig: Das Sextett „Woodhouse“ stand beim zweiten Jazzsommer-Sonntag auf der Bühne. Die Musiker sind alte Bekannte beim Jazzsommer und in diesem Jahr bereits zum dritten Mal mit dabei. Zu hören gab es Dixieland, gemischt mit verschiedenen modernen Einflüssen.

„Woodhouse“ blicken auf eine fast 65-jährige Bandgeschichte zurück und haben ihr Repertoire in dieser Zeit ständig erweitert. Mittlerweile sind sie eine der bekanntesten Jazzformationen in NRW und haben viele tausend Bühnen im In- und Ausland bespielt. Der Bandname geht auf den Gründungsort zurück: ein Holzhaus in Mülheim an der Ruhr.

„Woodhouse sind eine wirklich attraktive Band, die auch gut hier auf die Bühne passen“, stellte Jacky Müller, seit dem ersten Jazzsommer unermüdlicher musikalischer Leiter der Konzerte, fest. „Wir haben schon gerne Formationen mit sechs oder sieben Musikern hier im Lokschuppen, wegen der Akustik.“

Woodhouse starteten mit Schwung in den Sonntag und begeisterten direkt in den ersten Stücken mit langen Soli, für die es jeweils viel Applaus gab. Posaunist Mike Rafalzcyk, der für Bandmanager Horst Janßen eingesprungen war, spielte außerdem ein famoses Solo an der Mundharmonika. Begeistert zeigte sich das Publikum auch von der Gastsängerin, ebenfalls ein bekanntes Gesicht im Lokschuppen: Gaby Goldberg war auch schon beim Jazzsommer 2015 mit dabei. So viel Lässigkeit und Groove auf musikalisch hohem Niveau hätten mehr Publikum verdient gehabt. Die Publikumszahlen seien in diesem Jahr nicht recht zufriedenstellend, sagte Müller. „Am letzten Sonntag waren um die 300 Personen hier. Eine gute Zahl wäre mindestens 400 gewesen.“

Für die schwache Besucherzahl seien mehrere Gründe verantwortlich, so Ulrich Schwab-Bachmann, Leiter des Kulturamts. „Man merkt zum Beispiel deutlich, dass die S-Bahn fehlt. Mit den Ersatzbussen dauert die Fahrt deutlich länger, also bleiben einige Besucher aus Wuppertal weg.“ Außerdem gebe es in diesem Jahr so manche Parallelveranstaltung wie das Brückenfest am ersten Jazzsonntag oder das Unterbacher Schützenfest am vergangenen Sonntag. Müller sieht außerdem noch ein anderes Problem: „Ich habe das Gefühl, dass Jazz tendenziell immer weniger Leute anzieht, vor allem kaum jüngere. Das kann man auch bei anderen Jazzveranstaltungen sehen, zum Beispiel in Düsseldorf.“ „Dabei ist der Jazzsommer hier in Hochdahl eigentlich eine echte Tradition, die auch Besucher von außerhalb anzieht“, meinte Schwab-Bachmann.

Der größte Publikumsmagnet des Jazzsommers wird nächsten Sonntag auf der Bühne swingen: Wie üblich runden die „Lokschuppen Allstars“ um Jacky Müller die Konzertreihe ab. Die Formation hat in diesem Jahr ihren 20. Auftritt beim Jazzsommer. Zum Frühschoppen und der Bourbon Street Parade dürfte es dann im Lokschuppen durchaus noch voll werden. Karten kosten acht Euro, Kinder unter 14 Jahren frei.