Zwischen Kochtopf und Lebensgeschichten

Zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe im Neandertal No. 1 erlebten die Teilnehmer original italienische Lebensart.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Erkrath. Nonna (italienisch für Großmutter) kocht — so stand es in der Einladung. Dass Elena Klusemann (80) an diesem Abend noch so viel mehr tun würde, als nur am Herd zu stehen, das war an diesem ersten Nonna-Kochabend im Ausflugslokal „Neandertal No. 1“ eine Überraschung. Denn mittendrin eröffnete sich ein Salon voller Geschichten.

Nonna Elena gewährte Einblicke in ihr Bohème-Leben mit dem Maler Georg Klusemann, ihrem früh gestorbenen Ehemann. Ihre gemeinsame Tochter Caterina hatte es im vergangenen Jahr ins Neandertal verschlagen, in das alte Steinhaus direkt gegenüber dem Museum, und seither sind dort Küche und Kunst vereint. Erstere, die Küche, ist italienisch, weil die Familie einst in südlicheren Gefilden lebte, in der Toskana. Und so erlebten die Gäste an diesem Abend authentische italienische Lebensart im Neandertal.

Auch die mitunter illustre Gästeschar hatte viel zu erzählen, wie der friesisch-kanadische Tenor, derzeit in Hochdahl zuhause, der auf den Bühnen der Welt besonders gerne den Don José aus der Oper „Carmen“ gab. Die Gäste, die ja eigentlich eher wegen des Menüs gekommen waren, fanden sich in einer entspannten Atmosphäre wieder, in der es sich zwischen Gnocchi und Parmaschinken wunderbar über Gott und die Welt plaudern ließ.

„Wir sind heute das erste Mal hier und begeistert“, fand beispielsweise Marga Kampmann lobende Worte für das lockere Dinner im „Neandertal No. 1“. Ein gelungener Auftakt also für die neue Veranstaltungsreihe, in deren Mittelpunkt Nonnas unterschiedlicher Herkunft und ihre Kochkünste stehen sollen. Elena Klusemann war — als Nonna des Hauses — die Erste im Reigen von Großmüttern, die dort am Herd zaubern werden. Bei „Großmutters Küche“ schwingt wohltuende Gemütlichkeit mit. Und auch hier war sie zu spüren inmitten einer Familie, die gerne gemeinsam kocht.

Apropos: Kartoffeln prüfen, am Vortag kochen und im Topf trocken werden lassen — geht es um Gnocchi, hat Elena Klusemann ihre ganz eigene Vorstellung davon, wie sie am besten gelingen. Dazu gab es Pomarola (toskanische Tomatensauce) mit Parmesan, den man sich mit traditionellen Messerchen vom großen Stück abschnitt. Weiter ging es mit Salbeihühnchen und Waldbeeren-Pannacotta zum Dessert.

Gekocht hat früher bei Klusemanns übrigens immer Georg, der Maler, der auch Jahrzehnte nach seinem Tod einen Platz in der Familie hat. Seine Malerei hängt an den Wänden des Cafés, in den Bücherregalen stößt man in Katalogen auf sein Werk — und dann gab es noch ein ganz besonderes Buch mit Erinnerungen, Bildern und Briefen des ehemaligen Akademieschülers, das ein glücklicher Tombola-Gewinner an diesem Abend mit nach Hause nehmen durfte.

So war es dann über Stunden ein gelungenes Hin und Her von Essen, Kunst und Plauderei. Schön, dass es damit bald weitergehen soll: „Es gibt Nonnas aus Polen, Russland und Ghana, die gerne bei uns kochen wollen“, kündigt Caterina Klusemann weitere Nonna-Menüs an. Die Termine stehen aber noch nicht fest. Man darf sich nicht nur auf leckeres Essen, sondern auch auf Geschichten aus anderen Kulturen freuen.