Haan Aus Liebe ins Drogengeschäft eingestiegen

Haan/Wuppertal. · Haanerin sagt aus zum Vorwurf der Beihilfe zum gewerbsmäßigen Drogenhandel.

Mehr als 40 Verhandlungstage sind vor dem Wuppertaler Landgericht gegen sieben Angeklagte angesetzt. Ihnen wird gewerbsmäßiger Drogenhandel vorgeworfen.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Sie ging morgens an ihren Schreibtisch bei einem Versicherungsunternehmen. Er als Brandmeister zur Feuerwehr. Eigentlich hätten sie von ihrem Gehalt gut leben können – so zumindest sah es die 29-Jährige Haanerin, die zur Drogenschmugglerbande gehören soll, der derzeit am Wuppertaler Landgericht der Prozess gemacht wird.

Ebenfalls auf der Anklagebank: Deren Lebensgefährte (34), mit dem sie mittlerweile einen neun Monate alten Sohn hat. Während der 34-Jährige – wie auch fünf weitere Angeklagte aus Wuppertal und Venlo – seit Juni 2018 in Untersuchungshaft sitzt, wurde die junge Mutter noch vor der Geburt ihres Kindes von dort entlassen. Ihr droht eine Strafe wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Drogenhandel in großem Stil: Gemeinsam soll die Bande 75 Kilogramm Kokain und 90 Kilo Amphetamine aus den Niederlanden geholt und ins europäische Ausland weiterverkauft haben.

Hochzeit fiel flach,
weil Verlobter in Haft war

Am zweiten Verhandlungstag in dem noch bis Oktober dauernden Mammutprozess hat sich die 29-Jährige nun zu den Tatvorwürfen geäußert. Mit ihrem Lebensgefährten habe sie über fünf Jahre hinweg eine On-Off-Beziehung geführt – bis man sich dann zum Jahreswechsel 2017/2018 verlobt habe. Der Termin für die Hochzeit im August 2018 habe bereits festgestanden, doch da war die Sache längst aufgeflogen und der Verlobte in Haft.

„Wir hatten nach vielem Hin und Her endlich den perfekten Beziehungsstil gefunden. Ich wollte nicht mehr wissen, was er tut – und er hat mich nicht mehr gefragt“, berichtet die Haanerin von einem Miteinander, das sich schließlich als fatal herausstellen sollte.

Dass die gemeinsamen Touren nach Dänemark dem Drogenschmuggel dienten? Ja, das habe sie irgendwann geahnt – aber ihren Freund darauf angesprochen habe sie nie, und der habe auch nichts gesagt. Also ging man zusammen auf Städtetour, während im mit Schmuggelverstecken präparierten Auto entweder kiloweise Drogen oder auch schon mal 300.000 Euro Bargeld lagerten.

Mitgefahren sei sie eigentlich nur, weil sie mit dem Verlobten eine gute Zeit hätte haben wollen. „Die Idee des Roadtripps gefiel mir. Ich wollte einfach nur mit ihm zusammen sein“, erklärte die Frau dem Gericht, warum sie sich auf die Schmuggeltouren eingelassen habe. Die Liebe sei sogar soweit gegangen, dass sie sich ihm zuliebe bereiterklärt habe, in seine „Drogenwelt“ einzutauchen. Hatte sie ihn in der On-Off-Phase der Beziehung noch als „Junkie“ beschimpft, so habe sie nun selbst fühlen wollen, das man unter Drogen nicht nur rosa Mäuse sehe.

Während der fünf gemeinsamen Touren sei sie bereits schwanger gewesen. „Er wollte bei Kontrollen an der Grenze notfalls den Mami-Joker auspacken“, sagt sie über das Kalkül ihres Verlobten, der seine Schmuggeltouren so habe tarnen wollen. Immer wieder will sie ihn zum Aufhören gedrängt haben, aber das habe er bis zur Geburt des gemeinsamen Kindes im vergangenen September verschieben wollen.

Die wegen Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln angeklagte Haanerin wohnt mittlerweile wieder bei ihren Eltern und ist wegen ihres Sohnes in Elternzeit.

Nebenher betreut sie ehrenamtlich Kindertanzgruppen in einem Sportverein. Ob sie mit einer Bewährungsstrafe rechnen kann, wird der Prozessverlauf zeigen. Die Verlobung mit dem Vater des Kindes sei mittlerweile gelöst – der hofft dennoch darauf, seinen Sohn aufwachsen zu sehen und die drohende Haftstrafe im offenen Vollzug absitzen zu können. Nach weiteren 40 bislang angesetzten Verhandlungstagen soll im Oktober das Urteil verkündet werden.