Zusammenleben in Haan Beim Ehrenamt sind Haans Senioren weit vorn
Haan · Mit einer neuen Gesprächsreihe möchte die katholische Kirchengemeinde St. Chrysanthus und Daria die Kommunikation in der Bevölkerung verbessern.
Mit dieser Einladung hatte die katholische Gemeinde St. Chrysanthus und Daria offenkundig ins Schwarze getroffen: Zu einer neuen Gesprächsreihe fanden sich am Montagabend zahlreiche Interessierte im Forum ein, um über das Thema Ehrenamt zu diskutieren. Eingeladen hatte zwar die katholische Gemeinde, doch wie ausdrücklich betont wurde, sollte diese neue Reihe viele Akteure der Stadtgesellschaft, Vertreter der Stadt, Politik, von Vereinen, Organisationen und Einrichtungen immer wieder zu bestimmten Themen und Zukunftsfragen zusammenbringen.
Griffig wurde der Premierenabend mit dem Satz überschrieben: „Frag nicht, was Haan für Dich tun kann – Frag, was Du für Haan tun kannst“. Eine stadtbezogene Umformulierung des berühmten Zitats des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Der ehemalige WDR-2-Moderator Tom Hegermann übernahm die Moderation des Abends und gab das Wort gleich weiter an Lydia Ossmann, die als Referentin für Engagementförderung im Caritasverband einen kurzen Impulsvortrag hielt. Mehreren Studien zufolge sei die Anzahl der Ehrenamtler in Deutschland, entgegen aller Aussagen, noch sehr hoch, betonte sie. Dem Freiwilligensurvey nach, der alle fünf Jahre neu erstellt wird und dessen jüngste Statistik aus dem Jahr 2019 stammt, gehen fast 40 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einem Ehrenamt nach. „Das sind immerhin etwa 30 Millionen Menschen“, unterstrich Ossmann. „Es stimmt also nicht, dass sich niemand mehr engagieren will.“
Allerdings sei das Ehrenamt heutzutage vielfältiger. Besonders aktiv ist demnach die Bevölkerungsgruppe zwischen 60 und 65 Jahren. Sie mache den größten Anteil der Ehrenamtler aus. Zu erklären sei das damit, dass diese Altersgruppe in der Regel frisch aus dem Berufsleben trete und sich eine neue Beschäftigung suche, um die gewonnene Freizeit zu füllen.
Junge Menschen engagieren
sich eher auf absehbare Zeit
Doch auch jüngere engagierten sich, wenn auch nicht so zeitintensiv. Sie seien eher in projektbezogenen Aktionen zu finden, die zeitlich begrenzt seien, etwa über die Ferien oder über einen anderen überschaubaren Zeitraum. Menschen mit höherer Bildung engagierten sich tendenziell häufiger ehrenamtlich, als Menschen mit einem niedrigeren Bildungsniveau, was Ossmann allerdings darauf zurückführte, dass Menschen mit niedrigerer Bildung eher damit beschäftigt seien, ihre Existenz zu sichern.
Aus einer Westlotto-Studie brachte die Referentin andere interessante Zahlen für NRW mit. Nach dieser gibt es in Nordrhein-Westfalen eine Ehrenamtsquote von 54 Prozent. Laut Ehrenamtsfaktor bringe jeder Ehrenamtler im Schnitt 208 Stunden im Jahr für sein Ehrenamt auf, was, den Mindestlohn zugrundelgelegt, einen Wirtschaftsfaktor von umgerechnet 20,9 Milliarden Euro ausmache.
Beeindruckende Zahlen, die Ossmann auch auf den Kreis Mettmann herunterbrach. Hier engagierten sich 51 Prozent der Bevölkerung ehrenamtlich, und zwar pro Person mit 177 Stunden im Jahr. „Der wirtschaftliche Gegenwert liegt hier bei 453 Millionen Euro.“
„Wie wichtig ist das Ehrenamt in Haan?“, wollte der Moderator beim anschließendem Gesprächskreis von Bürgermeisterin Bettina Warnecke wissen. „Wir sollten mal eine Woche ohne Ehrenamt erleben, dann würden wir sehen, welche Katastrophe das auslöst“, sagte sie. Doch trotz des hohen Stellenwerts haben Vereine und Organisationen immer stärker damit zu kämpfen, Nachwuchs zu gewinnen, vor allem für Leitungspositionen. Nur 17 Prozent der Engagierten setzte mehr als sechs Stunden in der Woche für das Ehrenamt an. „Der Rest bleibt deutlich darunter.“
Um solchen Trends entgegenzuwirken, gibt es hauptamtliche Ehrenamtskoordinatoren, wie etwa Andrea Oldenburg. Sie kümmert sich darum, die Ehrenamtler in einer Wuppertaler Gemeinde zu betreuen, damit jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten ein Ehrenamt ausüben kann.