Hilden Wahlkampf geht in die Verlängerung
Hilden. · Der Wahlbezirk 3010 wählt am 27. September sein Ratsmitglied, weil ein Kandidat kurz vor der Wahl starb. Für die nun Nominierte der Bürgeraktion und ihre Kontrahenten wird es schwerer als bei der Hauptwahl, Stimmen zu generieren.
Der Anruf kam überraschend, doch Vera Mylord zögerte nicht lange. Vormittags fragte die Bürgeraktion Hilden (BA), ob sich die Rechtsanwältin als Kandidatin aufstellen lassen würde, und noch am gleichen Nachmittag unterschrieb Mylord. Nach dem Tod von Peter Wills in der Woche vor der Kommunalwahl ist die 62-Jährige das neue Gesicht der BA für den Wahlkreis 3010. Am Sonntag, 27. September, wird im Hildener Süden erneut gewählt. Erst dann steht auch für die gesamte Wahl zum Hildener Stadtrat das Ergebnis fest.
Mit Hausbesuchen und Flyern will die Bürgeraktion in diesen Tagen Stimmen für die Nachwahl generieren. Vera Mylord selbst ist nicht dabei: Durch große private Herausforderungen und ihre Arbeit in ihrer Kanzlei in Kleef ist sie derzeit stark eingebunden, „von 6 bis 24 Uhr.“ Bald wird sich die 62-Jährige allerdings engagieren: „Die Arbeit der Bürgeraktion interessiert mich sehr.“ Ihr Schwerpunkt sei behutsame Stadtentwicklung mit Grünflächen, Radwegen und guter Verkehrsführung, aber auch soziale Themen wie das Miteinander von Alt und Jung lägen ihr am Herzen.
Für die CDU tritt Stadtverbands-Vorsitzender Peter Groß (58) an. Er bedauert den Tod von Peter Wills: „Er war ein guter Mitstreiter und ein angenehmer Mensch.“ Mit Blick auf die erneute Wahl sagt Groß: „Die Situation ist schwieriger als am 13. September, unabhängig von der Partei.“ Das Interesse der Wähler lasse stark nach. Groß möchte seine Wähler zum Wählen animieren – aber auf sanfte Weise. „Wir hatten einen langen Wahlkampf. Jetzt nochmal an den Haustüren zu klingeln, das wäre zu viel.“ Flyer hat die CDU verteilt und neu plakatiert.
Kandidatin der SPD ist Hannah Hammer (21), stellvertretende Vorsitzende der Jusos in der SPD Hilden. „Ich war schockiert, als ich die Nachricht vom Tod eines Kandidaten erhalten habe“, sagt sie. Es sei sehr bedauerlich für die Familie und die Partei, Peter Wills verloren zu haben. „Uns bleibt nichts anderes, als das Beste aus dieser ungewöhnlichen Situation zu machen.“ Sie nutze das Mehr an Zeit, um in den Dialog mit den Bürgern zu gehen, sagt Hannah Hammer. „Das ist mir sehr wichtig.“ Mit Hausbesuchen motiviert sie zum erneuten Wahlgang, die SPD hat aktualisierte Flyer gedruckt und – im Gegensatz zum Wahlkampf vor der Hauptwahl – nun auch personalisierte Plakate platziert. „Bei allem habe viel Unterstützung aus der Partei bekommen“, berichtet die junge Politikerin.
Wähler hoffen, dass Pannen bei der Abstimmung ausbleiben
Die Stimmung der Wähler im Hildener Süden ist geteilt: „Wir gehen auf jeden Fall nochmal wählen, das ist wichtig“, sagt Rita Stein, die in der Zeitung von der erneuten Wahl gelesen hat. Ihr Mann Frank ergänzt: „Wir hoffen nur, dass das dann auch die finale Wahl ist.“ In anderen Städten wie beispielsweise in Haan seien einige Pannen passiert, so etwas hoffen die beiden für den Nachwahltag in Hilden nicht. Das erneute Werben um Stimmen begrüßt das Ehepaar Stein: „Es ist gut, die Kandidaten vorher kennenzulernen.“
Eine ältere Dame, die an der Richrather Straße vorbei kommt, wusste nicht, dass noch einmal gewählt wird. „Ich bin 88 Jahre alt. Das ist das alles ein bisschen viel, und es ist schwierig, den Überblick zu behalten.“ Ein Herr, der auf dem Rewe-Parkplatz an der gleichen Straße seine Einkäufe im Auto verstaut, möchte vom Thema Wahlen nichts mehr hören: „Bedauerlicher Vorfall, aber ich habe am Sonntag leider keine Zeit für noch eine Wahl.“ Die Wahlunterlagen für Sonntag, 27. September, haben Wahlleiter Klaus Helmer und sein Team schon lange verschickt. Wer für die Hauptwahl Briefwahl beantragt hatte, erhält automatisch einen Briefwahlschein.
Weitere Kandidaten für den Wahlkreis 3010 sind neben denen der CDU, SPD und BA Hartmut Toska (Grüne), Franz-Josef Verhalen (Allianz für Hilden), Luca Gerbl (FDP), Andreas Kaiser (AfD) und Walther Enßlin (Die Linke). Mit einem Wahlergebnis rechnet Klaus Helmer am 27. September zwischen 19 und 19.30 Uhr.