Bürger sehen Gärten in Gefahr

Eine Initiative macht mobil gegen die geplante Neubebauung am Stöcken. Die Ratspolitiker stimmten für den Beinamen „Gartenstadt“.

Foto: Staschik

Haan. „Rettet die Gartenstadt!“, so heißt eine Bürgerinitiative, die sich am Samstag in Haan gegründet hat. Die Anwohner wehren sich dagegen, dass der Innenbereich zwischen Bahnhofstraße, Luisenstraße, Stöcken und Talstraße bebaut werden soll. Bislang sind dort Gärten. Die Bürger befürchten nun, dass mit dem Neubau-Vorhaben „eine der wenigen grünen Oasen der Gartenstadt zerstört werden soll“. Außerdem sehen sie „eine zusätzliche gesundheitsschädigende Lärm- und Abgasbelastung“ und die Gefahr, „dass die Straße Stöcken aufgrund des zu erwartenden Verkehrs aus den Nähten platzt“. Das teilen die Sprecher der jeweiligen Straßen mit: Ursula Esser für die Luisenstraße, Dr. Michael G. Hoog für Stöcken, Brunhild Kurz für die Talstraße und Dr. Helmut Weber für die Bahnhofstraße.

Tatsächlich soll der Bereich laut Bebauungsplan 133 „nachverdichtet“ werden. Das heißt, dass Privateigentümer einen Teil der Grünflächen in Nähe des Baudenkmals Stöcken bebauen wollen. Die Zufahrt zu den Grundstücken könnte nach Auskunft der Stadtverwaltung über die Grundstücke Luisenstraße 17 oder Stöcken 5 erfolgen. Für die Bebauung sind mehrere Varianten im Gespräch. Sie reichen von der Errichtung dreier Wohngebäude mit „weitläufigem, villenartigen Charakter“ bis hin zu mindestens sechs Wohngebäuden in „kompakter Anordnung“.

Dabei stören sich die Bürger schon am Begriff „Nachverdichtung“: Sie sehen darin „eine sprachliche Beschönigung und Verharmlosung der Zerstörung von wichtigem Garten- und Hinterland“. Die Initiative will nun nicht nur für ihren Bereich kämpfen, „sondern auch anderen Bürgern zur Seite stehen, wenn bei ihnen Innenbereiche nachverdichtet werden sollen“, heißt es. Die Stadtverwaltung führt in einem aktuellen Dokument jedoch sogar ökologische Argumente für die sogenannte Nachverdichtung an: Diese verhindere „die Ausweisung neuer Baugebiete und damit die Zersiedelung der Landschaft“, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung zum Thema Gartenstadt.

Diese Vorlage bewirkte offenbar, dass der Wirtschaftsförderungsausschuss in anderer Sache jetzt sein Meinungsbild änderte: Bei Enthaltung von WLH und GAL stimmte die Mehrheit mit den Stimmen der SPD nun doch dafür, Haan offiziell den Beinamen „Gartenstadt“ zu geben. Die CDU hatte einen entsprechenden Antrag gestellt, der zunächst mehrheitlich abgelehnt worden war. Nun ein Sinneswandel bei der SPD. „Die Bezeichnung hat sich etabliert. Wir wollten dem nicht im Wege stehen“, sagt Jens Niklaus (SPD), stellvertretender Ausschussvorsitzender.

Das Thema wird schon länger diskutiert: Im Oktober 2011 hat der Landtag NRW grünes Licht dafür gegeben, dass sich Städte einen passenden Beinamen geben können. So heißt Leichlingen beispielsweise „Blütenstadt“ und Solingen „Klingenstadt“. Soll der Name „Gartenstadt“ nun auf den Ortseingangsschildern prangen, geht das indes nicht ohne weiteres Engagement, fordern die Sozialdemokraten: Sie stellten die Bedingung, „dass der Begriff auch mit Leben gefüllt werden soll. Das Prädikat ,Gartenstadt’ ist ja doch eine Verpflichtung“, betont Niklaus. Daher soll es nun einen bereits 2008 von der „Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21“ empfohlenen Workshop zum Thema „Zeitgemäße Gartenstadt“ geben, um das Leitbild Gartenstadt „erlebbar“ zu machen.