Haan Haaner Filmemacher erhält in Mannheim den Schillerpreis
Haan. · Christian Petzold wird im März die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung entgegennehmen. Der 59-Jährige ist in Haan aufgewachsen.
„Christian Petzolds Werke zu gesellschaftlich relevanten Themen unserer Zeitgeschichte machen ihn zu einem prägenden Regisseur der deutschen Filmkultur“, begründete der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz die Entscheidung der Jury. Der mit 20 000 Euro dotierte Preis wird dem 59-jährigen Regisseur und Drehbuchautor im März verliehen.
Christian Petzolds Eltern stammen aus der früheren DDR. Sie haben 1958/59 die sogenannte Ostzone verlassen und sind in den Westen gezogen. „Ich wurde in der Klinik von Doktor Biermann in Hilden geboren (heute Capio Klinik im Park), dort haben damals die Haaner Frauen entbunden.“ Christian Petzold wuchs am Hühnerbach auf, eine Reihenhaussiedlung im Norden von Haan.
Jugendliche radelten ins Kino nach Wuppertal oder Düsseldorf
Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend, hockte oft mit seiner Clique auf Bänken, rauchte, hörte Musik und träumte von einem anderen Leben. „Es war alles so furchtbar langweilig damals: Die arbeitende Bevölkerung trennte Arbeiten und Wohnen streng voneinander“, erinnert er sich: „Am Wochenende wollten sie in ihrer Reihenhaussiedlung im Grünen ihre Ruhe haben. Wir Jugendlichen waren uns selbst überlassen und fuhren dann mit dem Fahrrad nach Wuppertal, Düsseldorf oder Köln ins Kino.“ 1979, nach dem Abitur am Haaner Gymnasium verweigerte Petzold wie viele seiner Generation den Wehrdienst und fing als Zivildienstleistender beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) in Haan an. „Dort habe ich mit schwer erziehbaren Jugendlichen gearbeitet. Für sie habe ich im Filmclub Kino-Abende organisiert. Es gab immer ein Doppelprogramm: einen wenig anspruchsvollen Lockfilm, zum Beispiel Bud Spencer, und danach etwas pädagogisch Wertvolles für die Proletarierkinder. Damals entstand meine Liebe zum Film.“
Nach dem Zivildienst verließ Christian Petzold das Rheinland, zog nach Berlin und studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Freien Universität Berlin und dann an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Er stellt fest: „Wer in Haan oder sonst wo in der Provinz aufgewachsen ist, der träumte davon, auszubrechen und anderswo sein Glück zu suchen.“
Seinen Kindern hat er seine alte Heimat gezeigt. „Ich mache mit denen viele Spaziergänge und erkläre ihnen die Geschichte dieser Region. Ich rege mich aber auch über die Bausünden auf und sage ihnen: Es gibt hier zu viele Autobahnen, die die Städte zerschneiden und zu viel Lärm. Das Rauschen der A 46 hat meine Kindheit geprägt“, bemerkt der 59-Jährige. Trotzdem kann er seiner Jugend im Rheinland etwas Positives abgewinnen: „Ich denke, ganz viel Kreativität kommt in der Provinz, weil dort Träume entstehen und die Leute aufbrechen, um sie zu realisieren.“