Hilden Historisch Hallenbad Heiligenstraße brennt Silvester ab

Knapp vier Millionen Mark kostet das neue Hallenbad im Herzen der Stadt, als es 1968 und 69 gebaut wird. 20 Jahre später brechen Unbekannte ein und legen ein Feuer. Die Auswirkungen sind verheerend – das Gebäude wird abgerissen.

Das Hallenbad an der Heiligenstraße in Hilden wird in den Jahren 1968 und 1969 gebaut und brennt 20 Jahre später in der Silvesternacht 1988/89 ab.

Foto: Stadtarchiv Hilden

Der erste Notruf geht um 2.08 Uhr ein, doch da steht das Hallenbad an der Heiligenstraße schon in Flammen. Es ist die Silvesternacht 1988/1989, als Unbekannte einen Ziegelstein in die gläserne Fronttür werfen und durch das Loch in das Schwimmbad einsteigen. Wie der damalige Einsatzleiter Lothar von Gehlen später erklärt, hätten er und seine Leute zwei Brandherde ausgemacht und zwar in den Bademeister-Räumen. Der damalige Stadtdirektor Karl-Detlef Göbel eilt noch in der Nacht zu Einsatzort. Der Schaden ist immens. Schwimmen kann hier niemand mehr.

Das Hallenbad an der Heiligenstraße ist im Jahr 1969 der ganze Stolz der Kleinstadt an der Itter. Am 6. Oktober wird es eröffnet, Bürgermeister Robert Gies hält die Eröffnungsrede und erinnert daran, dass eigentlich schon Anfang des 20. Jahrhunderts ein Hallenbad in Hilden gebaut werden sollte. 100.000 Mark hätte es kosten sollen. Doch die Planungen werden verschleppt, was Zeitgenossen um 1910 bissig kommentieren: „Unsere Jugend wird einmal als Jubelgreise bei der Eröffnung dabei sein.“ Und irgendwie kommt es genau so.

Das Hallenbad an der Heiligenstraße in Hilden wird in den Jahren 1968 und 1969 gebaut und brennt 30 Jahre später in der Silvesternacht 1988/89 ab.

Foto: Stadtarchiv Hilden

Am 7. Mai 1965 beschließt der Stadtrat die Planung des Hallenbades, am 21. Juni 1968 folgt der endgültige Beschluss. Bereits zweieinhalb Monate später rücken die ersten Bagger an, am 25. Oktober 1968 folgt die Grundsteinlegung. Statt der 100.000 Mark von 1910 kostet das Schwimmbad nun 3.947.920 Mark – die Stadt hat einen Festpreis verhandelt. 100.000 Mark schießt der Bund dazu, 400.000 Mark das Land und 200.000 Mark der Kreis. Die Bundeswehr beteiligt sich mit 70.000 Mark. Den Rest kratzt die Stadt aus der Stadtrücklage und einem angesparten Bauspardarlehen zusammen.

Bei der feierlichen Eröffnung durften Vertreter aller Geldgeber ans Mikrofon und das neu gebaute Schwimmbad loben. Sparkassendirektor Hans-Adolf Stranzenbach hatte in einer Ratssitung 1967 das Versprechen abgegeben, dass er als erster ins Schwimmbad springe, wenn es denn fertig gebaut ist – und zwar in seinem Anzug. Dieses Versprechen löst er auch ein. Allerdings nach seiner Rede.

Im Anzug hechtet Sparkassendirektor Hans-Adolf Stranzenbach nach seiner Rede bei der Eröffnung ins Wasser. Das hatte er 1967 im Stadtrat versprochen.

Foto: Stadtarchiv Hilden

Der Eröffnungstag wird zu einer großen Sause: Das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr sorgt bei der großen Eröffnung für Musik, Kunstschwimmer, Wasserball-Spieler und Kajakvorführungen für die Unterhaltung.

In dem Schwimmbad an der Heiligenstraße lernen fortan Generationen von Hildenern, Auftrieb und Vortrieb optimal zu nutzen, um bloß nicht unterzugehen. Auf dem Einmeterbrett und dem Dreier können Kinder und Jugendliche ihren Mut beweisen. Wahrscheinlich hat jeder ab 40 eine Erinnerung an das Hallenbad (schreiben Sie uns Ihre Erinnerung doch einfach an die Mailadresse hilden@rheinische-post.de).

Das Hallenbad an der Heiligenstraße in Hilden wird in den Jahren 1968 und 1969 gebaut und brennt 30 Jahre später in der Silvesternacht 1988/89 ab.

Foto: Stadtarchiv Hilden

20 Jahre nach der feierlichen Eröffnung brennt das Schwimmbad in der Silvesternacht ab. Um Punkt 24 Uhr geht das Hallenbad an der Heiligenstraße von der Stadt in den Besitz der Stadtwerke über. Die Versicherungen streiten danach lange über die Frage, wann genau das Feuer ausbrach – vor oder nach Mitternacht.

Zunächst heißt es, dass das Bad saniert und gerettet werden soll. Aber dann passiert lange erst einmal nichts. Unbekannte werfen die Außenscheiben ein, der Müll stapelt sich rundherum. Ein Anblick, der Menschen zu Leserbriefen provoziert. Während die Verantwortlichen keine Entscheidung treffen, kommt ein mögliches Thermalbad an der Horster Allee ins Gespräch. Schul- und Vereinsschwimmen findet unter dessen im völlig überfüllten Lortzingbad statt.

Das Hallenbad an der Heiligenstraße in Hilden wird in den Jahren 1968 und 1969 gebaut und brennt 30 Jahre später in der Silvesternacht 1988/89 ab.

Foto: Stadtarchiv Hilden

Mitte Mai 1990 entschließen sich die Stadtwerke zum Abriss der Ruine im Herzen der Stadt. Zunächst soll auf diesem Grundstück auch das neue Schwimmbad errichtet werden – doch die Fläche liegt so zentral, dass der Verkauf lukrativ ist. Als das Gebäude Ende November abgerissen wird, steht der neue Standort bereits fest: Das neue Hildener Hallenbad soll an der Grünstraße entstehen.

Am 11. September 1993 wird das Spaßbad eröffnet. Das neue Hildorado kostete 25 Millionen Mark – plus zwei Millionen Mark für die Außenanlagen. Das Hildorado feiert im vergangenen Jahr seinen 25. Geburtstag.

Tobias Dupke