Die Schüler aus Eu erobern Haan
Zwei Schülerinnen aus der französischen Partnerstadt sind bei der Familie Römisch in Gruiten zu Gast.
Haan. Auf dem Neuen Markt wird Beach-Volleyball gespielt — der aufgeschüttete Sand macht es möglich. Bei praller Sonne spritzen sich deutsche und französische Jugendliche mit gefüllten Trinkbechern am Brunnen gegenseitig nass und schwatzen deutsch und französisch durcheinander. Gegen Mittag steigen mit Helium gefüllte und mit Zetteln versehene Ballons in den strahlend blauen Himmel. Ein perfekter erster Tag, der mit einer Stadtrallye enden wird.
15 französische Jugendliche leben eine Woche lang bei Gastfamilien in Haan. Mathilde (16) ist, zusammen mit der 15-jährigen Perrine, bei Familie Römisch und den Kindern Nele (15) und Finn (12) untergekommen. Mathilde war schon mehrfach in Deutschland, kennt Nele von früheren Austauschprogrammen und ihr Deutsch ist ausgesprochen gut. Am ersten Tag, Sonntag, hat sie mit Gastfamilie Römisch auf dem Gruitener Sportplatz das Spiel Frankreich gegen Kroatien gesehen und ausgiebig gejubelt.
„Ich war so stolz und habe gleichzeitig gelacht und geweint“, sagt sie. Gastmutter Trixi Bönisch hat den Moment mit dem Handy gefilmt. Perrine ließ der Weltmeistertitel eher kalt: „Ich interessiere mich mehr für Rugby.“ Jules Meraud, 22, ist der französische Begleiter — und Enkel des ehemaligen Bürgermeisters von Eu, Georges Meraud, einem der Mitbegründer der Städtepartnerschaft. die jetzt seit 51 Jahren besteht.
Jules Meraud wundert sich über die Essensgewohnheiten der Deutschen und über das Wetter: „Wir haben schlechtes Wetter erwartet“, gibt er unumwunden zu. Und: „In Frankreich essen wir zu festen Zeiten.“ Außerdem hat er festgestellt, dass die Deutschen, die er in Haan erlebt, besser Fremdsprachen beherrschen als die Franzosen, die er kennt. Auch Mathilde hat Unterschiede ausgemacht: „Laugenbrötchen und Curryketchup gibt es bei uns nicht“, sagt sie eher bedauernd. Und: „Bei uns wird zu allen Mahlzeiten gekocht.“
Die deutsche Mülltrennung hat sie anfangs verblüfft, und dann sagt sie etwas, das betroffen macht: „Hier ist alles so frei. Es gibt viel weniger Überwachung. Bei uns steht an jeder Ecke ein Polizist und die Schulen sind verschlossen, da kommt man als Fremder nicht hinein. Da ist viel mehr Angst vor Terroranschlägen.“
Dieter Köhler, 67, langjähriger Jugendreferent und eigentlich längst in Rente, kümmert sich mit weiteren Betreuern um die Heranwachsenden. „Mein Nachfolger, der Jugendreferent Peter Burrek, hat genug zu tun mit der Stadtranderholung, und ich mache das gerne“, stellt er fest. Der erfahrene Ex-Jugendreferent Köhler begleitet die Austauschschüler durch ein üppiges Programm: ein ganztägiger Ausflug ins Phantasialand in Brühl, ein sportlicher Tag unter anderem mit Bogenschießen, Barbecue und Besuch des Fun-Bads Aqualand in Köln, Kart fahren in Hilden und Schwebebahn in Wuppertal sowie — auf vielfachen Wunsch der jungen Besucher — ein freier Tag mit den Gastfamilien. Trixi Römisch wird mit den Jugendlichen „einen Ausflug in einen Klettergarten in Langenfeld unternehmen, mit zwei andern Gastfamilien samt Anhang“.