Eier-Ausgabe im Sekundentakt
Am Stand des Geflügelhofs Möller auf dem Nordmarkt gab es kaum eine ruhige Minute für die Familie aus der Elb.
Hilden. Es ist 9 Uhr. Auf dem Nordmarkt herrscht reges Treiben. Am Stand des Geflügelhofs Möller aus der Elb stehen die Kunden Schlange. Ein älteres Ehepaar füllt seine Eierkartons selbst. Sie nimmt die brauen Eier, er kümmert sich um die weißen. Bis ihre beiden Kartons gefüllt sind, haben Bernhard, Birte und Annika Möller schon fünf oder sechs Kunden bedient.
Sie sind ein eingespieltes Team. Bestellung, einpacken (der Chef schafft drei Eier pro Hand), ausgeben, zahlen, Wechselgeld, „frohe Ostern“ — alles läuft wie am Schnürchen. Innerhalb von fünf Minuten sind gut 100 Eier verkauft. Weiße und braune, in vier Größen, aus Boden- und Freilandhaltung. Auf den Preisschildern steht, dass alle tagesfrisch sind — und vom eigenen Hof. Auch die Ostereier. „Die färben wir nicht selbst, das wird in einer Färberei gemacht“, sagt Birte Möller einem Kunden.
Obwohl Eile geboten ist, bleibt Zeit, um Fragen zu beantworten. Dass auf anderen Geflügelhöfen mit Dioxin belastete Eier gefunden wurden, ist aber kein Thema. Die Kunden vertrauen den Möllers. Schließlich kennen viele sie schon seit Jahren. Und der Chef kennt sie ebenfalls, begrüßt viele mit dem Namen. Auch manche Kunden kennen sich untereinander. Für ein kurzes Schwätzchen ist immer Zeit. Die Atmosphäre ist weniger hektisch als im Supermarkt.
Zwei ältere Damen sind sich nicht einig, wer an der Reihe ist. Zum Problem wird die Frage nicht, sie wird mit einem Lächeln geklärt. Und mit der Anmerkung des Chefs, dass er auch beide gleichzeitig bedienen könne. Eine andere Kundin möchte eine Plastiktüte. Dafür bezahlen muss sie nicht. „Die kostet nichts?“, fragt sie ungläubig. „Doch“, antwortet Möller mit einem Lächeln: „Sie müssen dafür die Tüte so vor der Brust halten, damit jeder unsere Werbung lesen kann.“
Der Kundenstrom reißt nicht ab. Manche fragen nach den anderen Mitgliedern der Familie Möller. „Die sind im Süden. Dort ist heute regulärer Markt“, lautet die Antwort. Der Nordmarkt ist wegen Karfreitag um einen Tag vorgezogen worden. Die drei Verkäufer haben kaum eine ruhige Minute. Zwischendurch muss noch der wachsende Berg mit großen, leeren Kartons abgebaut und Nachschub aus dem Hänger hinter dem Stand geholt werden.
„Nicht alle Kunden wollen Eier zum Färben“, erfährt eine Kundin, die sich über die Frage „Braun oder Weiß?“ gewundert hat. Das eigenständige Färben scheint ohnehin aus der Mode zu kommen. Knapp die Hälfte der verkauften Eier sind bereits blau, grün, gelb, rosarot, lila- oder orangefarben eingefärbt. Auch ein älterer Kunde will wohl seine Ostereier nicht färben. Er fragt nach braunen Eiern. Auch er wird mit einem Ostergruß verabschiedet. So wie alle anderen Kunden. Bei durchschnittlich zwei Kunden pro Minute macht das in einer Stunde 120-mal „frohe Ostern“ — Marktzeit war von 8 bis 16.30 Uhr.