Haans Partnerstadt Haans Partnerstadt bittet um Spenden

Haan · Haans polnische Partnerstadt hat 100 Kriegsvertriebene aus dem Nachbarland aufgenommen. Jetzt wendet sich der Bürgermeister an die deutschen Freunde.

Am Marktplatz von Dobrodzien (Polen) weist ein Wegweiser auf die deutsche Partnerstadt Haan hin.

Foto: Geraedts, Ralf

Bettina Warnecke hat in den vergangenen Tagen einen regen Whats-App-Austausch mit Andrej Jasinsky gepflegt. Der Bürgermeister aus Haans polnischer Partnerstadt Dobrodzien und seine deutsche Amtskollegin, sie hatten erwartungsgemäß vor allem ein Thema – die Situation der Kriegsvertriebenen aus Polens Nachbarland Ukraine. Nur etwas mehr als 500 Kilometer beträgt die Entfernung zwichen Dobrodzien und der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg). Die Menschen dort blieben bisher weitgehend verschont, bereiten sich jetzt aber ebenfalls auf Angriffe vor und versuchen, die Gebäude abzusichern, wie Nachrichtenagenturen melden.

Haans polnische Partnerstadt (knapp 10.000 Einwohner) hat nach Angaben von Andrej Jasinsky bisher rund 100 Kriegsvertriebene aus der Ukraine aufgenommen. Die Lage sei „sehr dynamisch“, berichtet er. Während die meisten zu Anfang noch in die polnischen Großstädte geflohen seien, kämen jetzt auch viele in kleine Städte wie Dobrodzien.

Der Bürgermeister hat einen Spendenaufruf für die Stiftung „Stowarzyszeny Dobrodzien potrzebujqcym“ (Organisation für Bedürftige in Gutentag, Oberschlesien) ins Haaner Rathaus geschickt, den die Gartenstadt jetzt veröffentlicht (siehe Info-Kasten). Darin heißt es wörtlich: „In dieser Zeit unternimmt die Stiftung alles in ihrer Macht stehende, um Familien mit Kindern aus der Ukraine unterzubringen und zu verpflegen.“ Mit dem Geld werde in erster Linie die Grundversorgung sichergestellt (Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung).

In Haan sind mit Stand 9. März insgesamt 41 Kriegsvertriebene aus der Ukraine registriert, darunter 17 Kinder und Jugendliche. Diese seien bis auf eine Ausnahme zumindest vorübergehend in privaten Unterkünften untergebracht, heißt es aus dem Rathaus. Das Amt für Soziales und Integration stehe im engen Austausch mit den Gastfamilien und biete Unterstützung in administrativen Fragen sowie bei der Gesundheitsvorsorge an. Zurzeit verfügt die Stadt neben ihren eigenen Flüchtlingsunterkünften über rund 70 private Unterkünfte.

Wegen der starken Fluchtbewegungen hat die Verwaltung nach eigenen Angaben einen Stab für außergewöhnliche Ereignisse eingerichtet, der in kurzen Abständen eine Lagebeurteilung vornehmen, daraus Maßnahmen ableiten und umsetzen soll. Derzeit werde etwa geprüft, welche Unterbringungs- und Versorgungskapazitäten in welchen Stufen ertüchtigt werden können, um auf verschiedene Zuzugs-Szenarien vorbereitet zu sein.

Besonders freut es die Stadt, dass das bewährte Ehrenamtsnetzwerk von vielen ehrenamtlichen Dolmetschern verstärkt wird, die teils sogar an Wochenenden im Einsatz sind.

Für schulpflichtige Kinder laufen Vorbereitungen, um sie in den Unterricht einzubinden. In Zeiten von Flucht werde Schule „ein wichtiger Ankerpunkt sein für das Lernen sowie das psychische und soziale Wohlbefinden von geflüchteten Kindern und Jugendlichen“, betont die Stadt.

Unterdessen kündigten die Schülervertretungen der Gesamtschule, des Gymnasiums und der Freien Waldorfschule in Gruiten sowie die Delegierten des Jugend- und des Kinderparlaments an, gemeinsam an den nächsten Markttagen in der Innenstadt um Spenden für das Bündnis „Aktion Deutschland hilft“ zu sammeln. In den vergangenen Tagen wurden blau-gelbe Schleifchen gebastelt, die die Spender nun im Gegenzug für ihre Geldzuwendung erhalten sollen.