Hilden/Haan Klimademo legt Haaner City lahm
Hilden/Haan. · Zur ersten Klima-Demo in Hilden kamen 100 Teilnehmer, in Haan waren es 700 Aktivisten.
„Ich hatte nur mit 30 Teilnehmern gerechnet“, freut sich Benjamin Rhode über die rund 100 Jugendlichen und Erwachsenen, die Freitag in Hilden für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen. Der 17-jährige „Fridays for Future“-Aktivist hatte die Kundgebung angemeldet, weil er nicht nur in Düsseldorf demonstrieren will. Künftig soll jeden zweiten Freitag in Hilden demonstriert werden. „Eins, zwei, drei, vier für die Umwelt kämpfen wir“, skandieren die Teilnehmer: „Neun und zehn der Widerstand wird weitergehen.“
Auch Bürgermeisterin Birgit Alkenings demonstriert mit, ebenso Stadtverordnete der Grünen und Mitglieder des BUND Hilden. „Ich bin dabei, weil mir meine Zukunft wichtig ist“, sagt Niels. Seit fünf Jahren verzichtet der 17-jährige Schüler auf Fleisch und Fisch.
„Ich kann noch nicht behaupten, dass ich mein Leben verändert habe“, räumt Vallery ein. Die 17-Jährige geht demonstrieren und nicht ins Boni, weil sie sich nicht länger von vagen Klimaschutz-Ankündigungen der Politik abspeisen lassen will. Der Protestzug zieht vom Boni über die Gerresheimer-/Berliner- und Hochdahler Straße in die Mittelstraße. Behindert wird der morgendliche Berufsverkehr nur wenig.
„Es geht um die Zukunft auch meiner drei Kinder“: Deshalb ist Monika Spillner dabei. Die meisten Passanten reagieren positiv. „Überall in der Umwelt ist schon Plastik“, sagt Halina Matern: „Es ist Zeit, etwas zu tun. Gut, dass die Jugendlichen auf die Straße gehen.“
Familie Marzinzik fliegt nicht mehr, sondern nimmt den Zug
Anne Marzinzik macht ein Foto von der Demo. „Meine Söhne sind 13 und 15 Jahre alt. Der Klimawandel ist Gespräch in der Familie. Wir fliegen nicht mehr, fahren jetzt mit dem Zug zum Urlaub in die Berge.“ Christian Hagemeyer ist mit dem Rad auf dem Weg zur Arbeit und hält kurz an.: „Die Kinder machen Krach und bekommen Aufmerksamkeit. Das ist gut, denn die Sache ist wichtig.“
Aufmerksamkeit zu erreichen, ist auch das Ziel der „Fridays for Future“-Demonstranten“ in Haan – und dort gelingt die Umsetzung geradezu spektakulär. Schon zum Start der Demo im Park Ville d‘ Eu zählen die Veranstalter mehr als 700 Teilnehmer. „Ich bin total begeistert, hier sind ganze Schulklassen mit ihren Lehrern vertreten“, jubelt Marek Kasper, der Koordinator für die FFF-Bewegung in der Gartenstadt.
Tatsächlich halten auch viele jüngere Schüler, die im Klassenverband gekommen sind, ihre Botschaft auf vorher präparierten Pappen in die Kameras und zu den Leuten, die am Rand der Demo-Strecke immer wieder herüberschauen: Einige recken den Daumen in die Luft, um ihre Sympathie deutlich zu machen, andere schauen weg.
Kritisch wird die Situation lediglich ein einziges Mal, als an der der Dieker Straße plötzlich Eier aus einem Haus auf die Demonstranten fliegen. Doch das erledigt sich schnell, wie Kasper später berichtet.
Größeren Unmut richten die Schüler lediglich bei Autofahrern an, die von der Demo nichts wussten, jetzt aber im Mega-Stau auf der Kaiserstraße, der Alleestraße, aus der anderen Richtung bis Haan Ost oder von der Feuerwehrwache aus stehen.
Eine handvoll Demonstranten geht an den Autos vorbei und informiert die Fahrer, warum gerade nichts mehr geht. Effekt: So mancher Zorn ist schnell wieder verrraucht. Erst recht, weil es ja nicht nur die Schüler-Demo ist, die die Blechlawine zum Stoppen bringt – auch der Aufbau der Haaner Kirmes trägt schließlich zum Stillstand bei.