Leihgroßeltern in Haan Großeltern und Familie finden sich
Haan. · Familien und Senioren werden von der ehrenamtlichen Initiative „Großeltern Netzwerk Haan“ zusammengeführt.
Mit dem Enkel spazieren gehen, backen oder werkeln – mit kleinen Freizeitaktivitäten prägen Großeltern die Kindheit eines jeden auf unterschiedliche Weise. Immer öfter fehlt jedoch der Einfluss der alten Generation. Die Initiative „Großeltern Netzwerk Haan“ führt Familien und Senioren, die jeweils Bedarf nach Kontakt oder Unterstützung haben, zusammen.
Gründer des Netzwerks sind Britta Höfferling und Anna Ruschkowski. Aus Mehrgenerations-Haushalten stammend, wissen die beiden den positiven Einfluss ihrer Großeltern auf sie, sowie den ihrer Eltern auf ihre Kinder zu schätzen. Dass diese Einwirkung oft fehle, aber gewünscht sei, werde an Höfferling in ihrem Beruf als Tagesmutter immer wieder herangetragen, berichtet sie.
Mit Projekten aus Hilden oder Solingen als Vorbild, plante sie daher mit Ruschkowski die Umsetzung des „Senioren Netzwerks“ in Haan – einer Stadt deren Einwohner zu über 20 Prozent älter als 65 Jahre sind.
Es sind einfache Dinge wie ein Besuch auf dem Spielplatz
„Wir haben hier viele engagierte und fitte Senioren“, berichtet Höfferling. Diese haben oft Interesse eine Bezugsperson für Kindern zu sein, wenn ihre Enkel zu alt werden oder sie nie welche hatten. Ähnliches gelte für die Kinder, die sich eine Partner wünschen, der Aktivitäten mit ihnen ausübt, die im Allag mit den Eltern zu kurz kommen. „Das sind ganz einfache Dinge wie ein Besuch auf dem Spielplatz“, erklärt Höfferling. Der Grundsatz des Netzwerks sei, dass die Senioren „kein Ersatz für eine Kinderbetreuung oder Haushaltshilfe“ sind. Sie sind Ehrenamtler, die nicht vertragsgebunden sind und keine Kosten haben sollten. Was wie lange gemacht werde, wird nach Bedarf mit den Familien abgesprochen.
Dem zu Grunde liegt ein Formular, in dem Senioren und Familien eintragen, was sie zu geben haben und was sie dafür zu bekommen wünschen. Familien nennen, welche Leistung (meist Freizeitaktivitäten) für wie viele Kinder über welchen Zeitraum verrichtet werden soll. Gleichzeitig wird unter „Gegenleistung“ festgehalten, was die Senioren von der Familie zu erwarten haben (von Alltagsdiensten bis Teilhabe an Festen). Die Leihgroßeltern vermerken dies ihrerseits unter „Wertschätzung“ und informieren zudem, was sie über welchen Zeitraum mit den Kindern unternehmen wollen und welche Qualifikationen sie dazu aufweisen. All diese Angaben seien notwendig, um die Wünsche der Senioren und der Familien bei der Vermittlung berücksichtigen zu können, geben Höfferling und Ruschkowski an.
Das Netzwerk ist im März angelaufen und hat bereits sein erstes Erfolgserlebnis zu verzeichnen. „Die passten zusammen wie Topf und Deckel“, beschreibt Höfferling das von der Initiative zusammengeführte Paar. Eine Familie hat für ihr Kind einen Patronen gesucht, der bei Notfällen einspringen und helfen kann. Höfferling und Ruschkowski vermittelten ein Rentner-Ehepaar, dass genau diesen Platz zu füllen suchte: Freizeit mit dem Kind verbringen, um Eltern zu entlasten oder das Kind von der Kita abholen, wenn es keiner der Bekannten schafft.
Bisher haben sich 15 Familien, aber nur drei Senioren gemeldet
Eigentlich sei das Netzwerk noch in der „Senioren- und Familienjagd“, gibt Höfferling an. Das erste Erfolgserlebnis sei ein Glücksfall gewesen, da die Partner direkt zueinander fanden. Der übliche Ablauf sei jedoch ein anderer: Die Daten der Interessenten werden aufgenommen und solche mit ähnlichen Wünschen gruppiert. Bei einem unverbindlichen Treffen von Gruppen aus mehrere Familien und Senioren sollen sich die Partner eigenständig finden. Im Anschluss werden die Paare werden weiter von dem Netzwerk betreut und beraten. Ziel sei die möglichst selbstständige Integration der Großeltern in die Familie, gibt Ruschkowski an.
Das System steht und fällt mit dem Interesse der ehrenamtlichen Senioren. Bisher haben sich 15 Familien aber nur drei Pensionierte bei dem „Großeltern Netzwerk“ zur Vermittlung eingetragen. Weitere Anwärter hofft das Netzwerk im Rahmen des „Haaner Sommers“ und auf Info-Veranstaltungen in Seniorenzentren und Kirchentreffs zu werben.
Mit neuen Interessenten hoffen die Gründer bald durchstarten zu können. Zur Unterstützung haben sie sich Hilfe von Institutionen, unter anderem das Familienzentrum „Haus für Familien“ und das Jugendam geholt. Für die Senioren bietet das Netzwerk einen kostenfreien Erste Hilfe Kurs an. Alle Beteiligten sind zudem über eine in ganz NRW geltende Versicherung für Ehrenamtler abgesichert.