Menschen auf dem Markt Otmar Stammens Obst muss nicht glänzen
Hilden. · Am Marktstand auf dem Nové-Mesto-Platz gibt’s das, was der Bauer selbst angebaut hat.
Da gibt es keine ästhetisch arrangierten Kisten mit wie poliert wirkendem Obst in leuchtenden Farben oder appetitlich arrangiertem Gemüse, sondern das, was der Bauer überwiegend selbst angebaut hat. Mangold, Zucchini, Gurken und Kürbis liegen in den Kartons, nicht immer eine Augenweide, aber dafür absolut frisch. Eine Kundin möchte Dillgurken selbst einlegen, und erhält die drei Kilo Gurken zu einem Sonderpreis, auch ein Bündchen Dill kommt noch dazu. Kartoffeln, Zwiebeln und einige Obstsorten wie die Nektarinen aus Spanien holt Stammen, dessen Wecker werktags regelmäßig um 2 Uhr morgens klingelt, vom Großmarkt. Darüber hinaus bietet der 65-Jährige, der bereits als kleiner Junge seinem Opa auf Märkten geholfen und vor mehr als 40 Jahren schließlich dessen rund 2500 Quadratmeter großen Gärtnereibetrieb an der Baumberger Griesstraße übernommen hat, verschiedene Kräuter, Petersilie, Dill und auch Schnittlauch, der in Supermärkten frisch nur selten erhältlich ist, an. Die Kräuter gibt es nicht nur im Bund. Wer als Liebhaber frischer Kräuter Balkon oder Terrasse als Anbaufläche nutzen will, wird ebenso bei Stammen fündig, denn seine Kräuter und sogar einige Gemüsepflanzen können auch in Töpfen zum Selbst-Auspflanzen gekauft werden.
Bei Otmar Stammen gibt
es jetzt auch Hitzepreise
„Hier bekomme ist immer ganz tolle Ware, und Stammen ist einfach ein Guter“, lobt überschwänglich Dorlis Knorpp den Gemüse-Spezialisten mit der sonnengegerbten Haut. Die Hildenerin zählt zu den vielen Stammkunden, die Stammen das Überleben als Marktbeschicker sichern. „Hitzepreise“ ruft Stammen laut, „drei Bünde Mangold, eigene Ernte, ganz frisch, erst gestern geerntet, für zwei Euro“.
Die aktuelle Hitzeperiode verringert den schmalen Gewinn zusätzlich. Selbstgemachte Marmeladen aus Früchten aus dem heimischen Garten wie Stachelbeeren oder schwarze Johannisbeeren, die er gemeinsam mit seiner Frau Liane einkocht, erhöhen ein wenig den Umsatz.
Auch das Binden von Tannengrün zu Adventskränzen in der Vorweihnachtszeit tragen ein wenig zum Familien-Einkommen bei. Unter dem Strich muss dafür aber immer eine durchschnittliche Arbeitszeit von bis zu 120 Stunden in der Woche investiert werden.
„Ich darf gar nicht meinen Stundenlohn ausrechnen, wenn meine Frau und ich den Mindestlohn bekämen, würden wir so hoch springen“, sagt Stammen und hebt die Hand über Kopfhöhe. Seine Zukunft als Marktbeschicker sieht er nicht gerade optimistisch. „Ich habe glücklicherweise viele gute Stammkunden, und diese Kundschaft pflege ich, sie hilft mir irgendwie zurechtzukommen“ sagt der Bauer aus Leidenschaft, der sich keine andere Tätigkeit vorstellen kann.
Bei dem immensen Arbeitspensum am Stand und auf dem Hof bleibt so gut wie keine Zeit für intensive Hobbys. „Wenn dann doch noch etwas Zeit bleibt, verbringe ich die gern mit Modellbau oder mit Lego-Technik, das entspannt mich am besten“, so Stammen.