„Henry, der Schnüffler“ überführt den Kuchen-Mörder
Im Fabry-Museum geschieht ein Mord. Zwölf jugendliche Ermittler überführen den Täter.
Hilden. Die Blässe steht ihr ins Gesicht geschrieben. Aus ihrer Lunge entweicht kein Atemzug mehr. Regungslos hängt Amalia auf einem Stuhl im Wilhelm-Fabry-Museum. Vor ihr steht ein Tisch mit Getränken und Speisen. Keine Frage: Die Museumsangestellte ist tot. Und nicht nur das. Sie starb keines natürlichen Todes.
Aber wer ist der Mörder? Mit der Ferienaktion „Mord im Wilhelm-Fabry-Museum“ begaben sich zwölf Kinder und Jugendliche auf ein kriminalistisches Gebiet. Wie echte Profis untersuchten sie eine Woche lang Indizien und kamen dem Mörder auf die Spur. Ihre jungen Betreuer Javed Lindner (14) und Torsten Simon (16) standen ihnen dabei mit chemischem Wissen zur Seite. Beide sind Mitglieder der Chemie AG am Helmholtz Gymnasium.
Um eine Vergiftung der Toten nicht auszuschließen, destillierten die Kinder zunächst die Getränke auf dem Tisch. Davon war die elfjährige Katharina besonders angetan. „Das Destillieren hat richtig viel Spaß gemacht“, sagt sie enthusiastisch. Auch Valentin ist von den chemischen Versuchen begeistert. „Ich finde es toll, einen Mörder mit Chemie zu überführen“, sagt der Elfjährige.
Der Weg zur Auflösung des Falls ist ein schwieriges Unterfangen. Die Kinder gehen zunächst von einer Vergiftung mit Pilzen aus. „Das war der Knollenblätterpilz. Der sieht genauso aus wie ein Champignon, ist aber hochgiftig“, erklärt die Chemikerin Roswitha Dickenscheid-Simon. Gemeinsam mit Chemielehrer Walther Enßlin betreut sie die Ermittler. Die gesamte Gruppe fährt sogar auf ein Gut nach Leverkusen, um dort über giftige Pilze zu recherchieren.
Ein Brief der Verstorbenen lässt die Truppe dann aber stutzig werden. „Im Museum passieren komische Dinge“, steht darin. Alte Bücher und Instrumente sind aus dem Museum verschwunden. Schnell kommen die jungen Spürnasen dem Mörder auf die Schliche.
Bernd Morgner, stellvertretender Museumsleiter, hat Amalia getötet. Die Gier nach einer teuren, goldenen Schallplatte von Louis Armstrong machte ihn zum Mörder. Dafür verkaufte er sogar Museumsgut auf dem Schwarzmarkt. In einem chemischen Versuch weisen die Kinder dann eine Vergiftung nach. „Da war eine Überdosis Opium im Kuchen von Herrn Morgner“, sagt Henry, der sich „Henry, der Schnüffler“ nennt.
Der Siebenjährige deutet mit dem Finger auf den Mörder. Mit Mikroskop, Lupe und sogar einem Giftmesser rücken sie dem kaltblütigen Morgner zu Leibe. „Ohne Anwalt sage ich nichts“, stammelt der angesichts der erdrückenden Beweislast.
„Alle Betreuer waren sehr fleißig und haben noch lange am Abend viele Vorbereitungen getroffen“, zieht Morgner eine positive Bilanz. „Die Kinder waren hochkonzentriert und mit Enthusiasmus bei der Sache“, sagt Dickenscheid-Simon. Deshalb soll im kommenden Jahr wieder gemordet werden.