Hilden/Genf Gymnasiast erforscht Teilchenbeschleuniger

Hilden. · Moritz Bürger hat im Genfer Kernforschungszentrum mit 23 anderen Schülern gearbeitet.

Moritz Bürger bei einem Besuch des CMS (Compact Muon Solenoid). Dabei handelt es sich um den schwersten Teilchendetektor, der jemals an einem Beschleuniger gebaut wurde.

Foto: Moritz Bürger

Wenn es um Fragen zur Teilchenphysik geht, dann ist Moritz Bürger der richtige Ansprechpartner. Insbesondere wenn es um die Funktion eines Kreis- oder Linearbeschleunigers geht. Denn wie man das Erstgenannte verbessern kann, um dann auch im Unterricht einsetzen zu können – dieser Frage ist der Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums zwei Wochen lang am Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Genf, nachgegangen.

Möglich gemacht hatte das ein Praktikum, das die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) ausgeschrieben hatte. Auf 24 Plätze hatten sich insgesamt 700 Schüler aus ganz Deutschland beworben. Zwar hatte es im ersten Anlauf für den 17-jährigen Hildener nicht geklappt– bereits im Mai hatte es für die Schüler ein Praktikum gegeben – da der Andrang jedoch so enorm war, wurden im November 24 weitere Schüler nach Genf eingeladen. Unter ihnen auch Moritz Bürger. „Es war eine tolle Erfahrung, dort gewesen zu sein“, berichtet er nach seiner Rückkehr. „Ich habe viel gelernt, auch Dinge, die ich außerhalb des Cerns anwenden kann, wie beispielsweise Modelle für den 3 D-Drucker zu entwerfen.“

Das Cern in Genf ist das weltgrößte Forschungszentrum für Teilchenphysik. Allein das Gelände ist beeindruckend: Es ist etwa zwei Kilometer lang, 900 Meter breit und beherbergt überirdisch eine Vielzahl von Experimentierhallen und Bürogebäuden sowie ein 360 Kilometer langes Straßennetz. „Das Wichtigste am Cern ist natürlich der 27 Kilometer lange, bis zu 150 Meter tiefe unterirdische Ringtunnel, in dem zwei Protonenstrahlen mit 99,9 Prozent der Lichtgeschwindigkeit gegenläufig kreisen und zu geeignetem Zeitpunkt an vier Positionen zu Frontalkollisionen gebracht werden“, erklärt Jutta Vogelsang, Physiklehrerin am Bonhoeffer-Gymnasium, die besonders stolz ist, dass ihr Schüler Moritz nach Genf reisen durfte.

Der Hildener will später vermutlich Physik studieren

Damit hat sich für den Hildener, der später vermutlich einmal Physik studieren will, ein Traum erfüllt. Auch wenn der Besuch am Cern nicht ganz so neuartig für ihn war. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Gymnasiast dort an einem fünftägigen Workshop teilgenommen, der regelmäßig für Schüler im Frühjahr und Herbst stattfindet. „Dieses zweiwöchige Praktikum jetzt war eine einmalige Gelegenheit, da es jedes Jahr für andere Mitgliedsländer angeboten wird“, berichtet Moritz Bürger. Beeindruckt ist er auch von der Größe des Geländes. „Es ist wie eine eigene kleine Stadt. Es gibt natürlich unzählige Forschungslabors, aber auch eigene Restaurants und sogar einen Taekwondo-Verein – theoretisch muss man das Gelände gar nicht verlassen“, erzählt der Hildener Schüler.

Das Cern muss man sich als riesiges Beschleunigerzentrum vorstellen. Es erzielt mit Hilfe großer Teilchenbeschleuniger fundamentale Erkenntnisse über den Aufbau der Materie aus Elementarteilchen und die Wechselwirkung zwischen diesen. Aufgabe von Bürger war es nun, am Cern gemeinsam mit einem anderen Praktikanten das Modell eines Kreisbeschleunigers zu verbessern. „Das war eine relativ offene Aufgabe, da unsere Betreuer damit vorher auch nie gearbeitet hatten und wir so nicht wussten, welche Probleme sich ergeben konnten, aber das war umso spannender“, erläutert er.

Am Ende hatten alle Teilnehmer ihre Ergebnisse präsentiert. Einen kleinen Vortag zu seinem Praktikum wird Moritz Bürger wahrscheinlich auch noch seinen Mitschülern halten. „Das kann besonders interessant für unsere Schüler der Einführungsphase sein“, erläutert Physiklehrerin Vogelsang. „Denn das kann auch eine Motivation sein, sich selbst am Kernforschungszentrum zu bewerben.“ Bislang gab es insgesamt vier Schüler des Bonhoeffers, die an Workshops des Cern teilgenommen haben.

(isf)