Hilden Leuchtturm-Projekt erst später
Hilden · 80 Menschen mit einer schweren Demenz können erst im kommenden Jahr in das innovative Lebens- und Wohnprojekt Ahorn-Karree einziehen. Grund: Ein Wasserschaden im Sommer 2020 unmittelbar vor dem Einzug.
Die Umzugswagen waren im Sommer 2020 schon bestellt, die ersten Bewohner sollten in das neue Ahorn-Karree des DorotheenViertels der Recke-Stiftung an der Horster Allee einziehen. Da wurde ein Wasserschaden im Erdgeschoss entdeckt. Ursache waren nach ersten Erkenntnissen mangelhafte Abdichtungen, offenbar Pfusch beim Bau. Glück im Unglück: Eine Versicherung übernimmt den Schaden und die damit verbundenen Kosten.
Die müssen beträchtlich sein. Denn die Reparatur wird am Ende zwei Jahre dauern. Zum 1. Juli 2022 sollen rund 80 Menschen mit einer schweren Demenz in das Ahorn-Karree einziehen, teilt Roelf Bleeker, Pressesprecher der Graf-Recke-Stiftung jetzt mit. Umfangreiche Rückbau-, Mängelbeseitigungs- sowie Sanierungsmaßnahmen seien notwendig.
Dabei sollen die hohen baulichen Qualitätsstandards des Ahorn-Karrees unbedingt weiterverfolgt werden, betont Petra Skodzig, Finanzvorstand der Graf-Recke-Stiftung: „Hier galt unbedingt das Motto Qualität vor Eile, gerade aufgrund der besonderen Anforderungen an dieses Bauprojekt. Wir wollen die von Anfang an geplante Qualität sicherstellen.“ Neben den umfangreichen baulichen Maßnahmen und Prüfungen mussten auch zahlreiche haftungs- und versicherungsrechtliche Fragen geklärt werden.
Das Ahorn-Karree ist ein bundesweit einzigartiges Leuchtturm-Projekt. Ziel ist eine würde- und respektvolle Begleitung und Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz. Betroffene haben einen starken Bewegungsdrang. Sie müssen geschützt werden, sollen aber nicht eingesperrt sein. Nach niederländischem Vorbild ist in Hilden ein „Quartier im Quartier“ geplant. Im „Dorotheen-Viertel“ sollen die Demenz-Schwerkranken gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Familien gleichermaßen geschützt und zugleich möglichst frei leben.
Die Architekten haben das Ahorn-Karree daher so geplant, dass die Bewohner und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, nicht die Pflege. Dazu muss das Pflegekonzept angepasst werden, aber auch die Gebäudestruktur.
Stiftung investiert 19 MIllionen Euro im Hildener Westen
Rund 19 Millionen Euro will die Graf-Recke-Stiftung im Hildener Westen investieren. Der Weg von der Idee bis zu ihrer Umsetzung ist lang und steinig. Der Dorotheenpark ist planungsrechtlich ein Sondergebiet. Die Recke-Stiftung wollte dort auch bis zu 80 Wohnungen für Mitarbeiter und Angehörige errichten. Das ist in einem Sondergebiet aber ausgeschlossen. Dadurch soll verhindert werden, dass die Bezieher der Wohnungen sich später durch die Sondernutzung „belästigt“ fühlen und gegen diese rechtlich vorgehen. „Wir werden gemeinsam mit dem Ministerium eine Lösung finden“, war der damalige Bürgermeister Horst Thiele 2012 noch optimistisch.
Die Stadt Hilden ist zwar der Graf-Recke-Stiftung dankbar, weil sie 2004 das vor der Insolvenz stehende Dorotheenheim mitsamt den alten Gebäuden übernahm. Helfen konnte die Kommune der Stiftung bei ihrem Wohnbau-Projekt aber kaum. „Auch wir sind von der Bezirksregierung abhängig“, erläutert Baudezernent Peter Stuhlträger. Der aktuelle „Dorotheenpark“ besteht aus drei Senioreneinrichtungen mit rund 230 Bewohnern. Neben dem Altenheim Haus Linde und dem Pflegeheim Haus Buche betreibt die Recke-Stiftung dort das gerontopsychiatrische Altenkrankenheim „Haus Ahorn“ mit etwa 100 Plätzen. Es ist die einzige geschlossene Einrichtung dieser Art im Kreis Mettmann. Dort werden schwer Demenzkranke nach richterlichem Beschluss aufgenommen, die sich und andere gefährden und in anderen Einrichtungen nicht mehr betreut werden können.
Jetzt aber sieht es ganz danach aus, als wäre der Weg frei zur Realisierung des ersten Bauabschnitts für das Leuchtturm-Projekt. „Die Planungen für eine große Einweihungsfeier im Spätsommer 2022 laufen ebenfalls schon an“, sagt Pressesprecher Roelf Bleeker: „Und das alles im großen Jubiläumsjahr der Graf-Recke-Stiftung, die dann ihr 200-jähriges Bestehen feiert.“