Corona-Lage in Hilden und Haan Unmut an Grundschulen wächst

Hilden/Haan · Die Infektionslage in Hilden, Haan und den anderen Städten im Kreis Mettmann scheint außer Kontrolle zu sein. In Schulen fallen positive Fälle dank der regelmäßigen Tests schnell auf. Doch dort macht sich Unmut breit.

Grundschüler müssen nach einem positiven Pooltest einen Schnelltest machen.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

25 Seiten umfasst die Liste der Kitas und Schulen, die im Kreis Mettmann aktuell mit Corona-Fällen zu kämpfen haben: „Alle Einrichtungen sind betroffen“, bestätigt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Die Lage vor Ort sei allerdings sehr unterschiedlich: Von einem Einzelfall bis zur Schließung kompletter Klassen oder Kita-Gruppen taucht in der Liste alles auf. Damit stellen Kinder im aktuellen Infektionsgeschehen einen „hohen Anteil“ der Infizierten dar, erklärt Daniela Hitzemann, ohne einen Prozentsatz nennen zu können. Mit der neuen Teststrategie in Förder- und Grundschulen dürfte sich die Lage noch einmal verschärfen, befürchten Lehrer.

Bisher haben die Schüler in Grund- und Förderschulen mehrmals pro Woche einen Pooltest gemacht und parallel dazu eine Einzelprobe abgegeben. Für den Pooltest landeten alle Teststäbchen in einer Tüte und wurden zusammen ausgewertet. Wenn das Labor dabei einen positiven Fall feststellte, werteten die Mitarbeiter auch die Einzeltests aus. Auf diese Weise sollten die infizierten Schüler vor Unterrichtsbeginn am nächsten Tag bereits von ihrer Infektion wissen und zu Hause bleiben. Alle anderen mit negativem Testergebnis konnten weiterhin die Schule besuchen. Seit dem Ende der Weihnachtsferien gab es diese Regelung.

„Das hat in der ersten Woche zumindest bei uns gut funktioniert“, erklärt Tobias Schmeltzer, Leiter der Wilhelm-Hüls-Schule an der Augustastraße in Hilden. Aber schon wenige Tage später mussten Lehrer, Eltern und Schüler länger warten, weil die Laboratorien nicht mehr mit der Auswertung nach kamen. Die Kinder sollten deshalb vorsichtshalber nicht in die Schule gehen, Eltern mussten sie zu Hause betreuen und teilweise Urlaub nehmen. Zum Schluss stellten einige Labore sogar die Auswertung der Einzeltests ein. Schüler aus einer Klasse mit positivem Schultest mussten deshalb bis auf Widerruf in Quarantäne bleiben, berichten uns Eltern. Eine untragbare Situation.

Vier Klassen parallel
komplett in Quarantäne

Die neue Teststrategie, die das Schulministerium nun vorgestellt hat, sorgt für weiteren Ärger: „Es entsteht großer Unmut auf Seiten der Eltern, aber auch auf Seiten der Lehrkräfte“, sagt Tobias Schmeltzer. So sieht der Plan aus: „Es ist keine Abgabe von Einzel-PCR-Rückstellproben an die Labore mehr vorgesehen. Schüler eines negativ getesteten Pools nehmen wie gewohnt am Präsenzunterricht teil. Schüler eines positiv getesteten Pools werden am nächsten Tag zu Unterrichtsbeginn in den Schulen mit Schnelltests getestet“, erklärte das Ministerium. „Einerseits sind die Schnelltests nicht besonders sicher“, erklärt Tobias Schmeltzer. Anderseits müssten 30 Kinder, von denen mindestens eins einen positiven Test hatte, gemeinsam in die Schule kommen, dort einen Schnelltest durchführen und dabei auch die Maske abnehmen. Dadurch werden Schüler und Lehrer der Gefahr einer Infektion ausgesetzt. „Wir fühlen uns unsicher“, sagt der Grundschulleiter.

Die Situation an den Grundschulen und in den Kitas verschärft sich unterdessen auch ohne neue Teststrategie weiter. An der Wilhelm-Hüls-Schule waren zwischenzeitlich vier Klassen parallel komplett in Quarantäne. Einige Kitas haben Notgruppen eingerichtet, weil sich ein Großteil der Angestellten infiziert hat. Auch viele Kinder sind betroffen. Die Schließung kompletter Einrichtungen sei bisher jedoch nicht nötig gewesen. „Wir bewerten jede Situation individuell“, sagt Daniela Hitzemann. Am Präsenzunterricht werde nicht gerüttelt.

Übrigens: Schulen und Kitas gehören ausdrücklich nicht zu den Infektionstreibern, betont Kreissprecherin Daniela Hitzemann. „Die Infektionen fallen dort nur auf, weil regelmäßig getestet wird.“ Infizieren würden sich Kinder und Bedienstete oft an anderer Stelle. Vor allem im privaten Bereich steckten sich die Menschen an.