In Unterhaan fehlen Kita-Plätze
Sechs Gruppen zu wenig sind im Stadtgebiet. Politik befürwortet einen Neubau im Haaner Westen und lehnt Erweiterung am Bollenberg ab.
Haan. Die Überlegungen, den Kindergartenneubau an der Robert-Koch-Straße in einem zweiten Abschnitt um zwei oder gar vier Gruppen zu erweitern, scheinen vom Tisch. Im Jugendhilfeausschuss winkten die Fraktionen am Donnerstagabend mit Blick auf die Kosten ab: 1,8 Millionen sollten die Räume für zwei zusätzliche Gruppen kosten, 2,3 Millionen Euro die Variante mit zwei Kita-Gruppen und Platz für ein größeres Angebot der Offenen Ganztagsschule am Bollenberg. Vielmehr wurde die Idee eines Investors bekannt, im Bereich Tenger eine Kita zu errichten. Bis zu den Haushaltsplanberatungen Ende Januar soll die Verwaltung jetzt erste Fakten zusammentragen.
In der Sitzung wurde erstmals über den neuen Kindertagesstätten-Bedarfsplan 2017/18 gesprochen. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass im Stadtgebiet sechs Gruppen fehlen. Und besonders im Bereich Unterhaan/Haan-West klafft die Schere zwischen Nachfrage und Angebot auseinander. Insofern hätte eine sechs- bis achtgruppige Einrichtung am Bollenberg nur bedingt Sinn gemacht.
Trotz der Erkenntnis, dass das Angebot ausgeweitet werden muss, ist derzeit völlig offen, wie das gelingen kann. Denn im Haushaltsplan 2017, den Stadtkämmerin Dagmar Formella am kommenden Dienstag im Stadtrat vorlegen wird, sei bislang kein Cent für weitere Kita-Vorhaben vorgesehen, stellte die Erste Beigeordnete in der Sitzung klar. Denn das Haushaltssicherungskonzept sieht vor, dass der Etat des Jahres 2020 ausgeglichen sein muss. Bislang weist die Finanzplanung ein hauchdünnes Haushaltsplus aus. Jede neue Investition könnte das Zahlenwerk ins Wanken bringen; gelingt der Haushaltsausgleich nicht, rutscht die Stadt in einen Nothaushalt und ist dann in ihrer Finanzhoheit arg beschnitten.
Die Zahl der Kinder in Haan steigt. Ende Oktober waren 1642 Einwohner jünger als sechs Jahre. Die Zahl der unter Sechsjährigen ist aktuell um 91 Kinder beziehungsweise sechs Prozent höher als 2015. Die Zahl der unter einjährigen Kinder ist die höchste seit mindestens zehn Jahren. Es gibt eine große Differenz zwischen den fortgeschriebenen und tatsächlichen Zahlen.
Der Plan weist eine Abweichung von 69 bei den Kindern unter drei Jahren aus und bei den Drei- bis Sechsjährigen von 28. Um der hohen Nachfrage zu entsprechen, haben neun Einrichtungen mehr Kinder (zwei bis acht, insgesamt 35) aufgenommen, für die eigentlich keine Plätze vorhanden sind. Es gibt 52 Flüchtlingskinder, die jünger als sechs Jahre sind. 18 sind in einer Betreuung, acht stehen auf einer Warteliste.
Über das elektronische Anmeldeverfahren „Kita-VM“ sind im Oktober 385 Anmeldungen abgewickelt worden. Dabei zeigte sich, dass immer mehr Eltern (73,8 Prozent) ihr Kind 45 Stunden in der Woche betreut haben wollen; Seit einigen Tagen ist über diesen Weg auch die Anmeldung für einen Platz in der Tagespflege möglich, erklärte Jugendhilfeplaner Christoph Tober, der Donnerstag letztmalig an einer JHA-Sitzung teilnahm. Zum Jahresende verlässt er die Haaner Stadtverwaltung. In vier Jahren und vier Monaten hat er im Bereich Kinder- und Jugendhilfe den Bestand erfasst und in Daten niedergelegt.