Aktion aus Dankbarkeit Iranerin schneidert Leseknochen

Haan · Eine Frau, die 2018 mit ihren beiden Töchtern aus Teheran geflohen ist und nun in Gruiten lebt, zeigt ihre Dankbarkeit auf besondere Weise.

Die Iranerin nähte Leseknochen für die örtlichen Kitas.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Wie man sich für eine erhaltene Spende dankbar zeigen kann, demonstrierte in Gruiten-Dorf eindrucksvoll eine Iranerin (ihr Name darf aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden), die 2018 mit ihren beiden Töchtern aus Teheran geflohen ist und in Gruiten ein neues Zuhause gefunden hat.

Ehrenamtliche Helfer der Flüchtlingsbetreuung des Bürger- und Verkehrsvereins (BVV) stehen der Familie zur Seite. Die Frau, die im Iran als Erzieherin tätig war, war über eine Spende in Form einer qualitativ hochwertigen Singer-Nähmaschine derart erfreut, dass sie die Nähmaschine sofort zum Einsatz zugunsten Gruitener Kinder brachte. Das Ergebnis sind 25 in vielen unterschiedlichen Dessins gemusterte Leseknochen, die an die fünf Kitas in Gruiten aufgeteilt wurden. Die Idee, diese Leseknochen zu fabrizieren, kam aus den Reihen der Flüchtlingsbetreuerinnen und -betreuer, insgesamt gibt es über 100, die Rosi Sticker vom BVV koordiniert. Die benötigten Stoffe stammen aus Spenden. „Dank einer Spende des Haaner Lions Clubs konnten wir zudem zertifizierte Inlets, die weitgehend schadstofffrei sind, kaufen“, erklärt Rosi Sticker.

Die Leseknochen
ähneln Nackenkissen

Die Leseknochen ähneln Nackenkissen, sind jedoch nicht wie eine Rolle rund, sondern liegen vergleichsweise stabil und dienen somit als Stützen für Bücher beim Lesen. „Die Kinder werden darüber hinaus noch total viele andere Ideen haben, was man alles mit den Leseknochen anstellen kann“, sagt Stella Dodillet, Leiterin des Waldorf Kindergartens Gruiten.

„Wir sind froh, dass unser Spendenprinzip, bei dem Geben und Nehmen gilt, zu einem so tollen Ergebnis geführt hat“, erklärt Frauke Heiden-Ziegert, seit Mai 2016 Ehrenamtskoordinatorin im BVV, und betont, dass auf diese Weise auch das Selbstwertgefühl der Geflüchteten gestärkt werde.

Im Sommer 2015 hatte der BVV mit dem Aufbau eines ehrenamtlich tätigen Netzwerks für die Flüchtlingshilfe, die sich zunächst auf die Bewohnerinnen und Bewohner der Unterkunft Düsselberger Straße 15 konzentrierte, begonnen. Das Netzwerk förderte Kooperationen mit der Stadt Haan, der Caritas im Kreis Mettmann sowie der katholischen Kirche in Haan. Die Ehrenamtlichen, insgesamt sind es über 100, engagieren sich für die Nachmittagsbetreuung von Kindern in der Flüchtlingsunterkunft, wöchentliche Sprachangebote und Konversationsgruppen, Gesprächsabende speziell für Frauen, Hilfe bei Amtsbesuchen sowie beim Umzug in eine eigene Wohnung. Die hat die Hobby-Näherin bereits und deshalb hat sie bislang überwiegend Gardinen und Kissenbezüge für deren Verschönerung genäht. An Kleidung für sich oder ihre Töchter traut sie sich mangels Erfahrung mit Schnittbögen noch nicht heran. Trotz der Freude zu Nähen steht das Lernen der deutschen Sprache und die B2-Prüfung im Vordergrund. Schließlich möchte sie auch in Deutschland wieder als Erzieherin arbeiten. Auch dann kann sie wieder etwas zurückgeben.