Stationenbericht des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr Gruitens Bahnhof ist „nicht tolerierbar“
Hilden/Haan · Der neue Stationsbericht des Verkehrsverbundes stellt Hilden Süd ein ordentliches Zeugnis aus. Gruiten zählt zu den sieben schlechtesten Stationen im VRR-Gebiet.
Es gibt Ergebnisse, die stehen bereits fest, bevor sie ermittelt werden. Der Bahnhof im Haaner Stadtteil Gruiten ist so ein Fall: Jahr für Jahr zählt er bei der Bewertung der Stationen durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zu den Schlusslichtern. Im Rahmen der neuesten Modernisierungsoffensive der Bahn wird zurzeit zwar noch heftig über eine neue Fußgängerüberführung diskutiert – doch immerhin gibt es jetzt konkrete Verbesserungspläne, und alles, was letztlich umgesetzt wird, kann den aktuellen Zustand nur aufwerten.
An den schlechten Noten für Gruiten ändert auch das überarbeitete Bewertungssystem nichts, das die VRR-Prüfer jetzt zum zweiten Mal hintereinander angewandt haben und das die Bedürfnisse der Reisenden stärker in den Fokus nehmen soll: Die Tester beurteilten die Stationen im Hinblick auf ihre Aufenthaltsqualität, die Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit.
Rückblende: Schon 2019 kam die Studie für den Bahnhof Gruiten zu einem nahezu verheerenden Ergebnis: Der wichtige Umsteige-Bahnhof für Verbindungen nach Köln und Düsseldorf wies fast in allen Bewertungskategorien Mängel auf. Bei Graffiti-Schmierereien gab es sowohl für den Bahnsteig als auch den eigentlichen Bahnhof die Bewertung „erhebliche Mängel, Verbesserungen dringend erforderlich“. Bei Funktionalität und Sauberkeit war angemerkt: „noch akzeptabel – geringfügige Mängel, Verbesserung nicht dringend erforderlich“. Das war dennoch die zweitschlechteste Kategorie des Bewertungsschemas.
Im aktuellen Bericht hat sich dieser Tenor trotz der neuen Bewertungsgruppen kaum verändert. Es gibt verschiedene Kategoriebezeichnungen, je nachdem, ob es nun um die Aufenthaltsqualität (in Gruiten als „verbesserungswürdig“ eingestuft), die Fahrgastinformation (ebenfalls „verbesserungswürdig“) oder die Barrierefreiheit („sehr hoher Handlungsbedarf“) geht. Das Gesamtergebnis für Gruiten ist allerdings ebenso eindeutig, wie erwartet. Die Prüfer kommen zu der Einschätzung: „nicht tolerierbar“. Beim Prüftermin im Dezember wurden zudem ein defekter Beleuchtungskörper im Zugangsbereich und ein weiterer auf den Bahnsteigen entdeckt.
Der Bahnhof Haan wird etwas besser eingestuft als Gruiten
Der Bahnhof Haan kommt immerhin noch auf das eine Kategorie höhere Gesamturteil „entwicklungsbedürftig“. Die etwas bessere Einstufung liegt aber wohl nur an seiner Fahrgast-Information, die die Tester als „hervorragend“ bewerteten.
Auch der Bahnhof Hilden bleibt „entwicklungsbedürftig“, kann aber immerhin mit Barrierefreiheit punkten. Die Prüfer sehen dort nur „geringfügigen Handlungsbedarf“, was als zweitbeste Kategorie gilt. Den gleichen Standard erreicht die Fahrgastinformation, nicht aber die Aufenthaltsqualität, die auch hier als „verbesserungswürdig“ eingestuft wird.
Die Station Hilden Süd schließlich ist der Primus unter den Bahnhöfen in Hilden und Haan. Gesamturteil: „ordentlich“, was an der „hervorragenden“ Fahrgast-Information sowie dem nur „geringfügigen Handlungsbedarf“ bei der Barrierefreiheit liegt. Die Aufenthaltsqualität bleibt auch hier allerdings „verbesserungswürdig“.
Auf das VRR-Gebiet bezogen hat sich die Gesamtsituation im Vergleich zum Vorjahr verbessert: Rund die Hälfte aller Stationen sei 2021 in einem guten Zustand gewesen, heißt es in dem Bericht. Allerdings wies die andere Hälfte demnach teils deutliche Schwachstellen auf. Entsprechend hoch ist den Prüfern zufolge auch nach wie vor der Handlungsbedarf, „um die Verhältnisse an den Stationen im Interesse der Fahrgäste zu verbessern“.
Die Bestnote erhielten dabei nur wenige: 24 Stationen bescheinigten die Profitester einen „ausgezeichneten“ Zustand, was einem Plus von 0,34 Prozent entspricht. Weitere 123 Bahnhöfe erzielten eine „ordentliche“ Gesamtbewertung, 2020 waren es nur 97. Genau 141 Haltepunkte waren im vergangenen Jahr „entwicklungsbedürftig“, nur sieben „nicht tolerierbar“, darunter Gruiten.
2021 war die Hälfte aller Stationen in einem guten Zustand, 2020 war dies nur bei rund 40 Prozent der Fall. „Wir freuen uns über diese positive Entwicklung“, erklärt Ronald Lünser, Vorstandssprecher des VRR, „auch wenn die Ergebnisse natürlich gleichzeitig zeigen, dass bei rund der Hälfte aller Bahnhöfe weiterhin Handlungsbedarf besteht.“