Kindergärten in Haan besonders betroffen Kitas und Jugendamt arbeiten am Limit
Haan · Corona-bedingte Krankheits- oder Quarantäne-Fälle haben besonders Stadtbedienstete in den Kitas und im Jugendamt ans Limit gebracht.
In der städtischen Kita Erikaweg hängen seit einigen Tagen Plakate mit der Aufschrift „Kita am Limit“ in den Fenstern. Sie stammen von der Dienstleistungs-Gewerkschaft „Verdi“ und sollen auf die personelle Unterbesetzung aufmerksam machen, die – vor allem verschärft durch Corona-Auswirkungen – momentan in vielen Kommunen für enorme Belastungen in den Kitas sorgt.
Genaue Zahlen für die Stadt Haan lieferte Hauptamtsleiter Gerd Titzer jetzt im Ausschuss für Digitalisierung, Organisation und Personal – und die hatten es in sich: Seit Anfang November vergangenen Jahres habe es bei den städtischen Bediensteten 92 Ausfälle wegen einer Corona-Erkrankung oder durch entsprechende Quarantäne-Maßnahmen gegeben, teilte er mit: 27 Fälle, also etwa ein Drittel, hätten ausschließlich Kita-Personal betroffen, 13 weitere das Jugendamt.
„Das sind beides Gruppen, deren Arbeitsalltag besonders viele Personen-Kontakte beinhaltet, die also nicht ins Home-Office geschickt werden können“, erläuterte Sozialdezernentin Annette Herz. Für die Erste Beigeordnete der Stadt eine Situation, auf die sich nur ganz schwer reagieren lässt. Grund: „Wir finden einfach keine Leute, die die Lücken schließen, weil sich so gut wie niemand mehr auf eine befristete Stelle bewirbt.“ Gerade auf diese Stellen sei die Stadt bei der Überbrückung der Ausfallzeiten aber angewiesen.
In der Auflistung sind Krankheits-Ausfälle, die nicht mit Corona in Verbindung stehen, übrigens noch nicht einmal aufgeführt. Die tatsächliche Zahl der Ausfälle dürfte also sogar noch höher liegen, denn es ist kein Geheimnis, dass die Kindergärten gerade bei Erkältungskrankheiten immer wieder zu Ansteckungs-Hotspots werden.
Als durchschnittliche Dauer der coronabedingten Ausfälle hat Hauptamtsleiter Titzer in seiner Auflistung zwei Wochen angesetzt: „Wir hatten aber auch Leute dabei, die vier bis sechs Wochen oder noch länger ausgefallen sind“, ergänzt er. Long Covid habe auch die Stadt nicht verschont.
Neben Kitas und Jugendamt bildete das Ordnungsamt mit 17 Corona-Ausfällen einen weiteren Schwerpunkt der Personalausfall-Welle – auch hier wieder bei Tätigkeiten, in denen sich Außenkontakte nicht vermeiden lassen. Die restlichen 35 Krankheitsfälle verteilen sich Gerd Titzer zufolge über das gesamte Rathaus. Mit frühzeitigen Impfangeboten, Einsatz von Alltagshelfern und umfassenden Hygienemaßnahmen versucht die Stadtverwaltung so gut es geht, die Kitas zu unterstützen. Aber das sei natürlich nicht dasselbe wie ein adäquater Personalersatz, sagte Annette Herz, die damit gleichzeitig eine Anfrage der WLH beantwortete.
Die landesweiten Zahlen, die „Verdi“ jetzt bekannt gab, sehen nicht besser aus. „Im Januar 2022 waren über 8400 Beschäftigte und mehr als 15 000 Kinder in den Kitas in NRW mit Corona infiziert, und wir sind dem weiterhin oft schutzlos ausgeliefert“, so die Gewerkschaft.