Ihr Lebenslauf zeigt zwei Schwerpunkte: Die Kunst und die pädagogische Arbeit.
Haaner Ratsherr und JHA-Vorsitzender geht in den Ruhestand Kinder stärken und ihnen eine Stimme geben
Haan · Jochen Sack hat als Ratsmitglied aufgehört. Der Sozialwissenschaftler hatviel für Kinder und Jugendliche bewegt.
Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben, sich unermüdlich für sie einsetzen, das hat Jochen Sack immer getan. Als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses und Ratsmitglied der Grün-Alternativen Liste (GAL) hat der 66-Jährige zwar aufgehört, für die Zukunft aber noch viele Ideen.
Jochen Sack: Genau. In meiner Biografie gab es thematisch nie Brüche, es waren nur viele Stationen. Begonnen habe ich künstlerisch: mit einer Ausbildung als Siebdrucker und der Arbeit bei einem Grafiker. Und als ich 15 Jahre alt war, wagte ich mich in das Büro von Joseph Beuys, der mein großes Vorbild war. Ich fragte ihn, was ich tun müsse, um bei ihm zu studieren. Seine Antwort: 15 sein, mittlere Reife haben, sich bewerben. Das hatte ich vor. Leider wurde er kurz danach entlassen.
Ihr Zivildienst bei der evangelischen Kirche in Haan führte Sie dann in die zweite Ihr Leben bestimmende Richtung: die sozialpädagogische.
Sack: Richtig. Ich habe mich in der evangelischen Kirche in Projekten gegen Jugendarbeitslosigkeit und in der offenen Kinder- und Jugendarbeit engagiert. Seit 1984 war ich dann Mitglied im Haaner Jugendhilfeausschuss, der damals noch Jugendwohlfahrtsausschuss hieß. Ein kleines Institut, welches aber große Sachen gemacht hat, nämlich Jugendhilfeplanung, führte mich nach Beckum, Monheim, Emmerich und Kleve. Auch eine spannende Zeit.
Ende der 90er Jahre stiegen Sie ganz intensiv in die sozialpädagogische Arbeit ein.
Sack: Genau, ich habe vier Jahre lang intensive Einzelbetreuung im Jugendamt Erkrath gemacht, danach die Projekte „Echt stark“ und „Musikklasse“ an einer Hauptschule betreut. Beim Deutschen Kinderschutzbund habe ich die Projekte „Soziale Frühwarnsysteme“ und „Kinderschutz und OGS“ geleitet.
Warum liegen Ihnen Kinder so am Herzen?
Sack: Das „Warum“ kann ich eigentlich gar nicht so genau beantworten. Mit 19 oder 20 Jahren habe ich zum ersten Mal eine Ferienfreizeit mit geleitet. Ab diesem Zeitpunkt war es für mich irgendwie selbstverständlich, für Kinder spezielle Dinge zu organisieren, ihnen eine Stimme zu geben und mich immer für sie einzusetzen.
2004 wurden Sie Ratsmitglied und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses.
Sack: Wissen Sie, wenn man 20 Jahre lang in einem Ausschuss sitzt, kennt man sich gut aus. Ich war sicher, als Vorsitzender noch mehr bewegen zu können und habe das auch getan. Und mich natürlich auch außerhalb dessen weiter für Kinder und Jugendliche stark gemacht. Ich habe rund 150 der 4000 Familienzentren in NRW aufgebaut, außerdem war der Ausbau der Kita-Plätze für mich schon immer ein sehr wichtiges Thema. Das hätte man in Haan damals, ich sage es einmal so salopp, fast verpennt. Es gab nicht genügend Plätze für die Über-Dreijährigen, geschweige denn für die kleineren Kinder. Heute sind wir eine der beiden am besten versorgten Städte in NRW. Das Gleiche galt für den Offenen Ganztag, hier leite ich seit 2005 den Qualitätszirkel. Heute sind wir auch hier bei einer tollen Betreuungsquote von 75 Prozent in der OGS. Und auch das reicht mir nicht: Mir geht es auch um die Qualität der Betreuung.
Insgesamt haben Sie äußerst viel für Kinder und Jugendliche in Haan bewegt.
Sack: Das stimmt, andererseits ist es aber eine kontinuierliche Aufgabe. Da darf man nicht nachlassen und es gibt noch viel zu tun. Meinen Platz im Jugendhilfeausschuss mache ich nun aber frei für die jüngere Generation. Perspektivwechsel tun immer gut.
Wie sieht Ihr Schwerpunkt für die kommenden Jahre aus?
Sack: Ich werde mich wieder stärker der Kunst widmen. Seit 2009 bin ich mit einem mobilen Atelier unterwegs, habe zum Beispiel beim Haaner Sommer Kunstwerke mit Kindern gestaltet. Mein Traum wäre ein stadtweites Kunstwerk. Da hat mir damals Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber vielleicht lasse ich diese Idee noch einmal aufleben.
Glauben Sie, dass Ihnen auch nur eine Sekunde langweilig werden wird?
Sack: (lacht herzlich). Oh nein. Ganz, ganz sicher nicht.