Lehrerfortbildung im Lions-Club: Helfer beim Erwachsenwerden
Lions-Club bildet Lehrer fort, damit sie Schüler beim Älterwerden richtig begleiten können.
Haan. Rahel Heidenreich erinnert sich noch gut an ihre Schulzeit: „Ich weiß, wie sehr meine Lehrer mich beeinflusst haben. Und wie gut ich es gefunden habe, wenn sie nicht nur die Oberfläche gesehen haben, sondern auch den Menschen dahinter.“
Die 27-Jährige ist Referendarin an der Emil-Barth-Realschule. Noch hat sie keine eigene Klasse. Gezögert hat sie aber nicht, als sich für sie die Möglichkeit zur Teilnahme am Lions-Quest-Seminar ergab.
24 Lehrerinnen und ein Lehrer der drei weiterführenden Schulen in Haan haben seit Donnerstagmorgen im Friedensheim an dieser Fortbildung teilgenommen. Finanziert wird sie vom lokalen Lions-Club.
Die Pädagogin Marie-Louise Schrimpf-Rager, ausgebildete Lions-Quest-Trainerin, verfolgte mit den Teilnehmern vor allem ein Ziel: ihnen zu zeigen, wie sie ein gutes soziales Klima in einer Klasse schaffen. „Denn das ist die Voraussetzung für ein gutes Lernklima“, sagte die Trainerin.
Das Programm mit dem Untertitel „Erwachsen werden“ wurde 1984 in den USA entwickelt und richtet sich an Schüler der Sekundarstufe I. In Deutschland werden seit 1993 Lehrer für das Programm fortgebildet, das sich in erster Linie mit Gruppenbildungsprozessen beschäftigt. In Haan war es das vierte Seminar.
„Als wir Lions Quest zum ersten Mal angeboten haben, war viel Skepsis auf beiden Seiten“, erinnerte sich Frank Jung, der als Mitglied des Haaner Clubs die Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen koordiniert. Während in diesem Jahr vor allem viele jüngere Lehrer teilnahmen, seien es im ersten viele „gesetztere Lehrer“ gewesen.
„Bei denen hat das so eingeschlagen, dass klar war: Wir machen weiter“, sagte Jung. Drei Intentionen verfolge der Club mit dem Angebot. „Wir wollen möglichst viel in Haan erreichen. Wir wollen alle Kinder erreichen. Und wir möchten, dass die Lehrer über ihren Zaun gucken und Kollegen anderer Schulen kennenlernen“, sagte er.
Ein Programm wie Lions Quest sei heute wichtiger denn je. Viele Funktionen von Eltern würden auf die Schule übertragen, weiß Jung. Jedoch käme der pädagogische Teil in der Lehrerausbildung immer noch zu kurz. „Diese Lücke wollen wir schließen“, betonte Trainerin Marie-Louise Schrimpf-Rager.
Auch Florian Jung, Klassenlehrer von Siebtklässlern an der Emil-Barth-Realschule, weiß um die wachsenden Aufgaben. „Die Arbeit im sozial-emotionalen Bereich wird immer wichtiger“, erläuterte er. „Von zu Hause und der Gesellschaft bekommen junge Menschen immer weniger Handwerkzeug mit, wie sie gemeinsam handeln und Konflikte lösen können.“
Der 27-Jährige will das Gelernte gleich in der kommenden Schulwoche umsetzen. Dafür hat er eine Klassenlehrerstunde zur Verfügung. Profitieren soll nicht nur seine siebte Klasse. Jung will das Wissen an Kollegen weitergeben: „Schließlich geht es darum, dass Schule funktioniert.“