Reiter sollen auch künftig Reitwege nutzen

Ab 2018 gilt ein neues Gesetz für Pferdehalter im Wald. Aber das ist in Hilden umstritten.

Foto: Olaf Staschik

Hilden. Der Albtraum von Achim Hendrichs, Sachgebietsleiter Grünflächen/Forst, sieht so aus: Alle hundert Meter im Stadtwald steht künftig ein Schild „Durchgang für Reiter verboten“. Im städtischen Forst gibt es viele Wege, rund 30 Kilometer. Dem kommunalen Forst droht nun ein Schilderwald. Denn weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit hat die rot-grüne Landesregierung das Landesnaturschutzgesetz geändert. Es ist bereits in Kraft. Ab 1. Januar 2018 gilt unter anderem eine neue Reitregelung. Dann darf in NRW nicht nur auf privaten Straßen, Fahrwegen und Reitwegen geritten werden, sondern auf allen Waldwirtschaftwegen, die von Fahrzeugen befahren werden können — es sei denn, sie sind für Reiter ausdrücklich gesperrt.

Die meisten Wege im Stadtwald sind Wirtschaftswege. Sie werden von den Forstleuten ebenso genutzt wie von den Rettungsdiensten. „Die Wege sind deshalb so breit, weil sie auch Rettungswege sind“, erläutert Förster Dennis Anders: „Sie dienen auch als Zufahrten für die Feuerwehr. Was viele nicht wissen: Im Stadtwald gibt es auch ein Hydrantensystem für den Fall von Waldbränden.“ Diese Wege werden natürlich auch von Radfahrern, Spaziergängern, Joggern und Hundehaltern genutzt. Reiter wurden von ihnen verbannt, indem sie als Wanderwege gekennzeichnet wurden. Das geschieht nicht, um die Reiter zu ärgern, betont der Förster: „Wir haben 15 Kilometer spezielle Reitwege im Hildener Stadtwald.“ Anders fürchtet massive Schäden an der Infrastruktur durch das neue Gesetz. Die Hufe der Pferde machen die Wege kaputt — die Fußgänger-Brücken übrigens auch. Sie sind zwar ausdrücklich für Reiter oder geführte Pferde gesperrt. „Aber daran halten sich viele nicht“, so seine Beobachtung: „Auch mit der Plakettenpflicht (jedes Pferd muss ein Kennzeichen tragen) nehmen es viele Pferdehalter nicht so genau. Aber ich habe ein gutes Gedächtnis. Man sieht sich irgendwann wieder.“

Eine neue Fußgängerbrücke kostet schnell mal eben 30 000 Euro. Vor den Politikern des Umweltausschusses sprach sich der Förster für eine gemeinsame Aktion von Ordnungsamt und Polizei im Stadtwald aus — um die Besucher an die Regeln zu erinnern. Die Wege im Stadtwald sind ohnehin mit Wanderern, Radlern, Joggern und Hundehalter so voll, dass Reiter für zusätzliche Probleme sorgen würden. „Der Wald ist längst an der Belastungsgrenze“, betont Dennis Anders. Der Forst werde so intensiv wie ein Stadtpark genutzt. Die Reiter sollen auch 2018 auf ihren Reitwegen bleiben. Um das zu erreichen, will die Stadt Hilden eine Ausnahmegenehmigung erwirken — gemeinsam mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises und dem Landesbetrieb Wald und Holz.

Ein geführtes Pferd gilt vor dem Gesetz wie ein gerittenes, darf also auch nur auf den entsprechenden Wegen geführt werden. Als sich die Politiker im Stadtwald umschauten, begegneten ihnen zwei Frauen, die ihre Pferde am Halfter führten — auf dem Wirtschaftsweg und ohne vorgeschriebene Plakette.