Schülertreffen nach 50 Jahren: „Wo bleibt der olle Krisch?“
Ehemalige Schüler und ein damaliger Lehrer des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums trafen sich 50 Jahre nach dem Abitur wieder.
Hilden. Im Alter von etwa 70 Jahren kann man auf ein erfülltes Berufsleben zurückblicken — und darauf, wie alles anfing. Das haben jetzt gut 20 Abiturienten des Jahrgangs 1963 des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums gemacht, die sich 50 Jahre nach bestandener Reifeprüfung in ihrer alten Schule getroffen haben. Schuldirektor Udo Kotthaus ist es eine besondere Freude, auch noch einen Klassenlehrer von damals begrüßen zu dürfen: Hans Körschgen erhält viele lobende Worte für seine Lebensleistung.
„Hier haben wir immer gesessen und gequatscht“, erinnert sich Dorothee Akstinat, als sie ihren alten Klassenraum betritt. Bibliothekarin hatte sie damals als Berufswunsch angegeben. „Ich bin froh, dass ich es nicht geworden bin“, sagt sie heute. Schnell habe sie gemerkt, dass sie mit Menschen arbeiten wollte. So wurde sie dann Ergotherapeutin. „Das macht mir heute noch Spaß“, sagt sie.
Das gemeinsame Lernen von Jungen und Mädchen hatte damals noch experimentellen Charakter: Es gab eine Jungenklasse, eine Mädchenklasse und eine gemischte. „Die gemischte Klasse war die beste“, schwärmt Christine Scheibitz, die auch die weiteste Anreise hatte — sie ist aus Zürich gekommen. Chemikerin — wie einst angegeben — ist sie nicht geworden. Sie hat in Zürich im Auftrag des Goethe-Instituts Deutsch für Fremdsprachler unterrichtet: „Da lernen Sie die Welt kennen, ohne hinzufahren“, blickt auch sie begeistert auf ihr Arbeitsleben zurück.
Weitere Klassenkameraden sind aus Berlin, München und Kiel angereist. Organisiert hat das Treffen Peter Thürbach, „denn wir sind die Dagebliebenen“. So beschreibt er die Tatsache, dass er und seine Frau Karin — aus dem gleichen Abiturjahrgang — Hilden nicht mehr verlassen haben.
Gleichwohl ist Hilden für ihn, wie für die meisten Mitschüler, nur zweite Heimat. Etwa zwei Drittel des Jahrgangs stammen aus der ehemaligen DDR und verließen den sich etablierenden Unrechtsstaat kurz vor dem Bau der Berliner Mauer. Besonders den Pfarrerskindern unter ihnen wurden dort weitergehende Schulbildung und somit berufliche Perspektiven verwehrt. Viele von ihnen lebten im Internat, das schon damals zum Gymnasium gehörte und speziell für sie errichtet wurde. Bis zu 250 Schüler wohnten dort zeitweise — heute sind es weniger als 40.
Im Laufe des Tages verfallen die gealterten Abiturienten immer mehr in ihren alten Schülerjargon: „Wo bleibt denn der olle Krisch?“ tönt es aus der Jungenklasse. Just in diesem Moment trifft Sigmund Krisch (gewünscht: Offizier; geworden: Lehrer) ein. „Wenn man den Esel nennt, . . .“
Beim Rundgang durch die Schule wird die gute Ausstattung bewundert. „Das war damals doch noch sehr bescheiden“, heißt es aus der Runde. Aber manches war früher eben doch besser, so Kotthaus: „Nur 15 Schüler in einer Klasse, das schaffen Sie heute nicht mehr.“