So schützen Imker ihre Bienen

Die Bienenzüchter in Haan tauschen jedes Jahr die Königin aus und sorgen so für eine Brutpause: ein Riesenerfolg. Dabei entdecken immer mehr Menschen die Imkerein für sich.

Foto: Stephan Köhlen

Haan. Wenn die Sonne scheint, die Blumen blühen und die Bienen eifrig bei der Arbeit sind, dann freut das des Imkers Herz. Imkerei ist für die meisten mehr als nur ein Hobby, es ist eine Leidenschaft. „Wer einmal den Imkervirus hat, den lässt er nicht mehr los“, weiß Landwirt Stefan Langensiepen aus eigener Erfahrung. Bei ihm fing alles damit an, dass immer wieder Imker zu ihm kamen, um seinen Hofladen mit Honig zu beliefern und um Bienenvölker auf seine Felder zu bringen.

Irgendwann kam Stefan Langensiepen auf die Idee, es selbst einmal zu versuchen. Er nahm Kontakt zu einem Berufsimker auf. „Zuerst habe ich zwei Bienenvölker gekauft“, erzählt der heute 43-Jährige. Auch trat er in den Bienenzuchtverein Haan ein, der bereits seit 1904 ein Treffpunkt für Bienenfreunde ist. Das war vor fünf Jahren. Inzwischen besitzt der Landwirt fünfzig Bienenvölker und züchtet selbst. „Das ist schon lange kein Hobby mehr.“ Seit Februar ist er nun auch der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins und löste Harry Lieske ab.

Der Bienenzuchtverein Haan hat derzeit 54 Mitglieder und betreut rund 300 Bienenvölker. Er hat ein eigenes Gelände in Haan-Gruiten, bietet einen Königinzucht-Lehrgang an und so manchen Fachvortrag. Ganz im Gegensatz zu den Schreckensmeldungen, die seit einiger Zeit das Aussterben der Bienen verkünden, sei es so, dass die Anzahl der Bienenvölker in Deutschland steige. „Die Imkerei boomt.“ Tatsächlich gebe es ein Insektensterben, aber nicht erst seit ein paar Jahren. „Das geht schon seit dreißig Jahren“, sagt Langensiepen. „Warum also hat man nicht schon vor zehn Jahren Alarm geschlagen?“

Womit die Imker vor allem zu kämpfen haben, ist die Varroa-Milbe. „Es ist meistens so, dass wenn Bienenvölker sterben, der Imker sie nicht richtig behandelt hat“, sagt Langensiepen. Gerade bei der Varroa-Milbe sei auch eine regelmäßige Kontrolle und Nachsorge notwendig. „Ansonsten können sich befallene Bienen in andere Völker einnisten und dann verbreiten sie die Milbe weiter.“

Harry Lieske, Imker

Die Milbe gilt als der bedeutsamste Bienenschädling weltweit. Der Befall der Bienen durch diese Milbe wird Varroose genannt. In Österreich ist die Varroose anzeigepflichtig, auch in der Schweiz existiert eine Meldepflicht, in Deutschland nicht. Hier ist sie lediglich durch die Bienenseuchen-Verordnung geregelt. Beim Kampf gegen die Varroa-Milbe gehen die Haaner Bienenzüchter schon seit Jahre neue Wege. „Wir tauschen jedes Jahr die Königin aus und sorgen so für eine Brutpause“, erläutert Harry Lieske.

Die wiederum ist für die Bienen wie ein Jungbrunnen. „Wir gehen mit kräftigen Völkern in den Winter und kommen so auch wieder heraus.“ Außerdem könne die Zeit genutzt werden, um der Milbe, die sich in den Brutzellen versteckt, mit biologischen Mitteln zu Leibe zu rücken.“ Dieses „Haaner Modell“ hat den Verein inzwischen über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Auch, wenn die Schuld am „Bienensterben“ häufig auf die Landwirtschaft geschoben werde, sei es eine Seltenheit, dass Bienenvölker durch Spritzschäden verenden. Als Landwirt und Imker kennt Stefan Langensiepen beide Seiten der Medaille.

Was ebenfalls großen Einfluss auf die Imkerei hat, ist das Wetter. „In diesem Jahr dauerte die Rapsblüte zu lang, weil es zu kalt war“, erzählt Langensiepen. Zwar standen den Bienen genug Pollen zur Verfügung, aber nachher zu wenig Nektar. „Die Honigernte war nicht zufriedenstellend“, bedauert er. Gerade beim Rapshonig, der in der Region „der Verkaufsschlager“ ist.