Nach den Überschwemmungen in Gruiten Sparkasse hilft den Flutopfern
Haan · Rund vier Monate nach dem Hochwasser scheinen die Schäden in Gruiten-Dorf beseitigt zu sein. Doch die rund 60 betroffenen Familien haben noch immer mit den Auswirkungen zu kämpfen.
Beim Blick ins Herz von Gruiten-Dorf erinnert kaum noch etwas an die verheerende Nacht vom 14. auf den 15. Juli, als die Düssel das denkmalgeschützte Örtchen überflutete. Die Bilder jener Nacht haben sich auch in Stötzners Erinnerung eingemeißelt. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen und so etwas habe ich in fast 70 Jahren zuvor nicht erlebt“, sagt der Vorsitzende des Bürger- und Verkehrsvereins Gruiten betroffen.
Obwohl Nachbarschaftshilfe im Ort immer großgeschrieben wurde nahm sie nach dieser Katastrophe deutlich zu. „Es haben alle mit angepackt und jene, die vom Wasser verschont blieben, haben den Helfern Kuchen vorbeigebracht und Brote geschmiert“, erinnert sich Stötzner. Auch die Spendenbereitschaft abseits der Ortsgrenzen sei so groß gewesen, dass der Verein selbst, um Spenden, wie etwa die von der Sparkasse, ordentlich entgegennehmen und an die Betroffenen weiterreichen zu können, seine Satzung änderte.
Sparkasse machte Vorschläge,
wo Spenden hinfließen
„Die Sparkassenorganisation hat einen Spendenaufruf gestartet und wir als Sparkasse vor Ort konnten Vorschläge machen, wo ein Teil der Gelder hingehen sollte“, erklärt etwa Andrea Gensky, Unternehmenssprecherin der Sparkasse Haan. „Die Spenden dürfen wir allerdings nicht an Privatpersonen überweisen, sodass wir praktisch darauf angewiesen waren, einen Verein zu finden, der das koordiniert.“ Dank Satzungsänderung und notarieller Beglaubigung konnte der BVV in den vergangenen vier Monaten eine Gesamtsumme von 202 522,52 Euro von fast 800 Spendern entgegennehmen. „Die größte Spendensumme haben wir letztendlich von der Sparkasse Haan erhalten“, berichtet Stötzner. „Die erste Spende von 5000 Euro von der Sparkasse Haan direkt und nun weitere 7500 Euro von der Sparkassen-Organisation.“
Die Gelder, verrät Stötzner weiter, seien längst nicht alle ausgezahlt und würden auch nur an jene fließen, bei denen keine Versicherung greife. „Der Verein behält dabei nicht, wie andere Organisationen, einen Eigenanteil für Verwaltung und Bearbeitung. Die Spenden gehen zu 100 Prozent an die Betroffenen, die sich zudem bereit erklärt haben, das Geld, das sie nicht für die Wiederherstellung ausgeben, an den Verein zurückzuüberweisen.“ Bislang sei Letzteres aber noch nicht geschehen.
Materialien, Bausubstanz, zahlreiche Gegenstände könnten mit Spenden wieder ersetzt werden, urteilt der Haaner Sparkassen-Chef Udo Vierdag, der sich zwar freute, den Bewohnern von Gruiten-Dorf mit der Spende etwas Gutes tun zu können. Er stellt aber auch klar, dass Geld allein nicht alles ist: „In vielen Fällen haben die Menschen im Hochwasser auch Dinge verloren, die sich nicht so einfach mit Geld ersetzen lassen.“ Eine funktionierende Gemeinschaft sei daher auch in den kommenden Monaten Gold wert.
Das bestätigt auch Stötzner. Denn auch wenn im Dorf oberflächlich alles wieder in Ordnung scheint, „es gibt viele Häuser, wo die Wände einfach nicht richtig trocknen, Tapeten und Farbe immer wieder runterkommen. Das wird also noch etwas dauern. Einige werden dieses Jahr Weihnachten daher wohl nicht zu Hause verbringen können.“ Um sich künftig besser vor Hochwasser zu schützen, plant der BVV noch in diesem Jahr unter dem Titel „Gruitener Gespräch“ Betroffene und Fachleute zusammenzubringen, um zu erfahren, wie sie sich in Zukunft besser vor Hochwasser schützen können.