Stadtwerke-Chef Schneider: „Wir legen Wert auf Nähe“
Interview: Die WZ sprach mit Stadtwerke-Chef Hans-Ullrich Schneider über seinen Wechsel nach Hilden und die Zukunft des Unternehmens.
Hilden. Seit dem 1. Juli 2010 ist Hans-Ullrich Schneider neuer Stadtwerke-Chef. Er trat die Nachfolge von Bodo Taube an, der den 150-Mann-Betrieb 16 Jahre lang leitete. Schneider, der aus dem hessischen Limburg stammt, ist 45 Jahre alt, vierfacher Vater und lebt seit 1998 in Hilden.
Herr Schneider, wie fühlen Sie sich im Chefsessel der Stadtwerke? Auch wenn Sie ja noch in der Eingewöhnungsphase sind?
Hans-Ullrich Schneider: Ich fühle mich wirklich wohl. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass ich jetzt schon seit 13 Jahren in Hilden lebe. Ich kenne die Stadt, die Menschen, das Umfeld. Das sehe ich klar als Vorteil. Von daher bin ich nicht völlig ins kalte Wasser gesprungen. Das sah zuletzt in Coesfeld anders aus.
Sie hatten in Coesfeld schon eine ähnliche Stelle?
Schneider: Ich war dort Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe. Coesfeld im Münsterland ist zwar etwas kleiner als Hilden und eher landwirtschaftlich geprägt. Aber vom Prinzip her sind die beiden Stellen durchaus miteinander vergleichbar. Als ich dort anfing, kannte ich allerdings kaum einen Menschen.
Und wie sind Sie nach Hilden gekommen?
Schneider: Man hat mich angesprochen — wohl, weil ich schon mal Vorträge rund um das Thema Energie halte. Außerdem war ich vor meiner Coesfeld-Zeit neun Jahre für den Düsseldorfer Wirtschaftsberater Wibera mit dem Schwerpunkt Energieregulierung aktiv. Da hatte sich der Name wohl herumgesprochen.
Oft heißt es ja: Neue Besen kehren gut. Was wollen Sie in Hilden anders machen? Was ist zum Beispiel intern passiert?
Schneider: Es geht nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Schließlich waren die Stadtwerke schon vor meiner Zeit gut aufgestellt und ausgerichtet. Nicht zuletzt dank der synergiereichen Kooperation mit den Düsseldorfer Stadtwerken. Ich werde das Ruder nur leicht nach links oder rechts bewegen. So haben wir seit dem 1. Januar flexible Arbeitszeitkonten. Es gibt keine Kernzeiten mehr, das regeln die Teams und Abteilungen intern. Außerdem bieten wir ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm an, erstellen Schulungspläne für jeden Mitarbeiter und unterstützen sogar Zusatzstudien. Wer sich bei uns beruflich verändern und weiterkommen will, kriegt diese Chance in der Regel auch. Nur so schaffen wir es, junge Leute für uns zu interessieren und langfristig an uns zu binden.
Und woran wird der Bürger merken, dass ein neuer Kapitän auf der Brücke steht?
Schneider: Nach außen spürbar wird das zum einen darin, dass wir zum Jahreswechsel die Preise für Strom, Wasser und Erdgas nicht erhöht, sondern stabil gehalten haben — einer guten Einkaufspolitik sei Dank. Außerdem haben wir unsere Servicezeiten täglich um eine halbe Stunde verlängert. Das Servicebüro ist jetzt montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr besetzt. Und wir legen noch mehr Wert auf Service, Nähe und Erreichbarkeit.
Sie liefern damit erneut ein Stichwort: Es heißt, Sie wollen die Kunden dabei unterstützen, Energie einzusparen. Beißt sich das nicht? Schließlich ist es Ihre Hauptaufgabe, Energie zu verkaufen.
Schneider: Das ist schon richtig. Aber für uns geht es darum, die Kunden über den Service zu gewinnen und zu behalten. So haben wir hauptamtliche Energieberater, die Industrie, Gewerbe und Haushalt gleichermaßen betreuen. Wo finden Sie so etwas? Mit Sicherheit nicht bei den Versorgern, die maximal über Callcenter mit ihren Kunden verbunden sind. Wir möchten den ganzheitlichen Service. Und dazu gehört nicht nur der Verkauf von Energie, sondern auch Beratung und Betreuung. Genau das macht uns aus, denn machen wir uns nichts vor: Es wird immer wieder billigere Anbieter geben als uns.