Supernah in Gruiten „Supernah“ wird ein Jahr alt

Haan. · Vor gut einem Jahr hat Christopher Bartels (33) „Supernah“ eröffnet – ohne Erfahrung, aber mit viel Herz für Gruiten. Mit dem kleinen Supermarkt möchte er nicht superreich werden, aber etwas für die Gesellschaft tun.

Christopher Bartels präsentiert Leckeres vor seiner Frischetheke.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Es riecht nach frischem Obst und Gemüse, nach Käse und nach Wurst, und damit ein bisschen nach früher und nach Heimat. „Supernah“ in Gruiten hat, obgleich es ein kleiner Markt ist, eine Frischetheke, und weckt damit Erinnerungen an die Kindheit, als die über die Theke gereichte Wurstscheibe Highlight des samstäglichen Familieneinkaufs war. Inhaber Christopher Bartels ist stolz darauf, dass „Supernah“ die Frischetheke hat, darauf dass er regionales Obst und Gemüse anbieten kann, „Salat und Sellerie von den Feldern ringsherum – und die weltbesten Erdbeeren aus Ratingen“, und darauf, was er in gut einem Jahr „Supernah“ erreicht hat.

Der junge Inhaber, aufgewachsen in Gruiten, begann als Quereinsteiger. Erfahrung brachte er aus der Fernsehbranche (er arbeitete als Aufnahmeleiter der WDR-Sendung „Der Vorkoster“) und aus der Gastronomie mit, außerdem eine Affinität zu Lebensmitteln und kleinen Läden, aber keine im Führen eines Supermarktes. „Ich wollte es einfach machen“, erzählt der 33-Jährige. Familie und Freunde hätten zwar durchaus ihre Bedenken geäußert, „und es ist wirklich ein Knochenjob, noch dazu in einer hart umkämpften Branche“, sagt Bartels, der täglich selbst im Laden ist, und das meist zwölf Stunden. Aber als der ehemalige Edeka in Gruiten schloss, war für ihn klar, dass etwas passieren muss, „das passte einfach so gut, ich musste es ausprobieren.“

Die Kunden schätzen die Freundlichkeit und Herzlichkeit, mit der Bartels und seine 30 Mitarbeiter jedem begegnen, der den Laden betritt. Bei Fragen („Wo finde ich denn Basilikum?“, „Haben Sie laktosefreie Milch?“, „Bin ich heute zu spät dran oder gibt es noch Bärlauch?“) steht sofort jemand bereit und begleitet den Kunden zum jeweiligen Regal. Wer eintritt, wird gegrüßt und grüßt entsprechend zurück, wer sich im Geschäft begegnet, schaut sich in die Augen und nickt. „Wir sind sehr nah dran am Kunden, das ist das Besondere bei uns“, beschreibt Bartels. Aus Gruiten, Haan, aber auch Vohwinkel und Mettmann kommt der stetig wachsende Kundenkreis.

Die Kunden fühlen sich gut aufgehoben und verstanden

„Supernah“ gehört keiner Kette an, beim Sortiment handelt es sich aber um die Produktpalette, die in Edeka-Märkten zu finden ist. Diese werde je nach Kundenwunsch ergänzt. Einen immer größeren Raum nehmen biologische, nachhaltige, vegetarische und vegane Lebensmittel ein. „Das entspricht absolut dem Zeitgeist“, sagt Bartels, der in seiner Zeit als Supermarkt-Besitzer schon jede Menge dazu gelernt hat. Immer besser wisse er beispielsweise Bestellmengen einzuschätzen, die nicht wie bei großen Supermarkt-Ketten von einem Computer berechnet werden, sondern im Kopf (und mit dem Herzen, ergänzt er). „Ich verfolge den Wetterbericht aufmerksamer und kann jetzt schon sagen, dass nächste Woche mehr Grillfleisch weggeht, während die fettarme, laktosefreie Milch derzeit nicht so gut läuft, da die Zielgruppe verreist ist.“ Neben Veganem und Bio-Food gibt es auch Feines und die „Gut und Günstig“-Produkte, „wir möchten ein Nahversorger für alle sein.“ Insgesamt führt „Supernah“ 9000 Produkte. „Meist haben wir einfach weniger von einem Produkt als große Ketten, also zum Beispiel nicht 20 Milchtüten, sondern zehn, und nicht alle Marken. Aber wer auch mal Butter einer anderen Marke probiert, stellt meist fest, dass die auch schmeckt.“

Die erste Zeit der Corona-Pandemie sei für „Supernah“ sehr gut gelaufen, „ich glaube, die Leute haben in der Zeit zu schätzen gelernt, in der Nähe einzukaufen.“ Jetzt in der Ferienzeit seien zwar doch mehr Kunden in den Urlaub gefahren, als es wegen Corona zunächst abzusehen war, insgesamt sei er aber sehr zufrieden mit dem Jahr. Seit Corona bietet Bartels auch einen Lieferdienst an, der dankbar angenommen wird: Die Kunden kommen entweder ins Geschäft und lassen sich die Waren anschließend nach Hause bringen, oder sie rufen an oder mailen ihre Wünsche und bekommen die Bestellung dann nach Hause. Ob er den Schritt mit „Supernah“ noch einmal gehen würde? Bartels denkt nach. „Eigentlich ja. Manchmal nein. Jein. Am Ende des Jahres muss ja schon auch etwas übrig bleiben. Obwohl ich eigentlich nicht superreich damit werden möchte. Das klingt jetzt sehr groß gedacht, aber: Ich möchte etwas für die Gesellschaft tun.“ Anstelle von Ballungszentren, auf die sich das Einkaufen konzentriert, sei es wichtig, in der Nachbarschaft Treffpunkte zu schaffen, die Charakter haben – und die nicht weniger in der Lage sind als große Ketten, die Wünsche der Kunden zu ­erfüllen.