Hilden Bauverein kann sich vor Anfragen kaum retten

Hilden. · In der Corona-Krise ist Solidarität gefragt. Die Wohnungsbaugenossenschaft lebt sie und versorgt ihre Mitglieder zuverlässig mit Wohnraum zu fairen Preisen – seit 100 Jahren. Das wissen wieder mehr Menschen zu schätzen.

Der Bauverein errichtet An den Linden 18/20 ein modernes Fünf-Familien-Haus mit Niedrigenergiestandard. Der Neubau passt sich in der Höhe der vorhandenen Bebauung an.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Wir sind die, bei denen kein Mieter seine Wohnung wegen der Corona-Krise verliert in Hilden“ steht auf der Homepage des Bauvereins Hilden. Seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie erlebt die Wohnungsbaugenossenschaft einen regelrechten Ansturm auf ihre Wohnungen. Sie ist eine erprobte Solidargemeinschaft – und das schon seit 100 Jahren. Solidarität ist in der umfassenden Corona-Krise offenbar wieder gefragt, glaubt Geschäftsführender Vorstand Lars Dedert. Bislang habe der Bauverein die Corona-Krise gut gemeistert. „Wir haben uns anfangs große Sorgen gemacht. Alle Mitglieder haben zum Glück ihre Miete gezahlt.“ Hintergrund: Bundestag und Bundesrat hatten beschlossen, dass Mietern von April bis Juni ein Zahlungsaufschub zu gewähren ist.

Zu Beginn der Krise wurden
alle Bauvorhaben gestoppt

Dedert ist ein vorsichtiger Kaufmann. Deshalb hatte er zu Beginn der Corona-Krise zunächst alle Baumaßnahmen und Projekte gestoppt. Inzwischen hat der Bauverein alle großem Vorhaben wieder aufgenommen. Dazu gehört auch der Neubau An den Linden 18/20. Ein eingeschossiges Doppelhaus aus den 1920/30er Jahren wurde abgerissen und durch ein modernes, zweigeschossiges Fünf-Familien-Haus ersetzt. Die beiden Erdgeschosswohnungen sind komplett barrierefrei. Inzwischen steht der Rohbau. „Wir hoffen, dass die Mieter spätestens Anfang 2021 einziehen können“, sagt Dedert: „Alle Wohnungen sind längst vergeben.“ Die Genossenschaft muss spitz kalkulieren, weil die Baupreise regelrecht explodiert seien. Das Fünf-Familien-Haus An den Linden 13/15 habe vor sieben Jahren 900 000 Euro gekostet. Die Kaltmiete beträgt 8,15 Euro. Der Neubau an den Linden 18/20 kostet rund 1,2 Millionen Euro: „Das sind 30 Prozent mehr allein aufgrund der gestiegenen Baukosten“, rechnet Dedert vor. Das wird sich auch auf die Kaltmiete auswirken: Sie beträgt neun Euro.

Der Bauverein modernisiert weiter seinen Bestand. Auch am Ohligser Weg 2/4 wird ein altes Siedlungshaus durch ein modernes Fünf-Familien-Haus mit Niedrigenergiestandard ersetzt. Wärmepumpge, Photovoltaik, besonders gute Wärmedämmung und intelligente Lüftung sorgen für niedrige Betriebskosten. Abriss des Altbaus noch in diesem Jahr, hofft Dedert und Neubau in 2021. Gleiches gilt für die alten Siedlungshäuser An den Linden 31/33. Der Abrissantrag sei bereits gestellt.

Ermöglicht hat das der Stadtrat durch die Änderung des Bebauungsplans Nummer 151. Die Stadt braucht bezahlbare Wohnungen, waren sich Stadtverordnete aller Parteien einig. Einer der wenigen Akteure, die solche Wohnungen tatsächlich auch errichtet, ist der gemeinnützige Bauverein Hilden.

2019 feierte der Bauverein sein 100-jähriges Bestehen. Genossenschaften erleben derzeit eine Wiedergeburt, weil sie eine wichtige Alternative zu Miet- und Eigentumswohnungen ­bieten.